Katowice ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Schlesien, hat ca. 300.000 Einwohner und ist die Nachbarstadt von meinem Schul- und Wohnort Ruda Śląska. Geprägt von einer industriellen Vergangenheit, strebt die Stadt offensichtlich in die Richtung, sich als kulturelles und ökonomisches Zentrum Schlesiens weiterzuentwickeln. Dies zeigt sich mir in der Vielfalt an kulturellen und kulinarischen Angeboten (zum Beispiel Eis!) einerseits und an der Vielzahl an großen Shoppingcentern, neuen großen Firmenkomplexen und Banken andererseits. Kein Wunder, dass mich diese Stadt wie magisch anzieht. Am Wochenende machte ich mich also auf, die Stadt für mich zu entdecken.
Eine Stadt mit vielen Gesichtern
Äußerlich präsentiert sich die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft zum Beispiel in der Architektur. So gibt es die schönsten Wohnhäuser aus der Gründerzeit von hochherrschaftlich bis funktional, stillgelegte Schachte und Industrieanlagen sowie Arbeitersiedlungen, die oftmals in dem für die Region typischen Stil mit Backsteinmauern und rot getünchten Fenstern daherkommen. Gleich nebenan sind verschiedenste sozialistische Visionen (um nicht zu sagen: Scheußlichkeiten) zu bewundern, zum Beispiel der Wohnblock Superjednostka, der auf 15 Stockwerken und in 762 Wohnungen knapp 1.200 Menschen Platz bietet. Wiederum daneben schließt sich die neue und architektonisch beeindruckende Kulturmeile an mit Spodek (ein UFO-Stadion), dem NOSPR (ein neues Konzerthaus) und dem neuen Schlesischen Museum, das unter und auf das Gebiet einer alten Zeche gebaut wurde. Umgeben ist das Ganze von viel Verkehr, aber auch Parks und Grünanlagen.
Neue Horizonte im schlesischen Museum
Die ausgestellte Kunst im Schlesischen Museum begeistert mich besonders. Von vielen der Künstler habe ich noch nie gehört/ gesehen, obwohl sie sicherlich sehr bekannt und bedeutend für die polnische und europäische Kunstszene sind. Es freut mich also, hier meinen eingeschränkten Horizont zu erweitern. Besonders gefallen haben mir die Werke von Aleksander Gierymski, Ludomir Sleńdziński, Jacek Malczewski, Stanisław Ignacy Witkiewicz, Stanisław Wyspiański, Antoni Fałat u.a. Daneben ist auch die „unprofessionelle Kunst“ von Arbeitern/ Künstlern aus den Zechen der Gegend beeindruckend. Sie thematisieren die schwere Arbeit unter Tage und finden dafür ganz eigene, spannende Darstellungsformen (zum Beispiel Linoldrucke von Rudolf Riedel oder Jozef Rockstroh).
Katowice - the place to be?!
Neben dem Museum habe ich mir auch noch die Innenstadt/Altstadt angesehen und dabei vor allem die Orte rund um die ul. Mariacka und die Mariacka-Kirche beschlendert. Das sogenannte Bermudadreieck war früher wohl ein etwas zwielichtiger Ort, heute sprießen hier Bars und Clubs wie Pilze aus dem Boden und es trifft sich eine junge, lebendige Szene zu Livemusik, DJs und dem ein oder anderen Getränk. Neben den offensichtlich noch neuen Bars, Cafés, Eisdielen und veganen Restaurants deuten auch die vielen Graffiti und Streetart-Elemente auf das kreative Potenzial der jungen Kattowitzer hin. Hier komme ich gerne wieder hin, denn es gibt noch viel zu sehen, hören und zu erleben.