Blogeintrag 4
Eine bunte Tüte Erlebnisse
Hey ihr Lieben :)
Die Zeit vergeht hier wie im Fluge! Eigentlich wollte ich diesen Artikel schon vor knapp zwei Wochen hochladen, aber es gab dauernd was für die Schule oder die Uni zu erledigen. Meinen Rückflug nach Deutschland habe ich schon gebucht. Jere kommt mich am 16. Juni besuchen, wir machen dann Ägypten für neun Tage zusammen unsicher und dann fliegen wir am 25. Juni mit Egypt Air zurück nach Frankfurt. Jetzt aber zu den letzten Wochen.
Meine bisherigen Unterrichtserfahrungen
Ein bisschen Unterricht habe ich schon selbst gehalten, Aufsicht bei Tests gehabt, die nur eine halbe Stunde dauerten und wir danach Hangman gespielt haben und Lehrer vertreten, die auf Schulausflug waren. Die Kinder der British Division sind aber viel lieber als die der National Division…In den Klassen der jüngeren Schüler (5,6) stehen demnächst die Klassenarbeiten an, für die schon seit gefühlt drei Wochen gelernt wird. Als ich vor zwei Wochen eine Stunde zur Wiederholung übernommen habe, kam genau dasselbe dran, was dann in einem Quiz abgefragt wurde und dann nochmal nächste Woche in der Klassenarbeit. Im Unterricht scheinen die Schüler es immer zu verstehen, im Quiz kamen aber sehr lustige Antworten raus. Beispiele : „Qu’est-ce que tu dis quand tu veux manger / boire?“ Die Antworten sollten: „J’ai faim / soif“ heißen, ein Schüler entschloss sich aber, die Wochentage lundi, mardi etc. als Antwort zu geben. Immerhin etwas hat er gelernt.
In allen Klassen wird regelmäßig nach jeder Stunde eine Arbeit eingesammelt, entweder der Tafelmitschrieb, die Hausaufgaben, eine Aufgabe während der Stunde, was den Lehrern enorm viel Korrekturarbeit einbringt. Wenn ich während der Französischstunden durch die Reihen laufe, muss immer etwas korrigiert werden, weil sehr viele entweder falsch abschreiben oder Wörter komplett ignorieren.
Mit einer Deutschklasse habe ich ein kleines Projekt durchgeführt, bei dem sie Werbeflyer für verschiedene Städte oder Regionen Deutschlands herstellen sollten. Diese Flyer haben sie dann vor der Klasse präsentiert und kritisch Punkte für Präsentation und Flyergestaltung verteilt. Die Klasse hatte sich für Berlin, Hamburg, Berlin, Dortmund, Rothenburg, München und den Bodensee entscheiden. Das Team München wird dann noch in den nächsten Tagen einen Preis bekommen ;)
Schulausflug nach Kairo: Downtown mit dem Sozi-Lehrer Michael und einer Geschichtsklasse
Mitte März haben wir uns an einem Samstag um 9 Uhr an der letzten Metro-Station in Heliopolis, einem Stadtteil Kairos, getroffen, um dann ca. eine dreiviertel Stunde mit drei Metros bis zu unserem ersten Ziel zu fahren: Rhoda Island im Nil. Auf ihr haben wir ein Nilometer besichtigt, was früher den Wasserstand des Nils maß und den Herrschern dazu diente, die Nilschwemme vorherzusagen und die Felder ihrer Untertanen danach entsprechend zu besteuern.Wir konnten einige Stufen bis zum Grund des Gerüsts hinabsteigen, die aber kein Geländer hatten, weswegen wir uns alle an die Wand gepresst haben, um nicht auf der anderen Seite ins Leere zu stürzen. Danach waren wir in einem kleinen Museum, das die berühmte ägyptische Sängerin Om Kolthom würdigte. Wer mal reinhören möchte, zum Beispiel hier: https://www.youtube.com/watch?v=n9FOqHP_usQ
Danach sind wir zum Manial Palace oder Prince Mohamed Ali Palace mit einem der vielen Busse Kairos gefahren, die bei der Fahrt hinten und vorne die Türen offenlassen, so dass man spontan aus- oder einsteigen kann. Eine Fahrt kostet wie die Metro 1 LE, ca. 5 Cent. Das riesige Anwesen, das zwischen 1900 und 1930 gebaut worden sein soll, verfügt über einen Teilbereich, der Jagdtrophäen aller Art gewidmet ist; die Residenz des Prinzen ist luxuriös, mit wunderschöner arabischer Kalligraphie verziert und Gemälden im Esszimmer, die in Europa erstanden wurden. Der Garten des Anwesens beherbergt ähnlich wie der Jardin Majorelle in Marrakech Pflanzen aus aller Welt. Das Schöne an dieser Residenz ist außerdem, dass der Lärm und Gestank Kairos für den Moment des Besuchs sehr weit entfernt scheinen.
Anschließend sind wir zum Tahir-Platz im Herzen Kairos gefahren, wo 2011 die Revolution gegen Hosni Mubarak und sein autoritäres Regime stattfand. Heute ist der Tahir-Platz aber fast vollständig bebaut, so dass demonstrieren nicht mehr so leicht wie vor sechs Jahren ist. Das jetzige autoritäre Regime unter Al-Sisi setzt alles daran, Unruhen möglichst zu vermeiden. Direkt neben dem Tahir-Platz befindet sich das Ägyptische Museum, wo ich unbedingt noch reingehen muss. Ich habe mich dann aber mit einer Bekannten einer Freundin meiner Großeltern an der Oper getroffen, Tee getrunken und Shawarma gegessen.
Prom-Erlebnisse
Eine Woche später stand dann die Prom der Seniors der MES (12. Klässler) auf dem Plan. Als künftige „Graduates“ musste ein solcher Abend natürlich gebührend gefeiert werden, und das am Besten in einem der teuersten Hotels der Stadt direkt am Nil, im Grand Nile Tower Hotel. An diesem Abend ist Franziskas Freund nach Ägypten gekommen und dann direkt mit auf diese Art Abschlussball, nur für Schülerinnen und Schüler und einige Lehrer, die Lust hatten, an einem Samstagabend nach Downtown zu fahren. Denn am nächsten Tag mussten zumindest die Lehrer wieder in die Schule, die Seniors haben verständlicherweise alle freigemacht, weil sie von so viel Wasserkonsum einen kräftigen Kater hatten. Wenn es in dem Hotel Alkohol gegeben hätte, wären sicherlich mehr Lehrer gekommen (so die Aussage eines jungen Wirtschaftslehrers der MES).Als wir gegen 21:30 Uhr ankamen (offizieller Beginn war 19:00 Uhr, aber uns wurde vorher gesagt, dass wir frühestens um 20:00 Uhr kommen sollten und dann wären wir immer noch früh dran), war die Party schon in vollem Gange und ein paar Schüler forderten uns auf, mit auf die Tanzfläche in der Mitte eines großen Festsaals zu kommen. Die Schüler hatten einen DJ organisiert, der einen bunten Mix aus europäischer/ amerikanischer Chartmusik und ägyptischer Musik spielte.
Die Jungs trugen klassisch alle Sakko und weißes Hemd, die Mädels waren durch sehr viel Schminke und für Ägypten etwas freizügigere Abendkleider kaum wiederzuerkennen. In der Schule tragen Jungs und Mädels alle eine Art Schuluniform (Jogger und Hoodie), weswegen der Satz zu feiner Abendgarderobe bemerkenswert war.
Um 23:00 Uhr gab es dann ein leckeres Buffet, auf das sich alle ausgehungert stürzten (ich natürlich als Erster). Später gegen kurz vor zwölf wurden dann intern Preise verliehen; diesen Moment nutzten wir, um uns nach Hause zu stehlen. Der nächste Tag in der Schule war natürlich komplett für’n *****. Vom Hotel bis zu unserer Wohnung in Rehab brauchten wir knapp eine Stunde. Der Taxifahrer übersah obendrein eine Bodenschwelle, weswegen wir alle erstmal kurz die Taxidecke küssen durften.
Beauty and the Beast
Am letzten Wochenende sind Franzi, Nils und ich spontan ins Kino in „Beauty and the Beast“ gegangen. Der Film war in 3D, kostete umgerechnet aber trotzdem nur 4€. Eigentlich sollte der Film um 21:00 Uhr laut Website des Kinos beginnen, am Kino selbst hieß es dann 21:30 Uhr, bevor er dann nach 15 Trailern um 22:00 Uhr begann.Nach einer Stunde Film ging aber schon wieder das Licht an, da eine kleine Pause gemacht werden musste. Knapp die Hälfte des Saals nutzte das aus, um neue Popcorn oder Chips zu kaufen. Eine Besonderheit des Kinos noch: Die Karten für die verschiedenen Filme kauft man an jeweils einem einzigen Schalter. Da sonst aber kein großer Andrang im Kino war und sehr viele Leute „Beauty and the Beast“ schauen wollten, war an dem für uns zutreffenden Schalter eine große Schlange. Die restlichen Schalter blieben leer, weil niemand deren Filme schauen wollte… #welcometoegypt
Andere Ereignisse
In Ägypten kann man alles liefern lassen. Franzi und Nils sind da ganz vorne dabei und haben sich schon zweimal McDonalds liefern lassen, ich mir einmal Bier und Wein. Man muss hier das Haus, außer zum Arbeiten, praktisch nie verlassen - der Rest kann einem gebracht werden.Bedauerlicherweise hat mein gutes Samsung-Handy seinen Geist aufgegeben. Der Bildschirm war auf einmal schwarz und das Handy ließ sich nicht mehr anschalten. Ein ICT-Lehrer (ähnlich Computer-AG) hat es dann einem Freund gegeben, der meinte, dass die Reparatur die Kosten für ein neues Handy übersteigen würde. :( Mein neues Handy, ein Lenovo, hat eine gute Akkulaufzeit, aber eine schlechte Kamera und den Tick, aus geöffneten Apps schnell wieder rauszuspringen. In Deutschland werde ich mir wieder ein gescheites Handy holen.
Dieses Wochenende fahre ich wieder nach Alex zu Sara und genieße die frische Meeresluft, nach drei Wochenenden in Kairo mit Hausarbeit und wenig Ereignisreichem muss ich mal wieder rauskommen.
Nächstes Mal melde ich mich wieder eher,
LG, euer Moritz.