Blogeintrag 6
Zu Besuch in Xi’an

Die 8. Nationale Deutscholympiade habe ich zum Anlass genommen, um eine kleine Reise in die nördlicheren Gefilde Chinas zu machen und die liebe Theresa, eine andere SCHULWÄRTS!-Stipendiatin, zu besuchen. Auch zwei Schüler „meiner“ Schule haben an diesem Event teilgenommen, sodass ich mich dazu entschieden habe sie zumindest moralisch zu unterstützen. Meine beiden Schüler waren nämlich sehr traurig, dass nicht Kexin, die Deutschlehrerin der Mittelschule der Sun Yat-sen Universität, sondern die Deutschlehrerin einer anderen Schule als Begleitlehrerin mit nach Xi’an geflogen ist.
 
Aber mal von Anfang an: Am Freitag habe ich mich mal wieder sehr früh morgens auf den Weg zum Flughafen gemacht und bin nach Xi’an geflogen. Trotz der Tatsache, dass der Flughafen quasi in der Stad ist und ich täglich Flugzeuge über meine Wohnung hinwegfliegen sehe (und höre), dauert es etwa 1 ½ Stunden bis zum Flughafen. Typisch deutsch will man dann ja auch mindestens 2 Stunden vorher dort sein, denn es könnte ja etwas schief gehen…
Dementsprechend lange ist man neben dem 3-stündigen Flug in Richtung Norden unterwegs. Mit dem Shuttlebus ging es dann vom Flughafen Xi’an in Richtung Innenstadt. Am Bahnhof hat Theresa mich dann herzlichst empfangen. Auch wenn es erst wenige Tage her war, dass wir alle gemeinsam in Peking zum Zwischenseminar waren, freute ich mich sehr auf unser gemeinsames verlängertes Wochenende.

Die Tage des Wettbewerbs

Die Nationale Deutscholympiade des Goethe Instituts findet alle 2 Jahre statt. Es handelt sich um einen nationalen Wettbewerb aller Deutschlernenden aus China auf dem Niveau A1-B2. Das diesjährige Finale fand an der Fremdsprachenschule in Xi’an statt, an welcher Theresa ihr schulwärts!-Praktikum absolviert. China ist mit aktuell 126 PASCH-Schulen das größte Partnerschulnetzwerk weltweit. Mehr als 10.000 chinesische Schüler lernen Deutsch, von denen die 65 besten in den jeweiligen Niveaustufen gegeneinander antraten.
Leider sind die beiden Schüler meiner Schule nicht unter die Finalisten gekommen. Allerdings war die Konkurrenz auch sehr stark und ich war wirklich beeindruckt, welches sprachliche Niveau die Lernenden unter Beweis gestellt haben. Naja gut, man muss auch sagen, dass das die besten Deutschlernenden Chinas waren, die sich zuerst in einem schriftlichen Test und dann mündlich in Gruppen gemessen haben.
 
Schon früh morgens sollten wir zu der Eröffnungsfeier kommen. Plötzlich waren wir umgeben von sehr vielen Deutschen. Klar! Es handelte sich ja auch um einen deutschen Wettbewerb, bei dem sehr viele Mitarbeiter des Goethe Instituts sowie andere Organisationen anwesend waren. Steffi Stadelmann vom Goethe Institut in Peking, die ich nur eine Woche zuvor kennengelernt habe, war für mich neben Afu, das einzig bekannte Gesicht.
Afu mit meinen beiden Schülern aus Guangzhou
Afu mit meinen beiden Schülern aus Guangzhou | © Carina Hinzmann
Es gab ein paar Reden, die – je nach dem - sowohl ins Deutsche als auch ins Chinesische übersetzt wurden, eine kleine Kostprobe der a capella Band „Quintessenz“ aus Bamberg – und eine Ankündigung, allerdings nur auf Chinesisch (dazu gleich mehr).
 
Nach der Eröffnung begann für die Lernenden die heiße Phase, die schriftlichen Prüfungen. Für die Begleitlehrkräfte wurde ein Ausflug zur Terracotta-Armee organisiert, dem ich mich anschließen durfte. Auf dem Plan stand, dass der Bus um 10:30 Uhr abfahren sollte. Ein Bus stand auch schon am Schuleingang bereit. Da es erst 10:04 Uhr war, entschieden Theresa und ich uns dazu mir noch schnell eine wärmere Jacke von zuhause sowie ein paar Snacks für unterwegs zu besorgen. Pünktlich wie es uns Deutschen nachgesagt wird, waren wir um 10:14 Uhr zurück – und der Bus war weg. Nach kurzen hin und her stellte sich Folgendes heraus: Nachdem die Eröffnungszeremonie nicht so lange wie erwartet dauerte, gab es die besagte kurze Ankündigung – allerdings nur auf Chinesisch – in welcher darauf hingewiesen wurde, dass der Bus zur Terracotta-Armee nun schon um 10: 10 Uhr losfahren wird. Tja, so stand ich dann nun fertig für den kleinen Trip da. Etwas traurig war ich schon, aber auch amüsiert und wir dachten uns mal wieder: only in China. Mal eben Zeiten ändern, Stunden tauschen, dann doch wieder nicht, alles kurz vor knapp, etc. … Solche Dinge scheinen nur hier zu passieren. Aber ich muss sagen: Man gewöhnt sich daran und ich nehme es mit Humor! J
Ich blieb aber ganz entspannt und wollt es mir natürlich nicht nehmen lassen die zweitbedeutenste Sehenswürdigkeit Chinas mitzunehmen. Es stellte auch überhaupt kein Problem für mich dar dann schließlich allein mit Metro und Bus den Weg anzutreten, zumal wir meine Teilnahme an der Fahrt auch erst am Morgen besprochen hatten. Witzig war diese Aktion dennoch!
 
  • Bei der Terracotta-Armee © Carina Hinzmann

    Bei der Terracotta-Armee

  • Eine der drei großen Hallen © Carina Hinzmann

    Eine der drei großen Hallen

  • Deutschland lässt grüßen – Angela Merkel war auch schon da © Carina Hinzmann

    Deutschland lässt grüßen – Angela Merkel war auch schon da

Deutschland lässt grüßen – Angie war auch schon da

Mein Fazit zur Terracotta-Armee: Ich war nicht beeindruckt. Wirklich schade ist, dass man nur aus dem Reiseführer (den ich nicht besitze) den Hintergrund erfährt. Die Ausstellung an sich thematisiert die Bedeutung der einzelnen Figuren sowie die Absicht nicht. Man sieht lediglich in 3 großen Hallen an welchen Stellen welche der Figuren gefunden wurden. Meiner Ansicht nach also nicht so spannend. Wenn man aber sowieso in Xi’an sein sollte und die Zeit hat, um ca. 1 ½ Stunden aus der Stadt zufahren, dann kann man es sich schon mal ansehen. Allerdings würde ich auf einer China-Rundreise nicht extra deshalb nach Xi’an fahren bzw. fliegen. Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Leider muss ich inzwischen sagen, dass viele als Sehenswürdigkeiten bezeichneten Gebäude, Plätze, Tempel oder Parks mich einfach nicht flashen.

Türkischer, ähm, chinesischer Basar

Das Muslimische Viertel hatte es wirklich angetan! Lauter kleine Gassen, viele Menschen und noch mehr Leckereien. Und natürlich haben wir auch wieder viel gegessen. Unter anderem typische Nudeln für Xi’an und Chinese Hamburger. Lecker war eigentlich alles … aber mir schmeckt hier ja auch fast alles.
 
  • Typische Nudeln für Xi’an und ein Chinese Hamburger © Carina Hinzmann

    Typische Nudeln für Xi’an und ein Chinese Hamburger

  • In den Straßen des Muslimischen Viertels © Carina Hinzmann

    In den Straßen des Muslimischen Viertels

Eher durch Zufall sind wir in einer kleinen Seitenstraße des Muslimischen Viertels gelandet, in welcher sich eine Art Fakemarkt versteckt hat. Im Handeln bin ich schlecht. Ich konnte es noch nie und werde es auch nie besonders gut können. Umso glücklicher war ich, dass Theresa das für mich bzw. für uns übernommen hat. Trotz der Beteuerungen der Verkäufer „real“, „good quality“ oder „no fake“ war uns natürlich vollkommen klar, dass die Ray Bans, Louis Vuitton Taschen oder MOM (MCM) Rucksäcke nicht wirklich echt sein konnten. Interessant war es dennoch durch diese Gassen zu schlendern und immer und immer wieder angesprochen zu werden.

Dabei sein ist alles – oder auch nicht

Wer will nicht gewinnen? Klar ist es schön zu gewinnen, aber es kann nun mal nicht jeder ein Gewinner sein. Wie Steffi Stadelmann (Expertin für Unterricht und PASCH-Projektkoordinatorin am Goethe-Institut Peking) zu Beginn der Veranstaltung sagte, sind alle, die es bis zu diesem Teil der Olympiade geschafft haben, Gewinner und es gilt: dabei sein ist alles! Diese einleitenden Worte hätten am Ende ihre Wirkung zeigen können. Stadtessen gab es Tränen der Enttäuschung, unglückliche Gesichter und natürlich auch ein paar strahlende Gewinner.  Dennoch vermisste man Applaus und Gesten des füreinander Freuens. Auch während der Aufführungen einzelner Gruppen von Schülern schien jeder mit sich beschäftigt zu sein und diese meiner Ansicht nach nicht entsprechend Wertschätzung erfahren haben.
Insgesamt war es aber ein schöner Anlass nach Xi’an zu kommen und ich bin sehr froh dabei gewesen zu sein.
Gemeinsames Abschlussfoto
Gemeinsames Abschlussfoto | © Carina Hinzmann

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