Blog #4
Cairo Cycling Geckos

Der Muttertag fiel auf einen Freitag und an diesem Tag machten wir Cairo Cycling Geckos uns auf zu einer längeren Radtour nach Sharqia, um den Frauen vor Ort Geschenke zum Muttertag zu überreichen. Nouran, genannt Captain Nouran, plante also mit uns durch ganz Kairo zu fahren und noch weiter darüber hinaus. Letztendlich waren wir rund 70 Kilometer unterwegs. Auf dem Fahrrad, mitten im Verkehr in Kairo! Das klingt dramatisch, aber an einem Freitag am frühen Morgen ist es das nicht unbedingt.

  • Fahrrad und Gepäck © Katharina Meyn

    Fahrrad und Gepäck

  • Wir fahren los! © Katharina Meyn

    Wir fahren los!

Wir haben uns im Stadtteil Dokki vor einem Möbelgeschäft getroffen und mussten natürlich erstmal auf alle warten, bis es losging. Normalerweise fahren die Cairo Cycling Geckos nur in Mädchengruppen, aber auf dieser langen Strecke durften auch Jungs mitfahren.

Direkt nach dem Start fuhren wir auf einer eher ruhigeren Nebenstraße und ich konnte mich gut an das Radfahren in Kairo gewöhnen. Anfangs fuhren wir alle in einer Reihe und es war wirklich sehr wenig Autoverkehr um uns herum. Bald wurde es aber eben doch aufregend, weil wir von der ruhigeren Straße in verkehrsreichere Straßen einbogen und wir auch durch zwei große Kreisverkehre fuhren mussten, der eine davon war der Tahrir Platz. Hier war das Fahren bereits etwas problematischer, da es aber noch nicht viel Verkehr gab und wir in einer großen Gruppe fuhren und uns so gegenseitig absicherten und auch manchmal den Verkehr aufhielten, kamen wir gut voran.

Natürlich sind wir auch an vielen Passanten und Autoinsassen vorbeigefahren und die meisten waren sehr überrascht, uns zu sehen und die allermeisten haben sich riesig über uns gefreut und gewunken und geklatscht. Vor allem Mädchen und Frauen, die uns sahen, haben sich sehr gefreut. Ich kann mich sehr gut an ein kleines Mädchen erinnern, welches bei unserem Anblick über beide Ohren gegrinst hat. Aber auch über einen Kleinbus voller Frauen, die sich sehr freuten und in die Hände klatschten. Zurückblickend kann ich nicht beurteilen, ob sie klatschten, weil sie es toll fanden, Frauen auf Fahrrädern zu sehen oder weil sie dachten, wir wären Teilnehmer eines Rennens.

Als wir auf der anderen Seite des Nils angekommen waren, stoppten wir für eine Weile, denn wir mussten auf alle Teilnehmer warten. Nicht alle waren gleich schnell und wir wollten ja in der Gruppe zusammenbleiben. Danach ging es weiter durch die Stadt. Mittlerweile bildeten sich doch zwei Gruppen: Die Schnellen und die Langsamen und auch ein paar Mädels, die sich zwischen den Gruppen bewegten.

Mitglieder der Cycling Geckos
Mitglieder der Cycling Geckos | © Katharina Meyn
Es war klasse, die Stadt einmal im Fahrradtempo zu sehen. So konnte man sich sehr gut Gebäude ansehen und alles gut beobachten. Aber auch endlich mal die Gerüche wahrzunehmen war schön. Meistens besteht der Geruch in Kairo aus Abgasen, jedenfalls auf Autorückbänken. Ja, es ist schon ein Unterschied zwischen dem Sitzen in einem Auto und dem Fahren mit einem Rad.

An sich ist der Verkehr in Kairo schon sehr krass und wirkt sehr chaotisch. Ein Uber- Taxifahrer beschrieb es einmal so: „Hier gibt es keine Regeln für den Verkehr, nur diese: Mach kein Auto kaputt!“. Gerade beim Fahrradfahren müsste man in so einer Stadt wie Kairo eigentlich sowas wie Angst vor dem Verkehr haben, aber das hatte ich nie. Aufregend war es schon, aber mehr auch nicht. Und wie gesagt: Es war Freitag und daher war kaum Verkehr unterwegs. Fast so wie an einem Sonntagmorgen gegen 9 Uhr in den meisten Straßen in Deutschland: Nüscht los.

Unsere letzte größere Rast mit Toilette gab es an einer Tankstelle in Kairo. Das war ein schöner Ort, denn danach gab es, nach dem Verlassen der Stadt, für unglaublich lange Kilometer (in Pinkelpausenbedürfnis gerechnet) keine öffentlichen Toiletten, nur die Straße und den Sand.

Unser Weg
Unser Weg | © Katharina Meyn
Nach rund 15 Kilometern hatte sich diesmal die Gruppe doch gut auseinandergezogen und ich blieb lieber am hinteren Ende der Schlange. Somit bildeten wir in einem Dreierteam das Schlusslicht.

Irgendwann hatten wir dann Kairo verlassen und blickten nach vorne in die Wüste, nach hinten auf Kairo und parallel zu uns sah man ein Stadtgeiet nach dem nächsten, aber ich weiß nicht, welche Städte das waren. Zudem waren diese Stadtgebiete zwar in Sichtweite, aber doch ein paar Kilometer weit weg.

Der Weg durch die Wüste war der Weg auf der Autobahn! Unglaublich, ich bin sowohl durch Kairo als auch durch die Wüste auf der Autobahn gefahren. Oha! Und ja, es ging gut. Manchmal war das schon komisch, denn LKWs haben einen starken Sog, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit an einem vorbeifahren. Aber es wurde eben auch rücksichtsvoll gefahren, auch von den LKW und PKW Fahrern.

Mein Sonnenschutz
Mein Sonnenschutz | © Katharina Meyn
In den Mittagsstunden war es kräftig heiß auf der Strecke. Ich hatte zwar bereits ein Cap auf, aber ich war doch froh, dass ich mein Halstuch mithatte und daraus eine Kopf- und Halsbedeckung machen konnte. Denn meine Ohren brannten, obwohl ich mich mit Sonnencreme LSF 50 eingecremt hatte.

Wir fuhren teilweise sehr langsam, aber das war in der Mittagssonne auch sehr, sehr angenehm so langsam zu fahren. Langsam hätte ich gerne eine Toilette gefunden, aber auf der Strecke gab es eben nur Sand und Dünen und Sanddünen und felsige Dünen und Straße und ziemlich viele Mauern und naja….Sand. Irgendwann am späten Nachmittag kamen wir in Bilbeis an und konnten dort eine große Pause machen und die Gruppe wieder komplett zusammenkommen lassen. In der Gruppe zu fahren war toll, weil wir schnell zusammengewachsen sind und weil wir uns auch unterhalten konnten. Das war schon schön!

Nachdem wir in Bilbeis gerastet hatten, fuhren wir noch rund 10 Kilometer weiter in ein kleines Dorf. Dort verteilten wir an die Frauen in dem Dorf Bekleidung, denn es war Muttertag und das war das Ziel des Tages, am Muttertag den Frauen in dem Dorf etwas Gutes zu tun. Wir gingen in kleinen Gruppen durch das Dorf und meine Gruppe wurde von zwei Frauen sehr herzlich im Empfang genommen und wir hatten ein wenig Zeit mit ihnen und sie konnten sich in Ruhe neue Bekleidung aussuchen.

Da wir für die ganze Strecke länger gebraucht hatten als gedacht, waren wir sehr froh, mit dem Bus nach Hause fahren zu können.
 

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