Blog #2
Auf nach Tripoli
Die letzten Tage bevor es nun endlich mit dem SCHULWÄRTS!-Praktikum losgeht, wollte ich noch einmal zum Erkunden des Libanons nutzen. Die zweite Woche begann ziemlich regnerisch inklusive Sturm. Auch an dem Tag, als ich mein erstes Treffen mit meinen Ansprechpartnern Alexander Kruckenfellner und Julia Glashoff vom Goethe-Institut Beirut hatte, regnete es ziemlich heftig. Etwas durchnässt kam ich dann im Goethe-Institut an und freute mich umso mehr über das Willkommensgeschenk – Regenschirme. Wir hatten ein tolles Gespräch und alle ersten Anliegen konnten geklärt werden. Somit war ich bestens vorbereitet auf die kommende Woche und konnte das letzte Wochenende vor dem Praktikum noch einmal vollends auskosten.
Von Batroun bis nach Tripoli
Zum Wochenende hin besserte sich das Wetter und es ging wieder mit dem Connexion Bus von Beirut in Richtung Tripoli. David erwartete uns schon auf halber Strecke in Batroun. Da das Wochenende vorher auch recht regnerisch gewesen war, hatte er so die Möglichkeit, nochmal ein bisschen Sight Seeing nachzuholen. Der erste Stopp war das nahe bei Batroun gelegene Msheila Fort. Eine ziemlich beeindruckende Festung, die man umsonst besichtigen kann. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut, um die Wege nach Tripoli zu bewachen und zu schützen. Als nächsten Punkt unseres Trips steuerten wir dann die orthodoxe Saint Elias Kirche in dem wunderschönen Ort Hamat an, wo sich einem ein fantastischer Blick über Batroun, die Küste und die Berge bot. Weiter ging es dann zur Lady of Nourieh, einer christlichen Kirche und Pilgerstätte im Libanon. Auch hier bot sich uns wieder ein toller Ausblick und wir konnten auch schon die Küstenlinie unseres Ziels, Tripoli, entdecken.
Wir machten unseren ersten Halt am Hafen, sobald wir Tripoli erreichten. David selbst sagte, dass er sich eher wenig in Tripoli auskenne und heute selber auch ein Tourist sei. Vom Hafen wusste er jedoch, dass dort häufig viele Stände zu finden sind, an denen man alles findet, was man so für das alltägliche Leben braucht. Als wir am Hafen ankamen, stellten wir jedoch fest, dass momentan Bauarbeiten sind und kaum Stände dort waren. Trotzdem konnten wir von einem sehr netten Straßenverkäufer noch ein paar frische Schawarma ergattern.
Wir liefen etwas durch die Gegend und entschlossen uns dazu, in das Zentrum der Stadt zur Al Mansouri Moschee oder auch Great Mosque genannt, zu fahren. Die Moschee wurde ungefähr im 13. Jahrhundert erbaut und grenzt an den Nahhasine Souk, den wir anschließend auch noch durchstreiften. Man merkte sofort, dass in Tripoli ein sehr geschäftiges Treiben herrscht. Überall wurde ge- und verkauft, aber auch gehandelt. Ich fand es sehr erstaunlich, wie viel noch von dem orientalischen Charme aus vergangener Zeit in Tripoli zu erkennen war, im Vergleich zur Hauptstadt Beirut, die sich momentan eher zur Moderne hin wandelt. Auf unserem Weg durch die Stadt stießen wir dann auch noch auf ein weiteres Wahrzeichen Tripolis, den Sultan Abdul Hamid Clocktower, eine circa 30 Meter hohe Uhr, erbaut zu Ehren des Sultans im 19. Jahrhundert. So verstrich die Zeit und wir genossen es, einfach durch die Gegend zu laufen, ein wenig zu shoppen und wie immer verschiedene libanesische Köstlichkeiten zu probieren. Tripoli bildet übrigens mit das Zentrum des Seifenhandwerks im Nahen Osten. Die Seifen werden dort noch traditionell in Handarbeit hergestellt und sind in vielen verschiedenen Geruchsrichtungen und Designs zu kaufen. Wir entschieden uns letztendlich auch dazu, nach einer kurzen Führung durch das Seifenmuseum Tripolis, wo uns ein Führer das Handwerk näher brachte, eine originale Seife aus Tripoli zu erstehen. Mir gefiel besonders die Zedernseife. Zedern stellen den Nationalbaum der Libanesen dar und sind sogar auf der libanesischen Flagge abgebildet. Zum Ende des Tages schlug David vor, noch einmal in die Berge zu fahren, da dort momentan Schnee liegen würde. Das ist genau der Punkt, den ich momentan so unfassbar am Libanon finde. Man kann mittags (wenn das Wetter gut ist) bei etwa 20 Grad an der Küste sitzen und entspannt einen Kaffee genießen und nach einer 50 km Fahrt in Richtung Berge, ist man auf einmal in einem Ski- beziehungsweise Schneegebiet. In den Bergen und zurück nach Batroun
Als wir aus Tripoli in Richtung Berge fuhren, bot sich uns mal wieder ein spektakulärer Anblick. Je näher wir dem Gebirge kamen, desto kälter wurde es und desto weißer die Landschaft. Leider mussten wir dann feststellen, dass Davids Auto mit Hinterradantrieb und Sommerreifen dem Schnee nicht gewachsen war. Wir drehten also um und kamen mehr oder weniger zügig zurück nach Batroun. Dort ließen wir den Abend gemeinsam ausklingen. Auch am nächsten Tag war das Wetter wieder hervorragend und wir verbrachten fast den ganzen Tag an der Küste von Batroun mit Davids Freunden, bevor es dann abends mit dem Bus wieder nach Beirut ging. Our Lady of Lebanon – Die Lady Harissa
Doch das Wochenende war noch nicht vorbei. Maroun und Yara, die wir an Silvester kennen gelernt hatten, boten an, gemeinsam die Lady Harissa zu besichtigen. Hierbei handelt es sich um eine christlich maronitische Symbolfigur für viele Libanesen. Sie pilgern aus dem ganzen Land dorthin, um den Schrein zu besuchen, doch auch viele Ausländer suchen die Harissa in der Nähe von Jounieh auf. Die aus Bronze bestehende und weiß gefärbte Statue ist circa 10 Meter hoch und von ihrem höchsten Punkt aus hat man einen tollen Blick bis nach Beirut. Diesen Ort würde ich allen empfehlen, die den Libanon besuchen, da es ein ganz besonderer Platz ist, der auch die Religiosität der Libanesen auf eine wunderschöne Art und Weise widerspiegelt. Nach unserem Besuch der Statue sind wir noch ein wenig durch die Gegend gefahren und waren gemeinsam Essen. Dieses Wochenende war somit der perfekte Abschluss der ersten beiden Wochen meiner Zeit im Libanon. Ich habe viel gesehen, die verschiedensten Eindrücke sammeln können und hervorragend gegessen, was ich an dieser Stelle einfach nochmal hervorheben muss. Zudem bin ich sehr dankbar dafür, dass ich von Anfang an mehrere offene, nette und hilfsbereite Menschen an meiner Seite hatte, die mir den Start in den Libanon und das Leben hier so einfach wie möglich gemacht haben. Vielen Dank dafür!!!
Nun freue ich mich aber auch darauf, dass mein Praktikum an der Jamil Rawas Secondary School for Boys bald los geht und auf die neuen Herausforderungen, die da bestimmt kommen werden.