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Ein herzliches MOIN von der Hangzhou Foreign Languages School!

Ich bei einem Spaziergang im Schulstadion © © Andrea Jung Spaziergang © Andrea Jung

Als Bremer Nordlicht bereichere ich seit Anfang Oktober den Deutschunterricht an der Fremdsprachenschule in Hangzhou. Bei meiner persönlichen Vorstellung habe ich übrigens das MOIN-Shirt (siehe Foto) stets an gehabt, um den Schülerinnen und Schülern das nordische Hallo-Sagen näher zu bringen.

Die Hangzhou Foreign Languages School (HFLS) ist eine weiterführende Schule, die von Klasse sechs bis Klasse zwölf ihre circa 3000 Schülerinnen und Schüler auf die wichtigste Abschlussprüfung in deren (Schul-)Leben – die sogenannte „gaokao“ – vorbereitet. Von diesem Ergebnis hängt für die chinesischen Jugendlichen viel mehr ab als von dem Abiturergebnis bei uns. Die Prüfung findet immer am 3. und 4. Juni eines jeden Jahres statt. Dafür büffeln die Jugendlichen mehr als ein Jahr lang, um durch ein möglichst sehr gutes Abscheiden die Eintrittskarte für die besten Unis des Landes zu erhalten.

Eine Schule mit hohem Ansehen
Wenn ich in China unterwegs bin und den Einheimischen aus der Provinz Zhejiang und sogar aus anderen entfernteren Provinzen erzähle, dass ich an der HFLS arbeite, dann fragen diese meist ungläubig nach und wollen sichergehen, ob sie mich auch richtig verstanden haben: „Hangzhou Foreign Languages School? Really?“
Teile des Schulgebäudes
Teile des Schulgebäudes | © Andrea Jung
Xi Mingze als prominentes Aushängeschild der Schule
Auf einer Busfahrt berichtete mir ein Mann davon, dass seine Tochter es trotz sehr guter Noten nicht an die HFLS geschafft habe. Auch erzählt man sich an der Schule gerne, dass Xi Mingze, die Tochter des jetzigen chinesischen Präsidenten Xi Jinping hier zur Schule gegangen sei. Ob das wohl stimmen kann? Eine von mir durchgeführte Wikipedia-Recherche lieferte tatsächlich entsprechende Ergebnisse. Doch warum Xi Mingze ab Klasse acht nicht Deutsch, sondern Französisch belegt hat, werde ich wohl nie erfahren.

They do speak English very well. Mein Englisch kann fast nicht mithalten.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt an der HFLS auf den Sprachen. Abgesehen von Englisch ab Klasse sieben können die Lernenden ab Klasse acht zwischen Spanisch, Japanisch, Französisch und Deutsch auswählen. Das Englischlevel der Kinder und Jugendlichen ist auf einem sehr hohem Niveau, was auch daran liegen mag, dass viele ihrer Englischlehrkräfte aus den USA oder England kommen. Das hört man manchmal auch, wenn die Kinder und Jugendlichen Deutsch sprechen, da sie beispielsweise den Namen „Ruth“ mit einem englischen th-Laut aussprechen.

Wie heißt du? Ich heiße Wolfgang.
An der HFLS werden derzeit 12 Schulstunden (à 40 Minuten) die Woche Deutsch unterrichtet. Alle Deutschkurse befinden sich auf A1-Level. Einige der Deutschlernenden haben kürzlich den A1-Goethe-Test bestehen können. Lustig war es für mich, die ganzen selbst gegebenen deutschen Namen der Deutschlernenden wie „Helmut“, „Öztürk“, „Margarete“ kennenzulernen. Besonders „Wolfgang“ brachte mich zum Schmunzeln, da mein Papa genauso heißt, aber dieser nicht 16, sondern 69 Jahre alt ist.
Beim Deutschlernen im Deutschraum
Beim Deutschlernen im Deutschraum | © Andrea Jung
Die jünger aussehenden Deutschlehrerinnen
Frau Wu Xiaoling (im Chinesischen steht der Nachname vor dem Vornamen) ist an der HFLS die einzige Deutschlehrerin, der ich während meines Praktikums über die Schulter schauen und in ihrer Arbeit unterstützen darf. Erstaunlich ist es, wie gut Xiaoling Deutsch spricht und das, obwohl sie nie in Deutschland gelebt hat. Falls ihr ihr Alter schätzen möchte, könnt ihr das gerne tun. Nur kann ich euch bereits im Vorfeld versichern, dass ihr kläglich scheitern werdet! Ich muss aber zugeben, dass mich das Gros der Schülerinnen und Schüler auch nicht auf 30, sondern auf 23 geschätzt hat.
Xiaoling (rechts) und ich (links) bei einer Kaffeepause auf dem naheliegenden Unigelände © © Andrea Jung Xiaoling © Andrea Jung

Mein Domizil in der Schulfestung fernab des Westsees
Xiaolings und mein Schulbüro
Xiaolings und mein Schulbüro | © Andrea Jung
Auf dem Schulgelände gibt es ein extra Wohnheim für die Lehrkräfte, in dem auch ich wohne. Durch die Hilfe von Xiaoling, die mir einige Kerzen bei Taobao (dem chinesischen Äquivalent zu Amazon) bestellt hat, konnte ich es mir in dieser riesigen Wohnung, die perfekt ausgestattet ist, gemütlich machen.
Aufgrund des Metro-Ausbaus vor den Eingangstüren des Schulgeländes kommt es manchmal vor, dass die Wasserleitung beschädigt wird und ich in meiner Wohnung auf Fließendwasser verzichten muss. Dies dauert aber meistens nicht lange an.
Für zukünftige Praktikantinnen und Praktikanten an der Schule wird der Metroausbau von Vorteil sein.
Mein Schlafzimmer mit Arbeitsbereich im Hintergrund
Mein Schlafzimmer mit Arbeitsbereich im Hintergrund | © Andrea Jung
Zurzeit brauche ich nämlich ungefähr 45 Minuten bis eine Stunde, um mit dem Bus in die Innenstadt Hangzhous zu juckeln. Dass die Praktikumsschule etwas außerhalb ist, stört aber nicht allzu sehr, da sich zwei Universitäten und viele Restaurants, Cafés und beispielsweise ein Fitnessstudio in unmittelbarer Nähe befinden. Auch werden an der Schule ein paar Aktivitäten wie Tanzen, Yoga, Federball und Tischtennis für die dort arbeitenden Lehrkräfte angeboten.
Ich persönlich gehe dienstagabends gerne zum Badminton spielen und habe mich erst kürzlich dazu überreden lassen, bei einem Tischtennis-Wettkampf im Dezember teilzunehmen. Da aus für mich unerfindlichen Gründen Potential bei mir gesehen wird, werde ich natürlich bis dahin fleißig trainieren. Auch wenn ich wahrscheinlich gnadenlos abgezockt werde.
  • Mein Wohnzimmer © Andrea Jung

    Mein Wohnzimmer

  • Metrobauarbeiten vor der Schulhaustür © Andrea Jung

    Metrobauarbeiten vor der Schulhaustür

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