Blogeintrag 3
Wochenende in Alexandria

Auf dem Weg nach Alexandria
Auf dem Weg nach Alexandria | © Moritz Philipp

Hey ihr Lieben :)

Letztes Wochenende bin ich mit dem Zug nach Alexandria gefahren (der war sogar pünktlich!), um Sara und ihre Familie in ihrer Wohnung in Alex (wie die Ägypter sagen) zu besuchen. Die Fahrt vom Hauptbahnhof Ramses ans Mittelmeer dauert 2:20 Stunden, währenddessen man Getränke, Snacks und eine Power Bank kaufen kann. Kurz vor der Abfahrt war ich noch beim Goethe-Institut und habe Franzis und meinen Reisepass mit verlängertem Visum abgeholt. Dummerweise gilt das Visum nur bis zum 27. Mai, d. h. wir müssen die Reisepässe Mitte Mai nochmal nach Downtown bringen und verlängern lassen. In Alexandria hat Sara mich vom Bahnhof abgeholt und bis zu ihrer Wohnung waren es sogar nur 10 Minuten zu Fuß. Endlich mal laufen und nicht dauernd Taxi fahren.

Saras Wohnung / schweya masriyya

Ursprünglich ist Sara in einer anderen Wohnung aufgewachsen. Wäre das ganze Gebäude 2011 nicht ohne Vorwarnung sang und klanglos eingestürzt, hätte sie mir ihre alte Wohnung gezeigt. So konnte ich aber die neue sehen, im 11. Stock eines modernen Mehrfamiliengebäudes (viiiieeeel moderner als Lobeda, auch wenn der Aufzug nur in jedem 2. Stock hält und keine Tür hat), die sie sich schön eingerichtet hatten. Wie immer gab es bei meiner Ankunft sofort Essen und ich durfte wieder meine Arabisch-Brocken zur Erheiterung der Runde zum Besten geben. Die Familie ist der festen Überzeugung, dass ich am Ende der vier Monate Ägypter bin und fließend Arabisch spreche.

Wie immer gab es viel Reis und Falafel, Moloheya, Hühnchen, libanesisches Brot und Schwarztee mit gefühlt 100 Gramm Zucker pro Tasse. Sobald der erste sein Essen auf dem Tisch stehen hat, wird gegessen, ohne auf die anderen zu warten. Da mein Hunger auch ziemlich groß war, habe ich deutsche Tischmanieren vergessen und auch reingehauen.

Besuch des Jazz-Konzerts

Nach dem Abendessen ging es direkt weiter zu einem Jazz-Konzert einer ägyptischen und einer afroamerikanischen Band, die bei Sara um die Ecke aufgetreten sind. Ich versuche mal ein kleines Video hochzuladen, die haben echt für Stimmung gesorgt! Das Konzert ging circa zwei Stunden und der Eintritt war frei, weswegen überall Leute standen und viele vor der Bühne saßen, es war brechend voll.

Die finanzielle Unterstützung kam von der amerikanischen Botschaft in Kairo, weshalb auch die amerikanische Band aufgetreten ist. Chelsey and the Green Project hießen die, schaut mal auf YouTube rein. Den Namen der ägyptischen Band habe ich mir leider nicht merken können. Im Anschluss sind Sara und ich noch ein bisschen an der Corniche langgelaufen und haben die frische Mittelmeerluft genossen. Die Corniche zieht sich vom Osten der Stadt bis in den äußersten Westen mit einer schönen Zitadelle und ist ein angenehmer Ort, wenn man den Verkehr nebendran versucht auszublenden.

Zitadelle / Mittelmeer

Am Freitag sind wir kurz vor Beginn des großen Gebets (12 Uhr) einen Freund von Sara abholen gegangen und dann über die Corniche zur besagten Zitadelle gefahren. Sara fährt so wie alle anderen Ägypter, mehr oder weniger rücksichtslos und viel hupend. Kurz vor der Zitadelle mussten wir langsamer fahren, da das Gebet neben einer Moschee bis auf die Hälfte der Straße verlegt wurde.

Das Wetter an diesem Tag war wunderschön und wir saßen zuerst am Meer und haben den Wind und die salzige Luft genossen. Nesma und ich sind dann noch ins Innere der Zitadelle (siehe Fotos später) und auch dort wollten mir unbekannte Mädchen Fotos mit mir machen. Am Mittelmeer war es generell gleich angenehmer von den Temperaturen her, nicht so wie im (im Sommer) stickigen Kairo. Saras Familie hat zwei Stunden westlich von Alex eine schöne Wohnung am Meer, zu der ich hoffentlich auch mal mitgehe (Marsa Matruh – wunderschöne Strände!)

Nach Besichtigung der Zitadelle gab es leckeres Waffeleis, was aber abends zu Nesmas Verhängnis wurde, sie musste sich übergeben. Auch Sara und mir war danach leicht schlecht, aber nach ein paar Klobesuchen ging es wieder besser.
 
  • Die Zitadelle in Alexandria © Moritz Philipp

    Die Zitadelle in Alexandria

  • Die Mittelmeerpromenade in Alexandria © Moritz Philipp

    Die Mittelmeerpromenade in Alexandria

Carole (Linas Austauschpartnerin)

Als wir zurück in der Wohnung waren, war ein Freund der Eltern zu Besuch, weswegen wieder lecker gegessen werden musste. Gegen 19:30 Uhr haben mich dann Linas ägyptische Austauschpartnerin Carole und ihr Freund mit dem Auto abgeholt und mit in ein Café genommen. Ein paar ihrer Freunde der deutschen Schule in Alexandria waren auch mit, die sehr gut Deutsch konnten. Eine studiert jetzt sogar in Heidelberg und war in den Semesterferien auf Heimatbesuch. Im Anschluss haben wir uns noch an der Corniche ans Meer gesetzt, bis aber ein Fremder Carole und ihren Freund dumm angemacht hat, weil sie dort Arm in Arm saßen. Danach haben wir beschlossen, besser nach Hause zu gehen. Welcome to Egypt!

Die Bibliothek in Alexandria

  • "From Knowledge to Wisdom" © Moritz Philipp

    "From Knowledge to Wisdom"

  • Eine gemütliche Bücherbank in der Bibliothek von Alexandria © Moritz Philipp

    Eine gemütliche Bücherbank in der Bibliothek von Alexandria

Am Samstagmorgen haben Sara und ich noch die Bibliothek in Alexandria besucht, die bis jetzt die schönste war, die ich in meinem Leben gesehen habe! Schaut euch einfach die Bilder an, dort würde ich freiwillig lernen und studieren gehen… Englische, französische, spanische, bestimmt auch deutsche Literatur, sehr schön angelegt und angenehm leise. Im Untergeschoss gab es noch einige Museen, die ich aber nochmal genauer besichtigen muss.
 
  • Die Bibliothek von Alexandria von außen © Moritz Philipp

    Die Bibliothek von Alexandria von außen

  • Der Lesesaal der Bibliothek von Alexandria © Moritz Philipp

    Der Lesesaal der Bibliothek von Alexandria

  • Lesen in der Bibliothek von Alexandria © Moritz Philipp

    Lesen in der Bibliothek von Alexandria

Um kurz nach 14 Uhr fuhr auch schon mein Zug zurück nach Kairo, der mit einer Stunde Verspätung ankam, aber fast niemanden störte (kein Vergleich zur Deutschen Bahn). Auf der Fahrt habe ich eine Studentin geholfen, ein Bewerbungsgespräch auf Französisch zu perfektionieren, hoffentlich hat sie es geschafft!

Ich melde mich bald wieder und lausche jetzt erstmal dem Freitagsgebet von Zuhause aus.

Lg, Moritz

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