Blogeintrag 3
Die indische (Privat)Schule

Der erste Schultag

Einer der wohl aufregendsten Tage meines Indienaufenthaltes stand an meinem zweiten Tag im Land bevor: der erste Schultag. Mein Vermieter hatte mir angeboten mich zur Schule zu bringen, was ich natürlich dankend annahm. So musste ich nicht schon direkt am ersten Tag, wo ja ein wichtiger Termin anstand, alleine durch die Stadt fahren und würde evtl. zu spät kommen. Allerdings passierte gerade das doch. Er war leider noch nicht ganz fertig, als wir los wollten und so haben wir noch in aller Seelen Ruhe gefrühstückt. Mir war es sehr peinlich, direkt am ersten Tag 20 Minuten zu spät zu kommen, aber in der Schule hatte wohl niemand etwas dagegen (Inder schreiben Pünktlichkeit eh nicht so wirklich groß). Erst musste ich durch eine Inspektion wie in einem Sicherheitstrakt, dann wurde ich direkt in der Eingangshalle  begrüßt – und zwar mit einem wohl typischen Begrüßungsritual: ich bekam einen roten Punkt auf meine Stirn gemalt und ein paar Süßigkeiten zum Probieren (diese bestanden aus kleinen Zuckerkörnern und Kümmel). Ich habe mich einerseits darüber gefreut, wie eine Prominente begrüßt zu werden, andererseits war es mir auch etwa peinlich, wo ich ja vor allem noch zu spät gekommen war.

Danach ging es direkt ins Büro der Schulleiterin, die mich auch herzlich begrüßte und mir noch einiges über die Schule und deren Konzept erzählte. Da dies eine Privatschule ist, sind dort nur die Schülerinnen und Schüler, deren Eltern Geld haben. An der Schule wollten sie diese Kinder wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, da wohl einige ziemlich überheblich seien – das habe ich aber Gott sei Dank nicht so kennengelernt.

Ablauf des Schulalltages

Den Rest des Tages hat Swati, die Deutschlehrerin, die ich begleitete, mir dann die Schule gezeigt und mich einigen Kolleginnen und Kollegen vorgestellt. Die Anzahl der Kollegen hielt sich aber in Grenzen. Überwiegend gibt es an der K.R. Mangalam World School nur Lehrerinnen und wenige Lehrer. Der Lehrerberuf sei in Indien sowieso wohl ziemlich Frauen-behaftet, hatte mir Swati noch erzählt. Danach haben wir noch einen Stundenplan für die erste Woche ausgehandelt. In dieser habe ich auch noch viel in anderen Fächern hospitiert, da ich auch ziemlich neugierig war, wie Unterricht generell so in Indien abläuft, vor allem aber auch in meinen zwei Fächern, Mathe und Englisch. Die Schule hat ziemlich viel im Angebot, über die „normalen“ Fächer, wie Englisch, Sozialwissenschaften und Mathe zu Western und Indian Dance sowie Koch- oder Büchereistunden.
 
  • Amphitheater © Natascha Münnich

    Amphitheater

  • Plakate über Plakate © Natascha Münnich

    Plakate über Plakate

  • Plakate über Plakate © Natascha Münnich

    Plakate über Plakate

  • Der German Room © Natascha Münnich

    Der German Room

  • Kochunterricht © Natascha Münnich

    Kochunterricht

Was ziemlich nervig war, war die Länge der Schulstunden. Der Unterricht in den indischen Schulen ging etwas länger als bis 13 Uhr, allerdings waren die Schulstunden nur 40 Minuten lang und montags, wegen einer „Nullten Stunde“ von 60 Minuten Länge nur 30 Minuten lang, was das Unterrichten relativ kompliziert gemacht hat. Da die Schülerinnen und Schüler immer zu uns in den German Room kommen mussten und es zu allem Übel keine kurzen Pausen zwischen den Stunden gab, kamen sie regelmäßig zu spät zum Unterricht. Wenn man dann auch nur eine Schulstunde Unterricht hat, schafft man kaum etwas. Des Weiteren gab es in den Klassen ziemlich viel Gewusel. Was ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte: Die Schülerinnen und Schüler stehen tatsächlich bei jeder Wortmeldung auf. Dies hab ich ihnen (und Swati war das auch nicht so wichtig) in meinen Stunden etwas versucht abzugewöhnen. Dazu kam aber auch noch das ständige Rumlaufen der Schülerinnen und Schüler. Wenn jemand eine Frage hatte, kam er/sie einfach nach vorne zum Pult und fragte, vor allem die Kleineren riefen auch einfach rein. Wenn eine andere Lehrkraft etwas von einer/m Schüler/in wollte, kam diese einfach rein und nahm ihn/sie raus oder es kamen auch einfach Menschen rein, die etwas von Swati wollten. Durch solche Unterbrechungen stieg der Lärmpegel schon ziemlich an und die Konzentration war auch nicht so wirklich gegeben. Damit musste ich erst einmal klarkommen und mich daran gewöhnen.

Die Ausstattung der Schule und außergewöhnliche Festlichkeiten

Positiv überrascht war ich allerdings von der Ausstattung der Schule. Anders als in meiner deutschen Schule, gab es viele Fachräume, z.B. ein English oder Sanskrit Lab oder auch besagten German Room, in dem ich und Swati dann die ganze Zeit waren. Somit mussten wir uns (bzw. vor allem ich mir) Gedanken darüber machen, in welchem Raum denn die nächste Stunde stattfinden würde. Jedoch gab es eine Ausnahme, die 5. und 6. Klassen mussten an ihrem Klassenraum abgeholt werden und zu den Fachräumen begleitet werden. Des Weiteren war die Schule sehr schön „dekoriert“. Zu verschiedenen Festen gab es im Eingangsbereich der Schule Blumen und generell war die Schule sehr bunt von innen. Es hingen viele Plakate mit verschiedenen Motivationssprüchen an den Wänden und diese waren immer sehr üppig und bunt gestaltet. Auch einfache Plakate für den Unterricht waren sehr bunt und mit viel Glitzer und Stickern verziert. Es gab jeweils draußen und drinnen eine große Aula, in denen regelmäßig Versammlungen stattfanden, z.B. zum Thema Umwelt am World Earth Day. Im eigenen Schulcurriculum vorgesehen waren auch noch andere Veranstaltungen, wie z.B. auch eine Language Week, in der in jeder unterrichteten Sprache verschiedene Projekte, welche auch von den Lehrkräften bewertet wurden, durchgeführt werden sollten. Des Weiteren hat die Schule auch noch eigene Arbeitshefte, die von den Lehrerinnen und Lehrern gestaltet werden und kann somit auf eine große Bandbreite an Aufgaben zurückgreifen. Das Überprüfen der Hausaufgaben geschah immer anhand von Korrekturen der Lehrkraft und es wurde nichts im Unterricht besprochen. Dies erhöhte einerseits die Zeit für’s Unterrichten, andererseits nahmen Arbeitszeit und Stress der Lehrkraft zu.

Ziemlich viel, was in der indischen Schule anders lief als bei uns in Deutschland. Abgesehen von der Ausstattung und Gestaltung der Schule, bin ich im Nachhinein betrachtet froh darüber, dass ich in Deutschland und nicht in Indien unterrichten muss – auch, wenn mir das Praktikum ziemlich viel Spaß bereitet hat und ich immer mal wieder an die Schule für bestimmte Zeiträume zurückkehren würde. Leider kann ich aber natürlich auch keine Vergleiche zu anderen indischen Schulen ziehen, aber es ist ein großer Wunsch von mir, dies vielleicht bald tun zu können.

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