Blog #5
Und ihre Lieblingsstadt?“ – „Meine Lieblingsstadt ist Berlin…nach Charkiw!
Berlin wird wohl für mich immer eine Sonderstellung besitzen, aber dennoch: Charkiw ist eine Stadt, die man nicht unterschätzen sollte – allein auf Grund ihrer Größe (zweitgrößte Stadt der Ukraine). Schon am ersten Tag führte mich Nastja zu einigen wichtigen Punkten. Wir starteten in der Leninstraße, die heute nicht mehr Leninstraße heißt. Am Ende dieser Straße wartet ein kleiner Park, der einen Platz umgibt, wo heute keine Leninstatue mehr steht. Nun gut. Soviel zu Beginn.
Nach der anfänglichen, humorvollen Einstimmung, begann eine „richtige“ Sightseeing Tour, wie sie sich gehört. Ich sah die imposante, auf mich so mächtig erscheinende Karazin-Universität, die am ebenso sehr imposanten und mit 12 Hektar größten Platz Europas, dem Majdan Svobody, liegt. Unsere Tour führte uns durch den Schewtschenko-Park zum großen Denkmal für Taras Schewtschenko, einem sehr bedeutenden ukrainischen Lyriker. Wir gehen, ausgehend vom Theater und dem Pavillon am Spiegelstrahl, entlang der Sums’ka an wunderhübschen Jugendstilhäusern, dem Schauspielhaus und dem historischen Museum vorbei, bis unsere Route vorerst an einem Ort endet, von welchem wir eine tolle Sicht auf die Mariä-Verkündigung-Kirche haben. Außerdem besuchten wir den Gorki-Park.
Der schönste Park der Ukraine... und mehr
Dies tat ich in der letzten Woche erneut in den Abendstunden mit Anna und Darya, zwei Studentinnen, die ich im Deutschen Zentrum kennenlernte. Wir fuhren zusammen bei Nacht mit dem Riesenrad und Anna versicherte mir, dass das der schönste Park dieser Art in der ganzen Ukraine sei. Es gibt Zuckerwatte und lachende Kinder und viele Lichter und Karussells und Tourist*innen und ein bisschen Kitsch und ja…es gibt alles, was zu so einem Park gehört.
Abgesehen vom Gorki-Park besuchte ich auch die anderen Orte erneut und sah vieles mehr. Wenn ich kann, nehme ich mir die Zeit und setze mich in die Nähe solcher Plätze. Dann beobachte ich nicht nur die imposanten Gebäude, sondern dann beobachte ich vor allem eins: die Menschen. Und dann sehe ich ein frisch verheiratetes Ehepaar, das trotz Minusgraden ohne Jacken vor dem Standesamt posiert und dessen Mütter sich in den Fotopausen sofort mit Decken auf sie stürzen.
Und dann sehe ich die Jugendlichen, die abends am Pavillon ein Selfie schießen. Und dann sehe ich viele Menschen, die schicke Kostüme tragen und sich auf ihren Theaterbesuch freuen. Und dann sehe ich ein kleines Mädchen, das zu Füßen des großen Schewtschenko ihr Butterbrot (was im russischen übrigens „Buterbrod“ heißt) isst und sich über die Sonnenstrahlen freut. Und dann sehe ich wunderbare Menschen in einer wunderbaren Stadt.