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Fachkräfte
Steigende Nachfrage

Der indonesische Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin (l.) und der Leiter der Region Südostasien, Australien und Neuseeland, Dr. Stefan Dreyer, nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding in Jakarta.
Goethe-Institut Indonesien / Ryan Rinaldy

Seit 2007 engagiert sich das Goethe-Institut im Bereich der Qualifizierung und Beratung von Fachkräften aus dem Ausland. Im Interview sprechen Ulrike Drißner, Leiterin der Spracharbeit in Südostasien, und Regionalleiter Stefan Dreyer über Kapazitätsgrenzen und transparente Anwerbeprozesse.

Frau Drißner, als Leiterin der Spracharbeit in Jakarta mit regionalem Fachauftrag für Südostasien spielt die Qualifizierung von Fachkräften für Sie eine große Rolle. Welche Ziele verfolgen Sie in der Region?

U. D.: Seit 2019 bemerken wir, dass sich die Nachfrage nach Fachpersonal nicht mehr ausschließlich auf Pflegekräfte fokussiert. Erste Nachfragen nach sprachlicher Qualifizierung im Bereich Hotellerie und Gaststätten erreichten uns sowohl aus Deutschland als auch aus den Gastländern. Auch das Interesse am Thema duale Ausbildung stieg kontinuierlich. Auf regionaler Ebene machen wir Angebote für rekrutierende Institutionen, zum Beispiel für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Kontext des Programms „Triple Win“ oder für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, und wir bieten maßgeschneiderte sprachliche Qualifizierung sowie interkulturelle Vorbereitung an. Um das Wissen in der Region zu bündeln, das Arbeitsfeld breiter aufzustellen und voranzutreiben, entsteht ab April dieses Jahres das „Fachkräftekompetenzzentrum“ in Bandung. Perspektivisch werden wir bei steigender Nachfrage und trotz kontinuierlicher Lehrkräfteausbildung an Kapazitätsgrenzen stoßen. Aus diesem Grund suchen wir zunehmend nach Möglichkeiten, die sprachliche Qualifizierung in die nationalen Bildungssysteme zu integrieren.

Herr Dreyer, welche Rolle kann das Goethe-Institut für die Fachkräfteeinwanderung spielen?

S. D.: Das Goethe-Institut kann maßgeblich dazu beitragen, dass die Integration von sprachlich und interkulturell gut vorbereiteten Fachkräften in Deutschland gelingt und für Arbeitsmigrant*innen wie Arbeitgeber*innen zu einer Erfolgsgeschichte wird. Wir stehen aber auch für faire und transparente Anwerbeprozesse und -standards sowie für die partnerschaftliche Kooperation mit anderen deutschen Institutionen.

Anfang des Jahres wurde zwischen dem Goethe-Institut und dem indonesischen Gesundheitsministerium ein Memorandum of Understanding unterschrieben. Worum geht es bei dieser Kooperation?

S. D.: Bei der Kooperation mit dem indonesischen Gesundheitsministerium geht es primär um die Integration der sprachlichen und interkulturellen Qualifizierung in die Ausbildung von indonesischen Pflegekräften. Die Vision ist, an allen Schulen eine „internationale Klasse“ mit Deutsch im Curriculum einzurichten. Innerhalb der vierjährigen Ausbildung können die Pflegeschüler*innen dann das Niveau B2 erreichen und damit schon mit dem erforderlichen Sprachnachweis eine Tätigkeit in Deutschland aufnehmen. Damit ergibt sich eine wesentlich bessere Lernsituation als bei einer berufsbegleitenden zusätzlichen Sprachausbildung. Für das Goethe-Institut ist die Verankerung von Deutsch im nationalen Bildungssystem ohnehin ein prioritäres Ziel; insofern entstand hier kurzfristig eine Win-win-Situation. Übrigens kofinanziert die indonesische Seite das nun begonnene Pilotprojekt.

Wie wird es mit dem Projekt weitergehen?

U. D.: Derzeit sind wir dabei, die Lehrinhalte entlang des indonesischen Ausbildungscurriculums zu entwickeln. Gleichzeitig wird Material erarbeitet, das die pflegerische Fachsprache von Anfang an in den Sprachunterricht integriert. Im September starten wir dann mit dem Sprachunterricht in zwei Pilotklassen – eine in Bandung und eine in Jakarta – mit Lehrkräften der beiden GoetheInstitute. Parallel suchen wir nach einer Universität, mit der wir sprachlich und methodisch-didaktisch gut qualifizierte Lehrkräfte ausbilden können, damit langfristig an allen 38 Gesundheits-Polytechnika indonesische Lehrkräfte die sprachliche Qualifizierung übernehmen können. Das schaffen wir nämlich nicht allein mit den Lehrkräften an den Instituten in Bandung und Jakarta – die Polytechnika sind über das gesamte indonesische Archipel verteilt.

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