Blog #3
Meine Schule

Ich unterrichte an der Samsen Wittayalai Schule. Die Schule hat 3000 Schüler*innen und ca. 200 Lehrer*innen. Das ist schon ein anderes Kaliber als mein Gymnasium oder meine Abiturschule.                                                                                            
Die Schule belegt im Ranking der besten Schulen in Bangkok Platz 5 – also ziemlich weit oben. Wer sie besuchen will, muss also Geld haben und die Aufnahmeprüfung nach der Grundschule bestehen.       
Es ist zwar eine staatliche Schule, aber eine der teureren. Für jede Schule muss hier Geld gezahlt werden. Schulpflicht gibt es bis zur 9. Klasse.
 
Es gibt ein Extragebäude für die Fremdsprachen. Hier sitze ich mit den Französisch-, Chinesisch-, Japanisch,- und Koreanischlehrkräften im Department of second foreign language. Ich habe sogar meinen eigenen Schreibtisch.  
Alle Klassenzimmer und die Lehrerzimmer sind klimatisiert. Also bekomme ich an einem normalen Schultag nicht viel von der schwülen Hitze mit. Zum Glück. 
 
Jeden Morgen beginnt der Schultag mit einer morning ceremony. Dafür versammeln sich alle auf dem Sportplatz. Bei 40 Grad ist das gar nicht mal so lustig.       
Zuerst wird die Flagge beim Singen der Nationalhymne gehisst (wenn nicht laut genug mitgesungen wird, muss das wiederholt werden), dann wird gebetet (die meisten sind hier Buddhisten) und danach folgen Ansprachen zu aktuellen Themen. Anschließend beginnt der Unterricht.   

  • Zum Geburtstag des Königs gabs eine längere morning ceremony © Elsa Hille

    Zum Geburtstag des Königs gabs eine längere morning ceremony

  • Der Sportplatz © Elsa Hille

    Der Sportplatz

 Eine Stunde geht 50 Minuten. Ich unterrichte immer im Blockunterricht, also eigentlich gleich 100 Minuten am Stück. Eigentlich, weil der Unterricht generell zehn Minuten später beginnt. Warum weiß ich auch nicht.   
      
Meine Arbeitszeit geht von 7-16 Uhr, also „Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei“ ist hier nicht geboten.         
Ich unterrichte insgesamt 10 Stunden pro Woche und bin komplett für die Gestaltung des Unterrichts zuständig. Ich habe als Leitfaden ein Buch, an dem ich mich orientieren kann. Anfangs war es ganz schön schwer für mich, den Unterricht zu gestalten. Ich habe wirklich immer ewig für eine Stundenvorbereitung gebraucht. Ich wollte dann auch immer was Cooles machen und nicht nur Lehrbuchtexte durchnehmen. Und ehe ich mal auf ein paar Ideen kam, waren zwei Stunden rum. Langsam werde ich aber etwas schneller und brauche nur noch 1,5 Stunden. Jeden Nachmittag habe ich ein Sprachtraining von 15-16 Uhr und donnerstags eine Schüler*innenaktivität für alle begeisterten Deutschlernenden (3). Mit denen mache ich offiziell Vorbereitungsübungen für die A1 Prüfung, inoffiziell spielen wir meistens lustige Sprachspiele. 
  • Das Deutschzimmer © Elsa Hille

    Das Deutschzimmer

  • Im Deutschunterricht © Elsa Hille

    Im Deutschunterricht

Ein Schultag ist hier wirklich sehr lang für die Kiddies - bis 17 Uhr ist normal. Danach noch Sprachübungen, Mathenachhilfe oder anderes. Am Wochenende geht’s dann ins Goethe-Institut, um noch besser Deutsch zu lernen. Es gibt hier viele Wettbewerbe für alle möglichen Fächer. Daran nehmen dann die besten Schüler*innen aller Schulen Bangkoks teil. Ein 1. Platz in solch einem Wettbewerb ebnet den Weg zur Uni erheblich. Das beeindruckt mich ganz schön. Mein eigener Schulalltag sah so anders aus.
           
Ich bin für drei Klassen zuständig – für die M4, M5, M6, wie sie hier heißen. Für uns übersetzt: Klasse 10-12. Klasse 10 fängt komplett neu an mit Deutsch. Die M6 legt am Ende die A2 Sprachprüfung Deutsch ab. Ich bin jeweils für die Module „Lesen und Schreiben“, sowie „Hören und Sprechen“ zuständig. Die deutsche Grammatik macht meine Mentorin Pimnaree. Das ist auch ganz gut so, da ich festgestellt habe, dass ich trotz meiner Zusatzausbildung in Deutsch als Fremdsprache relativ wenig Ahnung von Grammatik habe.    
Das Deutschkollegium
Das Deutschkollegium | © Elsa Hille
In meinen Deutschklassen sind zwischen 10-22 Schüler*innen. Das sind aber nur diejenigen aus der normalen Klasse, die das Profil Deutsch gewählt haben. Im normalen Unterricht sind zwischen 30-40 Lernende in einer Klasse. Da wird dann auch schon mal mit Mikrofon unterrichtet.   
Das Merken der Namen fällt mir richtig schwer. Alle haben einen richtigen Namen und einen offiziellen Spitznamen (Smile, Notebook, Bam, Boot, Boss, Prima), den es auch zur Geburt dazugibt, weil der erste zu lang ist. Aber die Schüler*innen sind ganz nachsichtig mit mir und meine Sprachversuche sorgen immer für Heiterkeit im Unterricht.
Auf dem Schulausflug- immer für ein gutes Foto posen
Auf dem Schulausflug- immer für ein gutes Foto posen | © Elsa Hille
Das Unterrichten ist ganz anders, als ich es bisher gewohnt bin. Mir wird als Lehrerin ziemlich viel Respekt entgegengebracht.    
Es macht mir richtig viel Spaß und wir haben immer viel zu lachen. Ich teste hier sehr viele unterschiedliche Methoden aus. Es ist auch das erste Mal für mich, nicht als Schülerin oder Studentin in die Schule zu gehen, sondern als richtige Lehrerin. Da fühle ich mich schon ganz schön cool, und vor allem so erwachsen!  Natürlich wird dann auch mehr erwartet, aber das finde ich gut.
Nun zum Dresscode – auch so eine Sache für sich. Als ich ankam mussten alle gelb tragen, da der König Geburtstag hatte. Also habe ich natürlich auch in Deutschland extra schon gelbe Blusen gekauft. Ab August war es dann aber auch wieder egal, welche Farbe getragen wird. Aber schon vorzugswiese blau, da die Königin Geburtstag hat. Am Mittwoch soll man am besten immer typisch Thai in die Schule kommen. Dafür habe ich von Aree, einer Deutschlehrerin, zu meiner Ankunft einen typischen Thai-Sarong bekommen. Sehr schön sehen die aus, sind aber ganz schön eng und vor allem warm!
Aree und ich im Sarong © © Elsa Hille Aree und ich im Sarong © Elsa Hille

Frauen müssen sowieso mit Rock in die Schule kommen. Für mich war das erstmal eine ganz schöne Umstellung, da ich in Deutschland sehr selten Röcke tragen. Aber ich muss sagen, ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt und finde es jetzt sogar ganz angenehm.
Klarer Vorteil ist auf jeden Fall, dass die schön luftig sind.  

Die Schüler*innen tragen alle eine strenge Schuluniform. Einmal im Monat gibt es auch eine Kontrolle:           
Sind die Fingernägel geschnitten?
Sind die Haare der Mädchen nicht gefärbt und gehen nicht über die Schultern?
Sind die Uniformen sauber?
Sind die Mädchen ungeschminkt?
Je nachdem gibt es ein Häkchen oder ein Kreuz auf der Liste. Bei letzterem gibt’s auch noch ein Elterngespräch gratis dazu.    

Aber das absolute Highlight eines jeden Schultages ist wirklich meine Mittagspause. Da gehe ich immer auf einen Markt. Dort gehen alle Thais der umliegenden Büros und Krankenhäuser hin. Ich bin da schon bekannt als einzige Farang (so werden hier die Ausländer genannt). Und da ich immer zum selben Markt gehe, bin ich schon mit vielen per Du.  Es gibt einfach die leckersten Essen überhaupt- Nudelsuppen noch und nöcher, ein Currygericht nach dem anderen und ganz zu schweigen von den Dessertständen mit den gebratenen Bananen in Zuckersirup und den frischen exotischen Obstläden – einfach unglaublich! Da bekomme ich beim Schreiben doch schon wieder Appetit, obwohl ich gerade von meiner Mittagspause zurück bin.

Ach und noch etwas zur Sprache – meine ersten Worte waren nicht etwa „Mein Name ist…“,“Bitte“ oder „Danke“ sondern „mai pet“- nicht so scharf.              
Ich versuche meinen Unterricht soweit es geht auf Deutsch zu halten – klappt nicht immer. Dann rede ich Englisch. Auch mit dem Kollegium rede ich Englisch. Das gestaltet sich aber manchmal als etwas schwierig. Da hätte ich mit Chinesisch oder Japanisch als zweite Fremdsprache bessere Karten. Aber ich bemühe mich, etwas Thai zu lernen. Es ist auch immer wieder schön, wie sich alle freuen (und wie der Preis beim Handeln auf dem Markt runtergeht ;) ), wenn man etwas Thai sprechen kann.

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