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Meine erste Woche in Jordanien

Sonntags beginnt die Woche

Meine Woche beginnt sonntags mit einem Besuch des Goethe-Instituts. Ich nehme den halbstündigen Fußmarsch auf mich und steige viele Treppen hoch und runter. Viele Taxifahrende können dies nicht verstehen und wollen mich (wie am ersten Tag auch) überzeugen bei ihnen mitzufahren.

Ich werde jeden Sonntag am Goethe-Institut mithelfen und zum Beispiel das wöchentliche Programm 'Deutsch mit Spaß' unterstützen oder bei der Planung eines Sommercamps helfen.
Vor Ort werde ich freundlich von meiner Expertin für Unterricht sowie ihrer Kollegin empfangen. Mir werden die Räumlichkeiten gezeigt und ich werde mit vielen Personen bekannt gemacht. Außerdem erhalte ich meinen Stundenplan für die Schule und wir klären ein paar organisatorische Dinge. Unklar ist noch, wie ich zur Schule kommen werde, da diese am Rande Ammans liegt.
Nachmittags erkunde ich mit einer Deutschen weiter die Stadt und wir gehen abends ins Rainbow-Theater, wo fast jeden Sonntag kostenlos ein Oskar-prämierter Film auf Englisch / mit englischen Untertiteln vorgeführt wird.

Mein erster Schultag

Da immer noch unklar ist, wie und ob ich mit dem Schulbus in die Schule fahre, nehme ich am ersten Tag ein Taxi, um in die Schule zu kommen. Ich bin ein bisschen aufgeregt, ob alles funktioniert, aber mit der Uber-App funktioniert alles problemlos. Nach circa 25 Minuten Fahrt komme ich an der Al-Asriyya-Schule an und betrete das große Schulgelände. Ich finde einen Eingang und frage an der "Rezeption" nach der Lehrkraft, die auf meinem Stundenplan für die erste Stunde eingetragen ist. Schnell merke ich, dass ich mit meinem Englisch hier nicht weit komme und sie nicht verstehen, zu wem ich möchte. Schließlich zeige ich ihnen meinen Stundenplan und nenne den Namen meiner Mentorin, welche daraufhin angerufen wird und mich abholt. Die Deutschlehrkräfte teilen sich ein Lehrer:innenzimmer mit den Französischlehrenden und ich werde herzlich aufgenommen.
 
French & German Department

French & German Department | © Johanna Siemeister


Außerdem werde ich weiteren Personen wie der Schulleiterin oder anderen Departments vorgestellt. Danach besuche ich meine erste Deutsch-Klasse und stelle mich vor. Es werden gegenseitig Fragen ausgetauscht, einerseits persönlich zu mir, wie alt ich bin, warum ich nach Jordanien gekommen bin, aber auch zu Deutschland, zum Beispiel, was typisches Essen ist und so weiter.
Dieses Prozedere setzt sich in den kommenden Stunden und Tagen fort: ich stelle mich vor, die Schüler*innen stellen mir Fragen und ich frage zurück.
 
Das Schulgebäude

Das Schulgebäude | © Johanna Siemeister


Im Laufe des Tages regelt sich auch, wie ich ab sofort zur Schule kommen werde. Schon diesen Nachmittag fahre ich mit Bus Nummer 9 zurück.
 
Einige der vielen Schulbusse

Einige der vielen Schulbusse | © Johanna Siemeister


Da ich allerdings nicht im Einzugsgebiet der Schule wohne, werde ich nicht zuhause, sondern an einem Kreisel herausgelassen. Eine knappe Stunde fahren wir also mit dem Schulbus durch die Wohngegenden der Schüler*innen bis mich der Busfahrer am Dakhliya Circle aussteigen lässt. Der Verkehr ist zu dieser Zeit ziemlich stark und ich möchte noch etwas von der Gegend sehen, weshalb ich eine halbe Stunde zu Fuß nach Hause laufe.
 
Fast zuhause

Fast zuhause | © Johanna Siemeister

Meine restliche Woche

In der Schule lerne ich die restlichen Deutsch-Klassen kennen und stelle bereits große Unterschiede zwischen den Klassen(-stufen) sowie der Art des Unterrichtens der Lehrenden fest. Der Unterricht findet an der Schule hauptsächlich frontal, aber sehr interaktiv statt. Grundsätzlich empfinde ich die Schüler*innen aber als sehr wissbegierig und motiviert. Besonders die jüngeren Klassen sind immer ziemlich aufgeregt, wenn ich sie besuche und stellen viele Fragen.
Am 2. Schultag wundern sich die Schüler*innen im Bus doch, wer denn jetzt auf einmal täglich mitfährt. Ehe ich mich versehe, werde ich mit Fragen überhäuft. Die Kinder zeigen mir, was sie schon alles auf Deutsch sagen können. Mithilfe von Handys und Übersetzern tauschen wir uns weiter aus und mir werden auch die Fragen des Busfahrers und der Lehrkraft übersetzt. Außerdem wechseln die Kindern die Plätze durch, sodass jede*r mal mit mir sprechen kann. Ich lerne weitere Wörter Arabisch und bringe den Kindern Neues auf Deutsch bei.
Im Laufe der Woche bringen außerdem immer mehr Schüler*innen ihre selbst gebastelten Werke zum Recycling-Projekt mit. Das Lehrer*innenzimmer wird von Tag zu Tag voller. Ich bin ziemlich begeistert von den kreativen Ideen der Kinder!
 
Mittwochs besuche ich ausnahmsweise noch einmal das Goethe-Institut, da die Präsidentin des Goethe-Instituts vorbeikommt. Dadurch erlange ich einen vertieften Eindruck in die Arbeit des Goethe-Instituts in Jordanien und lerne meine Kolleg*innen besser kennen.
Am Wochenende besuche ich mit ein paar Mädels die Zitadelle Ammans sowie das römische Theater.
  Außerdem erkunden wir den Stadtteil Jabal Amman und laufen durch die Rainbow Street.
  Am Samstag nehmen wir an einer Street-Art-Tour im Stadtteil Al Hashmi Al Shamali teil, was sehr beeindruckend ist. Die Tour wird von einem jordanischen Streetart-Künstler gegeben und am Ende spendet man etwas Geld. Besonders spannend finde ich, dass etwa 70 Prozent der Streetart-Künstler*innen weiblich ist.
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Abends nimmt mich meine Mitbewohnerin mit zum Sprachentreffen 'Bla Bla Language Exchange'. Dieses findet zweimal pro Woche an verschiedenen Standorten in Amman statt und es gibt Sprachgruppen zum Beispiel in Arabisch, Englisch, Deutsch, Französisch oder Spanisch.
Meine Motivation besser Arabisch verstehen und sprechen zu können steigt mit jedem Tag und ich möchte mich in der kommenden Woche um einen Sprachkurs kümmern.
Bis dahin: مع السلامة (ma’a as-salamah)

Über die Autorin

Johanna Siemeister studiert an der Pädagogischen Hochschule Freiburg Grundschullehramt mit den Fächern Mathematik, Kunst und Musik. Von Mitte Februar bis Mitte April absolvierte sie ihr SCHULWÄRTS!-Praktikum in Amman an der Al-Asriyya Schule.

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