Blogeintrag 1
Peking!

Von Felicitas Luis

„Das ‚echte‘ Peking“, sagt einer der Mitarbeiter des Goethe-Instituts, die ich in Peking treffe, „gibt es nicht“. Und tatsächlich: Nur wenige U-Bahn-Stationen voneinander entfernt, kann die Stadt aussehen wie ein Hipsterviertel in Paris, eine Feiermeile in Amsterdam, ein spanisches Bergdorf oder wie die Skyline von Manhattan. Und alles davon ist das „echte“ Peking!
 
Smog, voll, unübersichtlich. Das sind meine Erwartungen, als ich in Peking lande. Ich verlasse den Flieger und finde alle drei Punkte quasi auf einmal widerlegt. Die Menschen verteilen sich so gut, dass ich manchmal die einzige Person auf der Straße bin! Nur in der U-Bahn spürt man am eigenen Leib, was es bedeutet, in einer Stadt mit 21,5 Millionen Menschen unterwegs zu sein. Dafür kommen die Bahnen alle zwei Minuten, so dass man mit einer gepflegten Mischung aus Anstehen und Drängeln immer mitfahren darf. Über alledem spannt sich ein makellos blauer Himmel, durchwoben von Vogelgezwitscher und einer frühlingshaften Brise. Von Smog keine Spur! Dennoch darf ich mich nicht zu sehr freuen. Zwar geht es tatsächlich aufwärts mit der Luft in Peking, aber dieser schöne Himmel ist zurückzuführen auf eine wichtige Konferenz, welche in Peking stattfinden soll. Für solche Anlässe wird gern mal ein Produktionsstopp für die Fabriken im Umland erlassen, was den Himmel schnell aufklaren lässt. Auch wenn ich nun also weiß, dass dies nicht der Normalzustand ist, freue ich mich über das Timing und mache mich auf, die Stadt unter blauem Himmel zu erkunden.

Erkundungstour durch Peking

Was gibt es also zu sehen in dieser Stadt? Den Platz des Himmlischen Friedens schon mal nicht – der ist nämlich wegen besagter Konferenz weitläufig abgesperrt. Das ist aber auch nur einer von Pekings Schätzen. Denn die Stadt lockt mit unzähligen Gässchen, Läden, Parks, Tempeln, Türen, Terrassen und Kanälen, sie elektrisiert mich in einem Moment und beruhigt mich im nächsten, je nachdem, wo ich gerade bin. Lediglich in der Nicht-mehr-so-Verbotenen Stadt erfahre ich die volle Breitseite des Tourismus. Ich will mich nicht beschweren, schließlich bin ich selbst Tourist. Ich ducke mich also unter umherwirbelnden Selfie-Sticks weg, entweiche knapp dem Kreuzfeuer zweier rivalisierender Reisegruppen und trete selbst auf diverse Füße und Schlipse bei dem Versuch, mich genau dort zu positionieren, wo mich der Hightech-GPS-gesteuerte Audioguide haben will. Als ich jedoch wiederholt in den Achselhöhlen Fotos machender Menschen verschwinde und schon wieder meine Kopfhörer verliere, verlasse ich die „Hauptroute“. Dem Audioguide ist es auch recht: Denn die wirklich spannenden Infos hat er, wie ich finde, zu den Gemächern der Konkubinen sowie zum Kaiserlichen Garten zu bieten.
 
Meine persönlichen Highlights in Peking: Der Platz zwischen Trommel- und Glockenturm, besonders abends, wenn sich die Menschen dort zum Tanzen treffen. Die Hutongs (Altstadtviertel) rund um den Lama Tempel sowie an den nördlichen Seen. Der Pavillon auf dem Kohlehügel mit Blick über die ganze Stadt. Der Sommerpalast: Einfach mal hinsetzen und die Landschaft in sich aufsaugen. Und natürlich: Essen, essen, essen! Besonders toll: Das frische Obst an den Straßenständen und die Bäckereien, deren Kuchen sich hinter keinem deutschen Bienenstich verstecken müssen.
 
  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

  • Peking © Felicitas Luis

    Peking

Ich wurde gewarnt...

Und zum Schluss… Reiseführer, Auswärtiges Amt, Tripadvisor – alle haben mich gewarnt. Ich tappe trotzdem in die beliebteste Touri-Falle der Stadt. Eine junge Frau spricht mich auf Englisch an, sie würde sich freuen, mit mir Englisch zu üben, und „lädt“ mich auf einen Tee ein. Ich freue mich sehr, Zeit mit einer echten Pekingerin zu verbringen, und willige sofort ein. Schade nur, dass der Tee umgerechnet dann 70€ kostet und die junge Frau „zufällig“ kein Geld dabei hat. Nach diesem Erlebnis setze ich mich erst mal mit weichen Knien in ein Café, um zur Ruhe zu kommen. Dort treffe ich ein älteres Paar aus Schweden. Wir unterhalten uns fast drei Stunden lang. Zum Schluss gibt mir Siggi seine Visitenkarte und sagt: „Wenn du mal in Schwierigkeiten bist, ich habe Freunde in fast jedem Land dieser Welt“. Das glaube ich ihm sofort. „Und wenn ich mal niemanden kenne, komme ich selbst und rette dich“. Das glaube ich ihm nicht. „Du wirst es mir nicht glauben, aber ich tu’s!“ China hat die Teehaus-Mafia. Aber ich habe Siggi.
 
Weiter geht es nun nach Zhuzhou, dem eigentlichen Ziel meines China-Aufenthaltes, wo ich für zwei Monate ein Praktikum an einer Mittelschule machen werde. Ich bin gespannt!

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