Blog #2
Meine Praktikumsschule
Nachdem ich nun eine Woche lang Zeit gehabt hatte, mich in Sofia einzuleben, begann für mich das Schulpraktikum. Mit meiner Mentorin Weselka traf ich mich bereits am Sonntag, da sie mich auf einen Spaziergang eingeladen hatte. So bekam ich die Gelegenheit, ihr bereits im Vorfeld allerhand Fragen in ungezwungener Umgebung zu stellen. Sie gab mir sogar ein kleines (aber sehr feines) Geschenk, da ich am Tag zuvor 26 geworden war.
Erste Eindrücke
Das „Schlimme“ am ersten Schultag war allenfalls das zeitige Aufstehen-Müssen. Als Studentin und nach einem Jahr Home-Office war ich es gar nicht mehr gewöhnt, um sechs Uhr aufzustehen. In der Schule angekommen, warteten schon Weselka und die Schulleiterin auf mich. Letztere begrüßte mich sehr freundlich und hieß mich auf Bulgarisch herzlich an ihrer Schule willkommen.
Etwa 1000 Schüler*innen gehen auf die 19. Gesamtschule „Elin Pelin“. Deutsch wird von der ersten bis zur zwölften Klasse unterrichtet, allerdings auf unterschiedlichem Niveau und in unterschiedlichem Umfang. Neben Deutsch wird auch Dänisch und Norwegisch angeboten. Das Schulgebäude ist nicht groß genug, um so viele Schüler*innen gleichzeitig zu unterrichten, weshalb einige Klassenstufen nachmittags Unterricht haben.
Mit besten Intentionen hatten die Deutschlehrer*innen mir einen eigenen Stundenplan erstellt, der es mir erlauben sollte, bei möglichst vielen Klassen zu assistieren. Konkret wurde ich zu 17 unterschiedlichen Klassen und sechs verschiedenen Deutschlehrer*innen eingeladen. Ich fühlte mich geschmeichelt; aber auch etwas überwältigt. Dazu kam, dass der Unterricht aufgrund der Corona-Pandemie in einem zweiwöchigen Wechselmodell organisiert wird. So werden bestimmte (Parallel-)Klassen online über Google Classroom unterrichtet; jedoch wiederum andere in Präsenz. Ganz schön kompliziert – für alle Beteiligten!
Ausstattung und Organisation
Das Schulgebäude darf nur mit (Alltags-)Maske betreten werden. Am Eingang sitzt eine Pförtnerin, die kontrolliert, wer mit seinem Transponder das Schulhaus betritt oder verlässt. Im Kellergeschoss befindet sich eine kleine Cafeteria, die jeden Tag ein kostengünstiges Mittagsmenü (für unter 1 €) anbietet. Für die jüngeren Klassen gibt es von der bulgarischen Regierung sogar jeden Tag einen kostenlosen Snack.
Im Erdgeschoss haben einige der Grundschulklassen ihren eigenen Klassenraum. Dort steht dann „4a“, „4b“, „4v“ und „4g“ - ja, „4v“ und „4g“. Im bulgarischen Alphabet ist der dritte Buchstabe nicht etwa das „C“, und der vierte das „D“, sondern „в“ (ähnlich wie deutsches w/v) und „г“ („g“). In jeder Klasse sind etwa 20-28 Schüler*innen.
Aus technischer Sicht ist die „Elin Pelin“ nicht besser oder schlechter ausgestattet als die Schulen, die ich aus Deutschland kenne. In jedem Raum gibt es einen vorinstallierten Beamer und ein Whiteboard. Das schulinterne Internet steht nur den Lehrer*innen zur Verfügung und funktioniert je nach Tagesform und Standort unterschiedlich gut. Handys sind im Schulgebäude nicht per se verboten - häufig kommen sie sogar im Unterricht zur Anwendung - jedoch hängt an der Wand ein „Stoffregal“ für Handys. Bei Bedarf fordern die Lehrer*innen die Schüler*innen dann auf, das Handy für die Zeit des Unterrichts dorthin abzulegen.
Guten Morgen, ich bin…
In meiner ersten Schulwoche ging es vor allem darum, die vielen Klassen näher kennenzulernen. Dafür hatte ich verschiedene Kennenlernspiele vorbereitet. Zum Beispiel bekam in der 8v jede*r Schüler*in ein „Nimm2 Soft“-Bonbon, um anschließend ihren oder seinen Namen zu sagen und anhand der Farbe des Bonbons die Antwort zu einer Frage an der Tafel zu formulieren (zum Beispiel: „rot – Wie groß bist du?“, „grün – Was ist dein Lieblingstier?“).
Als sehr schwierig empfand ich es, mir die vielen Namen zu merken, da ich die meisten noch nie gehört hatte. Im Anschluss bekamen die Schüler*innen immer die Gelegenheit, auch mir Fragen zu stellen. Besonders die Grundschulkinder machten von dieser Möglichkeit sehr gern Gebrauch.
Wie bereits geschildert, wusste ich bereits zu Beginn, dass ich die 8v wegen des Wechselmodells nur zwei Wochen im Präsenzunterricht haben werde. Da diese Klasse zwölf Stunden Deutschunterricht pro Woche hat, wollte ich die Gelegenheit also gleich (aus-)nutzen, um mein (Inter-)Kulturelles Deutschlandprojekt durchzuführen. So kam es nun, dass ich bereits in der ersten Woche anfing, selbst zu unterrichten. Dazu aber mehr in meinem nächsten Blogeintrag…
До скоро! (Do skoro – Bis bald!)