Blog #6
St. Petersburg
Als sich die ersten drei Monate meines Aufenthalts dem Ende zuneigten, begannen in Russland die Herbstferien und ich entschied mich, nach St. Petersburg zu reisen.
Viele Menschen, mit denen ich sprach, erzählten mir von dieser wunderschönen Stadt. Schon während meinem SCHULWÄRTS!-Praktikum in Charkiw schwärmte man von der russischen Hafenstadt an der Ostsee. Sie sei viel schöner und hübscher anzusehen als Moskau und eh überhaupt „einfach klasse“. Und nun hatte ich tatsächlich die Möglichkeit, das „kulturelle Zentrum“ Russlands zu erkunden.
Es war wirklich wunderhübsch. Die Stadt ist so schön anzusehen. An so gut wie jeder Ecke rund um den Newski Prospekt finden sich beeindruckende Bauten bzw. berühmte Sehenswürdigkeiten, die Newa ziert das Stadtbild und all die Kanäle und Brücken machen die Stadt zu etwas ganz Besonderem. Auch die umliegenden Attraktionen laden zu einem Besuch ein; so beispielsweise Puschkin mit dem Katharinenpalast, in dem sich das Bernsteinzimmer befindet. Ein bisschen wie im Märchen.
Einer unser Anlaufpunkte war die Eremitage; und damit waren wir nicht allein. Das Anstehen kann im November schon zu einer Herausforderung werden. Es heißt zwar, man solle sich in St. Petersburg nicht über das Wetter ärgern, da es sich binnen fünf Minuten sowieso wieder ändern würde – der Nieselregen an jenem Tag schien dies jedoch vergessen zu haben. Es ist eben doch eine Stadt am Meer, mit den klimatischen Bedingungen einer Stadt am Meer. Das Kunstmuseum, welches zu den weltgrößten überhaupt zählt, besticht zum einen durch seine wertvollen Kunstschätze, jedoch auch durch die Gestaltung der Räumlichkeiten. So tapste ich mit offenem Mund von Raum zu Raum. Es heißt, man bräuchte eine Woche, um die Eremitage zu erkunden. Für mich waren 5 Stunden Kunst aus all möglichen Ländern, von all möglichen Künstlern vorerst ausreichend. Anschließend stärkten wir uns in einem der zahlreichen georgischen Restaurants. Egal wo ich war, ob in Moskau, Sotschi oder Samara, georgische Restaurants scheinen sehr beliebt zu sein. Gut, in St. Petersburg gibt es, ganz abgesehen davon, schlichtweg alles, was das Herz begehrt.
Noch mehr als die Eremitage beeindruckte mich jedoch das russische Museum, was bei weitem nicht so populär wie die Eremitage ist. Anstehen muss man nicht und sehen kann man russische Kunst verschiedenster Epochen, die mir zuweilen unbekannt war, mich nun aber begeisterte.
Außerdem sah ich in St. Petersburg die wohl beeindruckenste Kirche, die ich je gesehen hatte: die Auferstehungskirche. Auch wenn sie von außen zum Teil in ein Gerüst gehüllt war, ließ mich ihr Inneres schlichtweg sprachlos. Ich hielt mich bestimmt eine ganze Stunde dort auf und betrachtete ihre Schönheit.
Die Auferstehungskirche gehört neben der Isaak Kathedrale, von deren Kuppel man einen tollen Rundumblick über das Zentrum rund um den Newski Prospekt hat, und der Kasaner Kathedrale, die anders als die anderen beiden als „richtige“ Kirche fungiert, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden, so auch, als wir sie besuchten, zu den wohl berühmtesten der Stadt.
Mein Papa und ich besuchten zudem das Mariinsky Theater und wurden von den vielen Ballerinen verzaubert. Sogar so sehr verzaubert, dass wir nach dem ersten Stück beinahe aus Versehen den Heimweg angetreten hätten. Gott sei Dank erkannten wir noch rechtzeitig, dass es sich nicht nur um eine 45 minütige Ballettaufführung, sondern dass sich mehrere aneinander reihen. An diesem Abend erwies es sich als durchaus sinnvoll, mit dem Strom zu schwimmen und nicht wie beabsichtigt die Jacken von der Garderobe zu holen und das wunderschöne Gebäude des Mariinskys zu verlassen.
Auch das Puschkin Museum, die vielen Attraktionen auf dem Gelände der Peter und Paul Festung und noch vieles mehr laden zu einem Besuch ein.
St. Petersburg ist wirklich wunderschön. Und wenn man die Möglichkeit bekommt, würde ich jedem ans Herz legen, diese Stadt zu besuchen. Doch die Meinung, dass St. Petersburg so viel schöner als Moskau sei, kann ich nicht bestätigen. Nachdem ich wieder zurück in Blumenfeld war, sprach ich mit Olga und Lisa darüber. Letztlich kam ich zu dem Schluss, dass sich St. Petersburg mit Moskau schlichtweg nicht so ganz vergleichen lässt. Es ist eben ganz anders dieses St. Petersburg. Barock. Klassizismus. Jugendstil. All die Feinheiten, Verzierungen und Farben. All das. Es ist wunderschön und doch so anders als Moskau. Moskau ist eben anders schön.