Blog #7
(M)ein Tag in Malmö
Mehr als die Hälfte meines Aufenthalts in Schweden ist bereits vorüber. Zeit zu erörtern, ob mittlerweile ein wenig Routine oder gar Alltag eingekehrt ist.
Kurzer Schulweg → Länger schlafen :)
Dank meines Glücks während der Wohnungssuche befinde ich mich in der komfortablen Situation, den ersten Wecker am Morgen zu ignorieren und die Augen für einige Minuten noch einmal zu schließen. Das ist im Endeffekt nicht immer förderlich, da ich die zur Verfügung stehende Zeit gern maximal ausnutze. So kommt es, dass der Zeitdruck mich trotz des kurzen Weges regelmäßig einholt. Im Regelfall esse ich dann eine Schüssel Joghurt mit ein paar Früchten und begebe mich in die Dusche, bevor mich mein Rad durch die schwedische Morgenkälte gen Schule trägt. Dort angekommen sammle ich im Lehrerzimmer meine Sachen zusammen und ziehe weiter in einen der zwölf Unterrichtsräume. Um genauer zu sein in einen der Säle, wie Schwed*in sagen würden.
Trotz aller Hektik am Morgen bin ich bisher immer pünktlich erschienen. Klingt selbstverständlich, ist aber praktisch (für mich) gar nicht so einfach nach der Unizeit, die ja besonders am Morgen den ein oder anderen zeitlichen Freiraum bot. Spaß beiseite: Pünktlichkeit wird in Schweden noch höher geschätzt als in Deutschland. Ich werde also den Teufel tun und als neuer junger Lehrer zu spät zu meinem Unterricht kommen. Den Wecker ignoriere ich trotzdem beim ersten Mal klingeln!
Der Stundenplan
Auffällig ist außerdem, dass die Länge der einzelnen Stunden variiert – im Regelfall zwischen 50 und 80 Minuten. Den Grund dafür habe ich noch nicht wirklich herausfinden können. Für mich ist es aber auch kein Problem, daran gewöhnt man sich schnell. Fest eingeplant im Stundenplan ist auch die Fika jeden Mittwochmorgen von 9-10 Uhr, wobei alle Lehrer*innen zusammen kommen und gemeinsam frühstücken. Darüber hatte ich aber schon einmal berichtet.
Mittlerweile unterrichte ich den überwiegenden Teil der abgebildeten Stunden selbst. Es macht großen Spaß und ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Besonders freut mich, dass nahezu alle Lehrkräfte offen auf mich zu gehen und mir viele Möglichkeiten zur eigenen Planung und Durchführung geben. Zum Beispiel durfte ich im Geschichtsunterricht an einem Projekt zu den Olympischen Spielen mitwirken. Die Lernenden setzten sich dann mit den 1936 und 1972 in Deutschland ausgetragenen Spielen auseinander, die beide in jeweils einzigartiger Weise im Zeichen politischen Missbrauchs standen.
Nach der Schule
Den Rest meines Tages verbringe ich dann im Regelfall mit der Planung der nächsten Unterrichtsstunden oder sportlich. Zweimal pro Woche spiele ich Fußball mit Menschen aus aller Welt, die ich über eine Facebookgruppe kennengelernt habe. Da Sport auch in Deutschland meine Hauptfreizeitbeschäftigung darstellt, kommt man auf diesem Weg immer schnell mit neuen Leuten in Kontakt und kann sich egal an welchem Ort vernetzen. Ich habe mich außerdem in einem Fitnessstudio angemeldet, um neben dem Schulalltag möglichst abwechslungsreich meine Freizeit verbringen zu können.
Wir teilen den Waschraum mit vier Hauseingängen. Einwählen kann man sich täglich von 7-12, 12-17 oder 17-22 Uhr. Alle Plätze sind begehrt und man muss sehr schnell reservieren, um seinen Wunschtermin zu erhalten. „Ich kann nicht, ich muss waschen.“ ist eine der beliebtesten Ausrede, wenn man einen Termin in Schweden absagen möchte.
Ja, ein bisschen Routine ist eingekehrt. Trotzdem hält jeder Tag etwas Neues bereit und so werden auch die nächsten Wochen und die verbleibende Zeit schneller vorüber gehen, als ich denke.
Hej då!