Blog #5
Jordanian Foodheaven

Unser Freitags-Frühstück
Unser Freitags-Frühstück | © Juliane Hadenfeldt
Eine meiner Lehrerinnen hat einmal gemeint, dass das Einzige, was man in Jordanien wirklich genießen kann, das Essen ist. Und nach gut einem Monat hier kann ich ihr da wirklich zustimmen! Das Essen ist unglaublich gut! So langsam habe ich mich durch vieles durchprobiert und meine Favoriten gefunden. Das traditionelle Essen ist in großen Teilen sehr fleischlastig. Dazu gehören das Nationalgericht „Mansaf“, „Schawara“ oder „Kebab“. Es gibt aber auch einige vegetarische Köstlichkeiten, wie Hummus und Falafel, die wohl jeder von uns kennt. Nur, dass die hier einfach um Längen besser schmecken, als Zuhause. Auch „Mutabal“, ein Dip, der zum großen Teil aus Auberginen besteht, hat mir hier das erste Mal richtig gut geschmeckt. Rula steht total auf „Foul“, eine Art Paste aus roten Bohnen und Kichererbsen. Very healthy! ;)

Brot bekommt man hier fast zu Spottpreisen hinterhergeschmissen. Mein Favorit ist definitiv Manaeesh, ein flaches Weißbrot, was leicht süßlich schmeckt, belegt mit Zatar oder Ziegenkäse. Richtig gut! Übrigens: Zatar ist eine Gewürzmischung aus Thymian, geröstetem Sesam, Sumach und Salz. Gemischt mit Olivenöl wird das hier auf Brot gegessen. Von einem Highlight habe ich aber noch nicht berichtet. Vor zwei Wochen haben Larissa und ich DIE Entdeckung in einer Bäckerei hier gemacht, und zwar „Joz al Hind“, was übersetzt so viel wie Kokosnuss bedeutet. Es ist eine Art Kokosmakrone, nur viel größer, karamelliger, von außen knusprig und von innen weich. Ein Traum! (Die Besten gibt es bei Sufara)

Und damit ihr euch alle das Essen besser vorstellen könnt, hier ein Bilder:
  • Taking it seriously – Ich beim Falafel essen im Hashem, einem sehr berühmten, günstigen Falafel-Restaurant in Downtown © Juliane Hadenfeldt

    Taking it seriously – Ich beim Falafel essen im Hashem, einem sehr berühmten, günstigen Falafel-Restaurant in Downtown

  • Hummus © Juliane Hadenfeldt

    Hummus

  • Manaeesh mit Zatar belegt © Juliane Hadenfeldt

    Manaeesh mit Zatar belegt

  • Manaeesh mit Käse belegt © Juliane Hadenfeldt

    Manaeesh mit Käse belegt

  • Foul © Juliane Hadenfeldt

    Foul

  • Mutabal © Juliane Hadenfeldt

    Mutabal

  • Joz al Hind © Juliane Hadenfeldt

    Joz al Hind


Die andere Seite der Medaille
Ich habe festgestellt, dass Esskultur in Jordanien sehr anders als in Deutschland ist. Das Essen ist lecker, aber in welchen Mengen es auf den Tisch gestellt wird, ist oft auch in meinen Augen sehr übertrieben und maßlos. Nach einem Gespräch mit Rula, habe ich aber erfahren, dass man nicht als guter Gastgeber gilt, wenn alles aufgegessen wird und es wird als komplett normal und gut angesehen wird, dass nach dem Essen einiges übrig bleibt. Das Problem dabei ist nur, dass so natürlich auch viel schlecht wird. Die Menschen hier verstehen es als haram (verboten) Essen wegzuwerfen, insbesondere Brot. Daher sieht man auf der Straße sehr oft Brot liegen, das vergammelt ist und auch keine streunende Katze mehr isst. Und ich sehe auch jeden Tag in der Schule, wieviel Essen die Kinder dabei haben und was davon nach der Pause auf dem Schulhof zurückbleibt.
Brot, das in Plastikbeuteln an Hauseingänge gehängt wird
Brot, das in Plastikbeuteln an Hauseingänge gehängt wird | © Juliane Hadenfeldt

Mit meinen Schülerinnen und Schülern hatte ich diese Woche ein sehr interessantes Gespräch zu diesem Thema. Einer von ihnen hat sich in der Pause einen Schokoladenkeks gekauft, ihn aber nur zu Hälfte gegessen. Da er auf der Bank lag, sprach ich den Jungen darauf an, was mit dem Keks geschehen soll. Er meinte, dass er ihn nicht mehr schaffe und nicht mehr will. Ich schlug ihm vor, den Keks einzustecken und ihn später zu essen oder seine Freunde zu fragen, ob ihn jemand will. Beides keine Optionen für ihn. Mit der Zeit kamen immer mehr Kinder dazu. Einige schlugen vor, den Keks auf die Mauer zu legen, damit ihn die Vögel essen können, andere wollten ihn wegschmeißen. Als ich ihnen erklärte, dass kein Tier Schokolade essen sollte und ich auch nicht verstehe, warum ein Keks, der noch gut ist, weggeschmissen werden soll, konnten sie das nicht verstehen. Ein Mädchen meinte sogar zu mir, dass es ihr egal sei, ob dafür Pflanzen gewachsen sind und Menschen gearbeitet haben. Ich weiß, dass sie das nicht böse gemeint hat, weil ich sie kenne. Aber gleichzeitig schockiert mich so ein Denken. Ich bin damit aufgewachsen und so erzogen worden, dass Lebensmittel nicht verschwendet werden sollen und es so viele Menschen auf der Welt gibt, die nicht genug haben, um sich zu ernähren. Aber offensichtlich ist das wieder so ein Unterschied im Denken und in der Erziehung. Auf Nachhaltigkeit, in jeglichen Bereichen, wird hier leider noch nicht so viel Wert gelegt. Und vielleicht ist das zurzeit in Ordnung, weil es genug andere, drängendere Probleme gibt. Aber langfristig gesehen, muss sich diesbezüglich meiner Meinung nach wirklich etwas ändern.

Was ich übrigens nochmal revidieren muss, ist meine Aussage über das Essen, die ich in einem meiner ersten Blogeinträge getroffen habe, nämlich dass das Essen hier so teuer sei. Das ist teilweise immer noch korrekt, gilt aber nur für importierte Produkte aus Europa oder Amerika, weil für diese sehr hohe Importsteuern anfallen. Produkte aus der Region, frisches Obst und Gemüse sind unglaublich billig, wozu beispielsweise Oliven, Feta, Mangos, Orangen, oder Gurken gehören. Und jetzt wundere ich mich auch nicht mehr, dass man hier sogar Süßkartoffeln förmlich hinterhergeworfen bekommt. (Fun Fact: Die wenigsten Leute hier essen wirklich gern Süßkartoffeln, wohingegen bei uns in Deutschland ja ein förmlicher Süßkartoffel-Boom stattfindet.)
Als Ausgleich und damit ich nicht mit zehn Kilo mehr nach Deutschland zurückkomme, versuche ich so gut es geht, Sport zu machen. Larissa, Felicia, Leen und ich treffen uns immer mal wieder zum Yoga und letzte Woche waren Larissa und ich bei Movision, ein Sportprogramm basierend auf dem eigenen Körpergewicht. Na hoffentlich kann ich damit auch die ganzen Süßigkeiten, die man hier und dort bekommt, abtrainieren. :)

Kl. Erkenntnis Nr.9: Maßvoll ist besser als Übermaß.
Yoga über den Dächern von Amman
Yoga über den Dächern von Amman | © Juliane Hadenfeldt

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