Blog #11
Tallinn: Teil III - Sehenswürdigkeiten & unsere Tipps für Tallinn

In diesem Abschnitt möchte ich euch vorstellen, was man so alles in Tallinn machen kann. In Tallinn gibt es viel zu tun und wir haben unsere Tage gut füllen können. Wahrscheinlich hätte man auch noch mehr machen können, wenn man zur Hauptsaison im Sommer, gekommen wäre.
Am Ende dieses Beitrages haben Annika und ich unserer Tipps für einen Ausflug nach Tallinn zusammengefasst.
 
Touristeninfo

Die Touristeninfo liegt circa drei Minuten Fußweg von dem zentral gelegenen Rathausplatz entfernt. Sie ist von außen gut zu erkennen und ist innen sehr geräumig. Es gibt in etwa fünf Meter Regalwand mit den verschiedensten Flyern und Stadtplänen mit verschiedenen Schwerpunkten und in verschiedenen Sprachen. Es stehen außerdem Sitzmöglichkeiten bereit, sowie zwei Computer zur kostenlosen Recherche. Darüber hinaus werden zu günstigen Preisen sehr hübsche Postkarten verkauft. Da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Auf Nachfragen bekamen wir auch zum Schreiben der Postkarten einen Stift ausgeliehen, sodass wir beide Postkarten für die Familie schreiben konnten. Mit 1,40€ für den Versand einer internationalen Postkarte auch im Vergleich zu Finnland günstiger.

Die Mitarbeiter der Touristeninfo waren zu uns super freundlich und hilfsbereit. Von uns eine klare Empfehlung die Touristeninfo als erstes aufzusuchen, um alle Informationen zu bekommen und sich mit Stadtplänen und Tipps einzudecken. Vor der Touristeninfo startet zudem auch jeden Tag um 12 (in den Sommermonaten auch noch zu anderen Uhrzeiten und mit verschiedenen Schwerpunkten) die kostenlose Stadtführung.
 
Free Tour Tallinn

Die Free Tour durch Tallinn dauert gute zwei Stunden dauert. Es werden alle wichtigen touristischen Sehenswürdigkeiten besucht, erklärt und kommentiert. Die Tour endet auf dem Rathausplatz im Zentrum. Für diese Tour muss im Vorfeld kein Geld bezahlt werden, aber am Ende wird ein Trinkgeld eingesammelt, das freiwillig ist, aber erwartet wird. Vergleichbare Touren kosten in Tallinn circa 15- 20 Euro pro Person. Auf Nachfrage in der Touristeninfo vor der Tour wurde uns gesagt, dass das Trinkgeld im Schnitt bei 5 Euro liege und bei besonders guten Touren meist bis 10 Euro pro Person gegeben werden. Gehalten wird die Tour auf Englisch.

Da es am Donnerstag in Tallinn morgens regnete und es zudem in der Nebensaison war, war unsere Gruppe mit knapp 30 Personen eher klein. An anderen Tagen ist die Gruppe wohl deutlich größer, doch damit muss man bei einer Free Tour leben. Wenn man lieber in kleinen Gruppen unterwegs ist, ist diese Tour eher ungeeignet.

Unsere Tour wurde von Liine geleitet, die sich mit anderen Guides abwechselt. Wir waren von der Tour sehr begeistert. Liine führte mit sehr viel trockenem und teilweise bissigem Humor durch die Stadt und gab uns auch Einblicke in die estnische Kultur. Unsere Tour dauerte gute zwei Stunden und im Anschluss konnten wir Liine noch Fragen stellen, vor allem in Hinblick auf Tipps für Restaurants, Geschäfte, etc. Für einen ersten Einblick können wir diese Tour uneingeschränkt empfehlen, denn danach hat man einen guten Überblick über die „Upper“ und „Lower“ Altstadt.
 
Aussichtspunkt

Während der Tour haben wir auch die Kohtuotsa Aussichtsplattform auf dem Domberg besucht von der man einen herrlichen Blick auf die Altstadt unter einem hat, dahinter erheben sich die sieben Hochhäuser Tallinns. Das Meer und die Kreuzfahrtschiffe und Fähren sind zu sehen und am Horizont ein weiterer Berg auf dem viele Häuser gebaut sind und wo wohl ein großer Teil der Tallinner Bevölkerung wohnt.

Panorama Tallinn © © Lena Gerken Panorama Tallinn © Lena Gerken
Kiek in de Köök

Kiek in de Kök © © Lena Gerken Kiek in de Kök © Lena Gerken
Früher diente Kiek in die Köök als Wachturm der mittelalterlichen Stadtmauer. Da im Mittelalter in Tallinn der Geldadel Deutsch bzw. Niederdeutsch sprach sind viele deutschsprachige Namensreste zu finden. Kiek in de Köök ist Plattdeutsch und bedeutet auf Hochdeutsch „Schau in die Küche“ und kommt daher, dass man von dem Turm aus sprichwörtlich in die Küchen der Menschen schauen konnte.

Heute ist der Turm ein Museum. Dieses ist zweigeteilt. Zum einen gibt es eine Ausstellung zur Entstehung und historischen Entwicklung der Stadt Tallinn, vor allem im Hinblick auf die Kriege zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert. Daher gibt es auch eine historische Waffenkammer. Von ganz oben kann man auf einen Teil der alten Stadtmauer spazieren gehen und sich die Stadt von oben anschauen. Wir fanden dieses Teil des Museums so mittel. Er bietet einige spannende Exponate, vor allem wenn man ein wenig Deutsch spricht kann einiges entziffert werden. Doch insgesamt gibt es nur wenig erklärende Texte, dieser Teil des Museums war unserer Meinung nach nicht so lohnend.

Doch es gibt noch einen zweiten Teil. Im Mittelalter wurde unter Tallinn ein ausgeklügeltes Tunnelsystem errichtet und ein Teil davon kann besichtigt werden. Diese Tunnel wurden vom Mittelalter bis in die Neuzeit verschiedentlich genutzt. So waren sie zunächst geheime Tunnel, damit die Machthaber schnell von einem Ort zum anderen kommen konnten. Außerdem boten die Tunnel Schutz bei einem der vielen Kriege. Darüber hinaus dienten sie auch als Gefängnis, Luftschutzbunker, Obdachlosenunterkunft und jetzt als Museum. Teile der Tunnel sind noch recht originalgetreu aus dem Mittelalter enthalten. Nachdem man eine lange unwegsame Treppe nach unten bewältigt hat, geht es in den Tunneln langsam, aber stetig, abwärts.

Tunnel unter Tallinn © © Lena Gerken Tunnel unter Tallinn © Lena Gerken
In den einzelnen Kammern kann man mit einem Audioguide, der gratis als App bereitsteht und im kostenlosen WLAN des Museums heruntergeladen werden kann, Informationen zu den verschiedenen Zeiten abgerufen werden. Man bewegt sich dabei chronologisch rückwärts in der Zeit. In den Räumen befinden sich teilweise Schaufensterfiguren, die in passender Kleidung eine Zeit/einen Abschnitt repräsentieren sollen. Auch einige Möbel, wie Bänke aus der Luftschutzzeit oder ein Tisch, vermeintlich aus dem Mittelalter, sind teilweise als Ausstattung zu finden.

Die informativen Teile des Audioguides fanden wir sehr gelungen, doch gab es auch immer wieder Abschnitte, in denen die Figuren, die in den Räumen zu finden waren aus einer Ich-Perspektive das Geschehen der Zeit kommentierten. Diese haben wir irgendwann übersprungen, da sie doch eher nicht so spannend waren…

Am Ende der Tunnel gibt es noch in sechs Abschnitten eine Ausstellung über Steine. Das sind dann zum Beispiel Reste von alten Säulen, Grabsteinen, Intarsien etc. Wer dafür ein Interesse hat, für den sei es an dieser Stelle erwähnt.

Wir können dieses Museum eingeschränkt empfehlen, da wir die Tunnel wirklich gut fanden, doch den Rest des Museums nett, aber nicht besonders herausragend.
 
Markthalle

Hinter dem Hauptbahnhof Tallinns gibt es eine große Markthalle, die sich über drei Ebenen erstreckt. Auf der untersten Ebene gibt es einen großen Supermarkt, wo man alles bekommen kann, was man so möchte. In dem Laden gibt es auch eine Theke an der warmes Essen zu günstigen Preisen erworben werden kann. Man kann auch den typischen estnischen Snack Kohuke kaufen. Das ist eine Art Käsekuchenquark in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die zwischen 0,30€ und 0,50€ kosten. Wir haben den Tipp von Liine bekommen und fanden die Kohuke sehr lecker, wenn auch sehr sättigend.
Auf der zweiten Ebene gab es Fleischer, Käsereien, Obst und Gemüse von lokalen Händlern und auch einen Bioladen. Außerdem gab es eine Ecke mit warmen Essen an verschiedenen Städten. Es war eine bunte Mischung aus klassischem Street-Food und einigen lokalen Ständen, wo es zum Beispiel warme und herzhaft gefüllte Teigtaschen gab.

Auf der obersten Ebene gab es vor allem Kleidung und Schuhe zu kaufen, aber auch sämtliche Produkte des täglichen Bedarfs ließen sich finden. Einige der kleinen Läden hatten gefühlt alles im Angebot und so war neben Staubsaugerbeuteln und Touristenandenken auch Produkte eines deutschen Teleshoppingsenders zu finden. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis, einmal dort entlang zu schlendern und wenn man es benötigt, sich eine Mütze oder Pullover zu kaufen.
 
Führung durch das Parlament

Am Freitagmorgen wollten wir die politische Seite von Tallinn bzw. Estland kennenlernen und haben uns für eine Führung durch das Parlament entschieden. Um zehn gab es eine Tour auf Englisch. Gestartet sind wir in einem großen weißen Saal, in dem früher das Parlament getagt hat und der heute nur noch ein Empfangssaal ist. Dort wurde uns viel erzählt. Leider hat der Leiter der Führung sehr genuschelt und sich oft sehr weit weg von der Gruppe positioniert, sodass man ihn nicht gut verstanden hat. Dort haben wir dann eine halbe Stunde gesessen und ihm zugehört. Danach haben wir uns aufgemacht in den Sitzungsraum des Parlaments. Auf dem Weg dahin sind wir an einer Ausstellung vorbeigekommen über finnische Traditionen. Dort hat er auch irgendwas erzählt. Wieder sehr unverständlich und auch nicht wirklich spannend. In dem Raum des Parlaments durften wir uns auf die Stühle der Parlamentsmitglieder setzen und der Leiter hat etwas über die Zusammensetzung des Parlaments gesprochen. Dies war nur teilweise spannend, da wir nichts mit den Parteinamen anfangen konnten und keine Vorstellung von den Parteiprogrammen haben. Leider wurde dies auch nicht weiter erklärt. Auch hier war es wieder sehr unverständlich und nicht wirklich spannend, da man als Nicht-Este nichts mit den Informationen anfangen kann. Danach war auch die Führung zu Ende. Unser Fazit war, dass es sich im Allgemeinen nicht lohnt die Führung durch das Parlament mitzumachen. Man sieht nicht viel vom Parlament und die Informationen sind nicht wirklich interessant. Aber dies ist unsere Meinung.
Parlament in Tallinn
© Lena Gerken
Gildenhaus
Da die Führung durch das Parlament nicht so lange gedauert hat und es auch nicht sehr erfüllend war, haben wir uns spontan dazu entschieden das Tallinner Gildenhaus zu besichtigen. Dies liegt, wie eigentlich fast alles, mitten im Herzen der Altstadt und somit nur einen Katzensprung vom Parlament entfernt. Das Gildenhaus ist ein historisches Gebäude und beherbergt auch eine Ausstellung über die estnische Geschichte. Unsere Tour hat im Keller des Gebäudes gestartet, da dort der Lift für den Rollstuhl endete. Im Keller gibt es mehrere Ausstellungen. Die interessanteste war die Ausstellung über die Geschichte des Gildenhauses und die Funktion der Gilde. Die anderen beiden Ausstellungen, die eine hatte als Thema Waffen und die andere das Thema Gegenstände mit Geschichte, waren nicht sonderlich interessant. Im Erdgeschoss befand sich eine große Ausstellung über die Geschichte Estlands. Diese war leider auch nicht besonders aussagekräftig.
Gildenhaus © © Lena Gerken Gildenhaus © Lena Gerken
Alte Apotheke © © Lena Gerken Alte Apotheke © Lena Gerken
Alte Apotheke auf dem Rathausmarkt


Nach dem Besuch im Gildenhaus haben wir einen kleinen Abstecher zum Rathausplatz gemacht, denn dort befindet sich die älteste Apotheke in Europa. Sie wurde vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts eröffnet und ist auch heute noch im Betrieb. Das Gebäude ist ganz hübsch anzusehen und im Gebäude gibt es eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Medizin in Europa mit einigen historischen Ausstellungsstücken. Ist ganz interessant und ganz schön anzusehen, jedoch auch ein kurzlebiges Ereignis. Innerhalb von zehn Minuten waren wir dort fertig.

Im Maritimen Museum © © Lena Gerken Im Maritimen Museum © Lena Gerken
Maritimes Museum im Flugzeughangar


Direkt am Meer in einem alten Flugzeughangar liegt ein Teil des maritimen Museums. Die Ausstellungen in diesem Museum drehen sich um die Entwicklung der Schifffahrt in Estland. Es ist sehr interessant und auch sehr interaktiv gestaltet. Es gibt zwei Ebenen. Die obere ist als eine Art Galerie gestaltet und stellt alle Themen dar, die über der Meeresoberfläche stattfinden. Es hängen verschiedene Exponate, wie zum Beispiel kleine Boote, von der Decke und es gibt viele Bildschirme mit Informationen und kleinen Spielen. Es sind auch einige Waffen aus der Schifffahrt ausgestellt, die man mit Hilfe einer Verbindung zu einem Computerbildschirm „ausprobieren“ kann. Dies finden wir aus deutscher Sicht teilweise etwas fragwürdig. In der unteren Etage wurde die Entwicklung der Schifffahrt unterhalb der Meeresoberfläche dargestellt. Auch hier gab es viele interaktive Parts. Die besonderen Highlights aus unserer Sicht sind das U-Boot, welches man besichtigen kann und die vielen interaktiven Elemente des Museums.


Gang auf der Stadtmauer

Die Altstadt von Tallinn ist umgeben von einer Stadtmauer. An manchen Stellen ist es möglich auf der Stadtmauer spazieren zu gehen. Auch diese Möglichkeit haben wir genutzt. Wir sind über die Kiek in de Kök auf die Stadtmauer gekommen. Es war eigentlich ganz schön, allerdings hatte es schon angefangen dunkel zu werden. Dennoch hatten wir im Licht der untergehenden Sonne einen schönen Ausblick auf einen kleinen Park, sowie zahlreiche historische Häuser der Altstadt. Leider wurde es dann sehr schnell so dunkel, dass man nichts mehr sehen konnte. Wir können uns vorstellen, dass während des Tages noch schöner ist und einen noch schöneren Ausblick ermöglicht.
Es gibt auch außerhalb des Museums mehrere Möglichkeiten die Mauer zu besteigen und so verschiedene Teile der Stadt so zu erkunden.
Tallinns Stadtmauer © © Lena Gerken Tallinns Stadtmauer © Lena Gerken
Viru Turg

Viru Turg ist einer kleiner Marktplatz, dass ein wenig außerhalb der Stadtmauer liegt. Dort können die typischen Touri-Produkte, wie mehr oder wenige landestypische Kleidung, Becher, Matroschkas, Magneten und und und gekauft werden. Die Produktpalette war vergleichbar zu den Tourishops in der Innenstadt, doch deutlich günstiger. Wer also ein kleines Andenken haben möchte sollte bei diesem kleinen Markt fündig werden. Die Preise beginnen bei 0,50€ für einen einfachen Magneten.
 
Unsere Tipps

Zusammenfassend noch einmal unsere Top-Tipps für Tallinn:

1. Free Tour
2. Kompressor Restaurant
3. Markthalle
4. Maritimes Museum im Flugzeughangar
5. Gang auf der Stadtmauer
6. Aussichtspunkt auf dem Domberg

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