Blog #1
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

… und Sofia zog mich alsbald in seinen Bann. Erst seit zwei Wochen lebe ich nun in der charismatischen Hauptstadt Bulgariens und fürchte mich schon jetzt vor dem Tag der Abreise. Es gibt einfach so unglaublich viel zu entdecken, zu probieren und zu lernen, dass ich lieber gleich anfange zu erzählen.
In diesem Sinne: Добър ден и добре дошли („dober den i dobre doschli“) – Guten Tag und Herzlich Willkommen… auf meinem Blog, versteht sich, nur wie sagt man das nochmal?

Das wohl wichtigste Wahrzeichen Sofias: die Alexander-Newski-Kathedrale
Das wohl wichtigste Wahrzeichen Sofias: die Alexander-Newski-Kathedrale | © Franziska Henze
Vorbereitung
Straße in Sofia
Meine Straße | © Franziska Henze
Aber ganz von vorn. Erst Anfang Februar – also zwei Monate vor Praktikumsbeginn – erhielt ich vom Goethe-Institut die endgültige Praktikumszusage. Gerechnet hatte ich damit aufgrund der weltweit rapide steigenden Corona-Zahlen nicht mehr; weshalb die Freude umso größer war. Tatsächlich hatte es bei mir auch zwei Anläufe gebraucht, um endlich einen der beliebten Praktikumsplätze zu ergattern. Ihr seht also: dranbleiben lohnt sich!

Das fünftägige Ausreiseseminar wurde sodann Ende Februar digital abgehalten, was aber gar nicht schlimm war. Im Gegenteil – ich habe sowohl die anderen Stipendiat*innen näher kennengelernt als auch sehr wertvollen pädagogischen Input erhalten. Die Betreuung vom Goethe-Institut ist wirklich einwandfrei.

So begab ich mich im Februar auch gleich auf Wohnungssuche von Deutschland aus. Mein Tipp: Facebook-Gruppen! Mein WG-Zimmer habe ich dadurch ergattert, dass ich in „ESN Sofia“ gepostet habe. ESN ist eigentlich eine Organisation für Erasmus-Studierende, aber wie ihr seht, erreicht man so sehr viele Menschen. Mit meiner Wohnung hatte ich dabei großes Glück. Sie ist zwei Nebenstraßen vom berühmten Vitosha-Boulevard entfernt, modern eingerichtet und kostet umgerechnet 250 € (warm) im Monat. In Sofia bekommt man wirklich viele verschiedene Unterkünfte angeboten; nur meist nicht im Zentrum und nicht so „schick“ wie bei uns in Deutschland. Außerdem gibt es viele „Broker“, die eine extra Provision nehmen, insofern man eine Wohnungsvermittlung in Anspruch nimmt.
 
Erste Eindrücke

Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten hier sehr viel geringer als in Deutschland. Die Währung ist der bulgarische Lew und der Umrechnungskurs beträgt ungefähr 1 BGN = 0,51 €. Eine Metro- oder Busfahrt kostet 1,60 Lewa, der omnipräsente Blätterteig mit Ziegenkäse „Baniza“ stets unter 2 Lewa und ein Bier in einer Bar um die 4 Lewa. Man vergisst schnell, dass man sich in der Hauptstadt befindet. In kleineren Städten oder auf dem Land ist es wiederum noch einmal bedeutend preiswerter. Wirklich unglaublich billig sind die Taxis. Beispiel: nach einem Ausflug zum Rila-Kloster fuhr plötzlich kein Bus mehr zurück nach Sofia, weshalb wir uns dazu entschieden, die eine Stunde mit dem Taxi zu fahren. Bezahlt haben wir zu dritt nur 30 Euro.

Überrascht war ich von den zahlreichen deutschen Ketten, die oft Originalware aus Deutschland verkaufen, wie Lidl, Kaufland oder dm. Interessant ist dabei, dass Lidl hier den Ruf eines gehobenen Supermarktes genießt und nicht den eines Discounters wie bei uns. Die Läden haben auch am Sonntag bis 21 Uhr geöffnet und wem das noch nicht reicht, der kann zu einem der zahlreichen Spätis gehen, für die man sich im Zweifelsfall aber auch bücken muss.
Ich vor einem der charakteristischen „Klek-Shops“, für die man sich hinknien muss
Ich vor einem der charakteristischen „Klek-Shops“, für die man sich hinknien muss | © Franziska Henze
Die Bulgar*innen habe ich bisher als sehr freundliche Menschen erlebt. Circa drei Wochen vor meinem Praktikum hatte ich mit einem PONS-Lehrbuch angefangen, mir Bulgarisch selbst beizubringen. Bei diesem Vorhaben bin ich so weit gekommen, dass ich schon ein paar grundlegende Fragen und Floskeln sagen konnte. Sobald ich nun hier versuche, mich auf Bulgarisch zu verständigen, zeigen sich die Bulgar*innen sehr entgegenkommend, obgleich fast alle von ihnen sehr gut Englisch sprechen können. Allerdings ist es mir ein persönliches Anliegen, meine Bulgarisch-Kenntnisse ein bisschen zu vertiefen, um am Ende der drei Monate vielleicht sogar eine kleine Konversation halten zu können. In jedem Fall ist es essenziell, dass kyrillische Alphabet lesen zu können!

Die deutsche Sprache und Kultur besitzt einen hohen Stellenwert und genießt einen guten Ruf. Viele bulgarische Schüler*innen möchten später einmal nach Deutschland zum Studieren. Dazu aber in meinem nächsten Blogpost etwas mehr, wenn es um die Schule und mein Praktikum hier gehen soll.

Der Nationale Kulturpalast mit dem Vitosha im Hintergrund
Der Nationale Kulturpalast mit dem Vitosha im Hintergrund | © Franziska Henze
Zum Schluss möchte ich noch kurz etwas zum Klima und zur Natur sagen. Sofia liegt direkt am Fuße des Vitosha-Gebirges. Den schönen „Витоша“ sieht man direkt von der Innenstadt aus, was teilweise hilft, um sich zu orientieren. Mit der Metro ist man innerhalb weniger Minuten dort und kann bei schönem Wetter tolle Wanderungen machen. Bisher habe ich nur eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall mit einigen „Kulturweit“-Freiwilligen vom Goethe-Institut unternommen. Unsere Wanderung hatten wir allerdings nicht unnötig in die Länge gezogen, da Regen angesagt war. Das ist hier nämlich so eine Sache. Viele Sofioter haben mir schon geraten, mich „wie eine Zwiebel“ anzuziehen, da die Wetterumschwünge erstaunlich sind. Sonne, Regen, Wärme, Kälte, …
Es bleibt also in jeder Hinsicht spannend.

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