Blog #3
Im Gitarrenladen

Ganz in der Nähe meines Appartements gibt es eine große Straße mit ganz vielen Läden und Einkaufsmöglichkeiten. Nach ein paar Tagen in Zhuzhou entdeckte ich dort einen kleinen Gitarrenladen. Da ich vor meinem SCHULWÄRTS!-Praktikum in Deutschland angefangen hatte, etwas Gitarrenunterricht zu nehmen, hatte ich daran gedacht, mir eventuell eine günstige Gitarre in Zhuzhou zu kaufen, um nicht ganz aus der Übung zu kommen. Also ging ich hinein und fragte nach dem günstigsten Modell. Der Verkäufer sprach sehr gutes Englisch und stellte mir seine Modelle vor. Wir kamen ins Gespräch und begannen ein bisschen Gitarre zu spielen. Ich erzählte, dass ich in Deutschland Musiklehrerin sei und gerne singe.

Eine Gitarre kaufte ich am Ende nicht, da mir der Preis dann doch zu hoch war, aber Leo (sein englischer Name) und ich tauschten WeChat-Daten aus und beschlossen, uns wieder zu treffen und ein bisschen Musik zu machen, was wir eine Woche später dann auch taten: Bei diesem Treffen fragte ich Leo, ob ich mir vielleicht für drei Monate eine Gitarre mieten könne, da es sich für mich nicht lohne, eine zu kaufen. Er stimmte sofort zu und meinte, er wolle kein Geld dafür, ich könne sie mir einfach leihen. Zunächst wollte er mir sogar eines seiner teureren Modelle leihen, doch ich entschied mich dann doch lieber für das günstigste Modell. Wir trafen uns von nun an ungefähr einmal die Woche und spielten Lieder, von welchen Leo immer wieder kurze Videos machte.

In dem Gitarrenladen saßen auch immer ein paar Schüler*innen, um dort zu proben, da Leo auch Gitarrenunterricht gibt. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, demnächst zu einem Schülervorspiel zu kommen und dort ein paar Stücke vorzuspielen. Natürlich hatte ich Lust!

Eine der Dinge, die für mich in China besonders ungewohnt waren, ist die große Spontanität. Zwei Stunden vor besagtem Schüler-Vorspiel bekam ich eine WeChat-Nachricht, ob ich in einer Stunde kommen könne. Das Vorspiel begann schließlich doch eine Stunde später als geplant und bis zuletzt war nie richtig klar, wann ich denn jetzt spielen solle. Geprobt hatten wir vorher auch nicht mehr und mir wurde nur gesagt, dass ich auf einer anderen Gitarre spielen solle, da meine Geliehene ja nicht so gut sei. Als er mich dann auf die Bühne rief, hielt er mir zuerst eine E-Gitarre hin und meinte, ich solle auf ihr spielen. Ich lachte und meinte, dass ich noch nie E-Gitarre gespielt habe und eine akustische doch vorziehen würde. Er sah es ein und besorgte mir schließlich doch noch eine andere.

Trotz der Spontanität funktionierte alles gut und Leo lud mich noch gemeinsam mit ein paar Schülern und Freunden zum Essen ein. Beim Essen fragte er mich dann, ob ich danach nicht noch mit in eine Bar kommen möchte, um mit seiner Band etwas zu singen. Wir hatten einen schönen Abend und improvisierten ein paar englisch-sprachige Lieder, die seine Band kannte. Unter anderem ist „Lemon Tree“ von der Band Fools Garden ein sehr bekanntes Lied in China. Ich erzählte, dass das Lied von einer deutschen Band stamme und fragte Leo, ob er denn auch ein deutschsprachiges Lied kenne. Er meinte, er kenne nur ein französisches Lied und begann zu singen: „Schni-schna-schnappi, das kleine Krokodil“.

Essen mit Leo, seinen Freunden und Schülern
Essen mit Leo, seinen Freunden und Schülern | © Lara Grobshäuser
Die Zeit in Zhuzhou verging wie im Fluge und die Treffen mit Leo haben sehr viel Spaß gemacht. Einen Tag vor meinem Abflug ging ich ein letztes Mal in den Gitarrenladen, um die Gitarre zurück zu bringen und mich zu verabschieden. Zum Abschied meinte Leo, dass er mir nun nach all den englischen Liedern auch mal ein chinesisches Lied beibringen wolle: „Yue liang dai biao wo de xin“ (übersetzt „Der Mond steht für mein Herz“). Leo übersetzte mir den kompletten Text ins Englische und erzählte, dass das ein sehr bekanntes und beliebtes Lied in China sei. Das war ein wunderschönes Abschiedsgeschenk und ein besonderer Abschluss für mein SCHULWÄRTS!-Praktikum in Zhuzhou!

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