Blog #3
Meine neue Schule - Die Jamil Rawas Public Secondary School for Boys

Nachdem ich zwei Wochen zur Erkundung und zum Einleben in das Leben im Libanon hatte, hat ab dem 14. Januar mein Praktikum an der Jamil Rawas Public Secondary School for Boys begonnen. Die Schule befindet sich im südlichen Teil Beiruts, genauer gesagt in dem Viertel Tariq el Jdideh. Momentan hat die Schule 616 Schüler, die sich auf die Klassenstufen sieben bis zwölf verteilen. Die Schulleitung hat Herr Mazen Taweel seit drei Jahren inne, doch er selbst ist auch schon länger an dieser Schule als Lehrer tätig gewesen, wie er mir bei unserem Gespräch an meinem ersten Tag erzählte. In dem folgenden Eintrag möchte ich von meinem ersten Tag und dem generellen Ablauf an der Schule berichten.

  • Haupteingang der Schule © Julia Königs

    Haupteingang der Schule

  • Blick auf den Schulhof © Julia Königs

    Blick auf den Schulhof

  • Tea Time im Lehrerzimmer © Julia Königs

    Tea Time im Lehrerzimmer

Der erste Tag

An meinem ersten Schultag wurde ich von Julia Glashoff, meiner zuständigen Betreuerin des Goethe-Instituts, zu Hause abgeholt und wir sind gemeinsam zur Schule gefahren. Dort wurden wir schon von dem Schulleiter Herr Taweel erwartet und herzlich empfangen. Wir hatten ein kurzes, gemeinsames Orientierungsgespräch zu der Schule, meinen Vorstellungen bezüglich des Praktikums und den Deutschklassen. Anschließend wurde ich von einer Lehrkraft durch die Schule geführt, damit ich mich mit dem Gebäude, das etwas verworren wirkt, vertraut machen kann. Der Rundgang endete im Lehrerzimmer, wo ich auf Mahmoud Hemadi, den Deutschlehrer der Schule wartete.

Auch im Lehrerzimmer wurde ich erneut von allen wärmstens empfangen. Man bot mir direkt Kaffee und Tee und natürlich etwas zu Essen an. Die erste Pause verbrachte ich also damit, mit den Lehrern und Lehrerinnen gemeinsam Tee zu trinken und zu essen. Pünktlich zu Beginn der nächsten Stunde wurde ich von Mahmoud abgeholt. Wir verstanden uns direkt sehr gut und er gab mir eine kurze Einführung zu den Themen, die momentan behandelt werden und wie der Deutschunterricht an der Schule abläuft. So konnte meine erste Hospitation beginnen. Deutsch wird an der Jamil Rawas Schule momentan in der Klasse acht und neun unterrichtet, die ich alle an meinem ersten Tag schon kennen lernen durfte. Da Mahmoud momentan der einzige Deutschlehrer an der Schule ist, unterrichtet er auch alle diese Klassen. Die Kinder waren alle sehr freundlich und aufgeschlossen, wenn auch ein wenig unruhig, was auch an mir lag. Viele stellten Fragen. Was mich bis jetzt noch freut ist, dass wenn sie einen auf dem Gang sehen, man immer gegrüßt wird und viele auch versuchen, mich auf Deutsch anzusprechen und mit mir zu reden.
Die achte Klasse aus dem Deutschunterricht
Die achte Klasse aus dem Deutschunterricht | © Julia Königs
Englisch Class, Klausuren und Samstage

Da an der Jamil Rawas Schule nicht jeden Tag Deutschunterricht stattfindet, entschlossen Herr Taweel und ich im Gespräch, dass ich auch am Englischunterricht teilnehmen könnte. Seitdem hospitiere ich zusätzlich im Englischunterricht von Souha Daher. Diese Lehrerin unterrichtet eher höhere Klassen und ich fand es sehr interessant zu sehen, wie schnell man doch feststellen kann, wie unterschiedlich sich die Schüler je nach Alter verhalten. Mit Frau Souha verstand ich mich ebenfalls sehr gut und mir gefiel vor allem ihr Umgang mit den Schülern, da sie ihren Unterricht sehr transparent gestaltet und den Schülern jede ihrer Entscheidungen erklärt. Außerdem legt Frau Souha im Fremdsprachenunterricht sehr viel Wert darauf, dass die Schüler auch das freie Sprechen üben. Die letzten Tage durfte ich ebenfalls auch schon bei einigen Tests beiwohnen, die momentan als Leistungskontrolle vor den anstehenden Mid Term Tests durchgeführt werden.
Für mich momentan noch etwas ungewohnt ist, dass die Schüler immer freitags frei haben und dafür samstags die Schule besuchen. Der erste Samstag fiel jedoch für mich aus, aufgrund des Arabic League Treffens in Beirut. Ganze Bereiche der Stadt wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt, sodass die Schulen in verschiedenen Stadtteilen beschlossen, die Schule für diesen Zeitraum ausfallen zu lassen.
Außerdem konnte ich einem kleinen Projekt beiwohnen, dass momentan in der Klasse 12 durchgeführt wird. Die Schüler sollen lernen, wie man vor Gruppen Präsentationen hält. Die Themen, die die Schüler in ihren Präsentationen behandeln, haben zum einen Bezug zu den jeweiligen Unterrichtsinhalten und zum anderen einen starken Alltags- und Lebensweltbezug. Besprochen wurden in den Präsentationen Themen wie „drug abuse, violence in schools, eating disorders oder bullying“.
  • Klausurenphase © Julia Königs

    Klausurenphase

  • Miss Souha und ihre Englischklasse © Julia Königs

    Miss Souha und ihre Englischklasse

  • Eine Gruppe präsentiert ihre Inhalte mit Hilfe einer Power Point Präsentation. Freies Sprechen Lernen ist ein wichtiger Aspekt für die Zukunft. © Julia Königs

    Eine Gruppe präsentiert ihre Inhalte mit Hilfe einer Power Point Präsentation. Freies Sprechen Lernen ist ein wichtiger Aspekt für die Zukunft.

  • Die Schüler tauschen sich aus zum Thema „Crime and Violence in Schools“, am Ende eines jeden Referats wird das Thema gemeinsam reflektiert. © Julia Königs

    Die Schüler tauschen sich aus zum Thema „Crime and Violence in Schools“, am Ende eines jeden Referats wird das Thema gemeinsam reflektiert.

Ein Rezept für Manaisch

Die Schüler der Klasse neun aus Mahmouds Deutschklasse hatten vor kurzen an einem internationalen Kochprojekt des Goethe-Instituts teilgenommen. Jede Gruppe sollte ein landestypisches Gericht kochen, dies filmen und dazu ein Rezept verfassen. Die Klasse von Mahmoud entschied sich für Manaisch, die man als „kleine Pizzen“ beschreiben kann. Belegt werden Manaisch mit den verschiedensten Zutaten. In diesem Falle kochten die Schüler es mit Zataar. Zataar ist eine Gewürzmischung die hauptsächlich aus Thymian besteht (und die ich wirklich nur empfehlen kann und die man unbedingt während eines Aufenthalts im Libanon probieren sollte). Jedoch fehlte noch die Verschriftlichung des Rezepts. Ich hatte mit Mahmoud vorher abgesprochen, dass ich ein paar Überlegungen anstellen würde, wie man dies am besten gemeinsam verfassen könnte. Da es sich um eine sehr kleine Klasse handelt, herrscht hier eine super entspannte und vertraute Arbeitsatmosphäre. Mahmoud sagte an diesem Tag sofort, dass ich gerne mit den Schülern den Aufbau eines Rezepts erarbeiten könnte. Ich freute mich total, dass er mir direkt so viel Vertrauen entgegenbrachte und ich einfach loslegen durfte. Die Stunde verlief sehr gut, obwohl ich auch froh war, dass Mahmoud dabei war und vor allem bei Vokabelfragen für mich einspringen konnte. Die Art von Team Work in der Stunde fand ich einfach nur super und es hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht mit den Schülern gemeinsam zu arbeiten. Auch für die kommenden Wochen sind noch ein, zwei Projekte in der Überlegung, von denen ich dann auch hoffentlich bald wieder berichten kann.
Wir schreiben ein Rezept
Wir schreiben ein Rezept | © Julia Königs

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