Blog #3
Zweimal Prag und zurück
Ich bekam gleich zweimal hintereinander die Möglichkeit, Prag zu besuchen. Zunächst durfte ich bei einer Klassenfahrt des Abschlussjahrgangs mitfahren, direkt eine Woche später wurden wir vom Goethe-Institut in die Hauptstadt eingeladen. Genug Gelegenheit, um Prag kennenzulernen. Prag scheint tatsächlich „Krallen“ zu haben, wie es schon Franz Kafka beschrieb, auch wenn ich es positiver ausdrücken würde. Eine Anziehungskraft hat Prag auf jeden Fall.
Die Klassenfahrt nach Prag
Am 29. September stiegen meine Mitbewohnerin Lucie und ich früh morgens in den Zug, der uns in etwas mehr als drei Stunden nach Prag brachte. Dort warteten wir sehr gespannt auf die Klasse, denn wir kannten bisher weder die Lehrerin und den Großteil der Schüler*innen, noch das genaue Programm.
Die Lehrerin (keine Deutschlehrerin) konnte glücklicherweise etwas Deutsch sprechen, sodass wir uns mit ihr verständigen konnten. Ich merkte aber schnell, dass die Schüler*innen sich deutlich wohler fühlen, wenn wir mit ihnen auf Englisch reden (zumal nicht alle von ihnen Deutsch lernen).
Nachdem wir unsere Sachen im Hostel abgeladen hatten, ging es direkt los. Wir machten uns auf den Weg ins Nationalmuseum, wo uns eine kurze Führung auf Tschechisch erwartete. Freundlicherweise gab es ein paar Schüler*innen, die uns während des gesamten Aufenthalts die Führungen auf Englisch übersetzen. Das Museum war sehr beeindruckend. Allein schon für das Gebäude lohnt sich der Besuch.
Am nächsten Tag stand eine Stadttour auf dem Programm, auf der wir viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß besichtigten. Die Schüler*innen hatten für jede Station einen eigenen kleinen Vortrag auf Tschechisch vorbereiten. Da ich oft nicht genau wusste, wo wir als nächstes hingehen, blieb es immer sehr spannend. Den Abend durften wir selbst gestalten und so besichtigten wir mit ein paar Schüler*innen noch das tanzende Haus.
Am letzten Tag besuchten wir noch das jüdische Viertel, welches mittlerweile eines der teuersten Viertel Prags ist. Wir entschieden uns noch über das Wochenende zu bleiben und uns dort mit anderen Praktikant*innen und Freiwilligen zu treffen, die auch mit SCHULWÄRTS! oder kulturweit in Tschechien sind. Wir konnten uns über unterschiedliche und ähnliche Erfahrungen an den Schulen austauschen. Eine Besonderheit, die uns allen an den Schulen begegnet ist, ist die Tatsache, dass die Lehrkräfte die Schüler*innen häufig mit Spitznamen ansprechen. So wird aus Kateřina schnell Katka oder aus Markéta Marki.
Zu Besuch beim Goethe-Institut
Ein Wochenende später wurden alle vier SCHULWÄRTS-Praktikantinnen und einige kulturweit-Freiwilligen in das Goethe-Institut eingeladen. Wir durften die Nacht vorher in einem schicken Hotel übernachten und trafen uns schon privat zum Abendessen. Am nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück um zehn Uhr ins Goethe-Institut, wo uns unsere Betreuerin Jana Klika empfing.
Wir erhielten in einer Präsentation über das Goethe-Institut viele Informationen. In der anschließenden Führung konnten wir das Gebäude bewundern. Es ist ein toller Arbeitsplatz mit einer großen Bibliothek für Besucher*innen. Als kleiner Fun Fact wurde uns im Keller noch eine alte Sauna im DDR-Stil gezeigt, die von den Mitarbeiter*innen immer noch benutzt werden kann. Nach einem gemeinsamen Mittagsessen schlenderten wir noch an der Moldau entlang und genossen das schöne Wetter.
Am Sonntag besuchte ich noch das Franz-Kafka-Museum. Als zukünftige Deutschlehrerin fand ich es sehr informativ, da anscheinend viele Orte in seinen Büchern von Prag inspiriert wurden. Das Verhältnis der Prager*innen zu Kafka, wie auch seines zur Stadt Prag, ist jedoch recht zwiegespalten. Er gehörte zur deutsch-jüdischen Minderheit in Prag und schrieb alle seine Texte auf Deutsch, obwohl er fließend Tschechisch sprach. Mit vielen neuen Eindrücken ging es dann wieder zurück nach Břeclav.