Blog #5
Das Leben außerhalb der Schule
Neben mir gab es an meiner Praktikumsschule noch weitere „waiguoren“ (wörtlich: Fremd Land Mensch), Alexis aus den USA, Michal aus Polen und Chris aus Irland.
In meiner ersten Woche in Zhuzhou rief Chris eine Quiz-Night ins Leben, zu welcher er alle Foreign Teachers in Zhuzhou einlud. Dies wurde schnell zu einem festen Termin und so trafen wir uns jeden Mittwoch in Amber’s Bar in der Innenstadt von Zhuzhou. Reihum bereitete jede Woche ein anderer das Quiz vor und brachte einen kleinen Preis mit. Wir waren eine sehr nette Gruppe und der Zusammenhalt war sehr groß. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass Zhuzhou trotz der vier Millionen Einwohner teilweise doch einen eher kleinstädtischen Charakter hat und es dort relativ wenige Ausländer gibt. Umso glücklicher war also jeder, eine feste Gruppe zu haben, mit der man sich ohne Sprachbarriere austauschen konnte.
Die Chinesinnen im Yogakurs waren sehr interessiert und ich gewöhnte mich daran, dass immer wieder irgendwelche Handys auf mich zum Fotografieren gerichtet waren. In einer der ersten Stunden stellten sich einige Frauen sogar Rücken an Rücken an mich, um zu vergleichen, wie groß ich denn sei. Sie schienen etwas enttäuscht, dass ich sie mit meinen 1.63m um nicht viel überrage.
Hin und wieder fuhr ich mit dem Zug nach Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, und schaute mir dort das Geschichtsmuseum, den Mount Yuelu und andere Sehenswürdigkeiten an. Ich traf mich auch öfter mit Maike, einer SCHULWÄRTS!-Stipendiatin, die an einer anderen Schule in Zhuzhou untergebracht war. Sie wohnte zwar am anderen Ende der Stadt, weshalb der Weg zueinander mit dem Bus sehr lange dauerte, dennoch schafften wir es immer wieder uns zu verabreden. Anfang Dezember trafen wir uns bei mir zu einem „fast deutschen Frühstück“, zu welchem wir einige (fast) deutsche Lebensmittel zusammensammelten.
Außerdem organisierte ich zusammen mit anderen SCHULWÄRTS!-Stipendiat*innen einige Wochenendausflüge:
- Guilin und Yangshuo
- Shanghai, wo ich Heiligabend, zusammen anderen Stipendiatinnen feierte.
- Guangzhou, wo ich Silvester mit anderen Stipendiat*innen feierte.
Rückblickend muss ich sagen, dass der Alltag in Zhuzhou manche Herausforderungen bot, da so gut wie niemand Englisch sprach. Dennoch klappte die Kommunikation erstaunlich gut. Eines Abends klopfte ein Herr an meiner Tür und hielt mir ein chinesisches Schreiben vor die Nase. Es dauerte zwar eine Weile, aber mithilfe von Google Translator kommunizierten wir, dass es sich um die Stromrechnung handelte. Im Supermarkt bekam ich durch Google Translator von einer Frau an der Kasse sogar das Angebot, ihren Sohn zu heiraten. Er sei dreißig Jahre alt und sehr groß!
Ich fühlte mich sehr wohl in Zhuzhou und das Schöne war, dass mich die Menschen trotz der Sprachbarriere in den Orten, wo ich regelmäßig auftauchte, also Imbissen, Fitnessstudio oder Supermarkt, sehr freundlich aufnahmen und man sich ohne große Worte gut verstand.
Ich schloss einige Freundschaften und war sehr dankbar für die Unterstützung und den Zusammenhalt, den ich in der Gruppe der Foreign Teachers fand. Zu meinem Abschied lud ich zu einem Glühweinabend bei mir in die Wohnung ein.