Blog #11
KW 51: Resümee

Do widzenia! Auf ein Wiedersehen mit Land und Leuten hoffe ich nach diesen elf Wochen SCHULWÄRTS!-Praktikum in der Tat. Mein grobes Fazit lautet schlicht und ergreifend: Man muss einmal in Polen gewesen sein.
 
Es ist schon verrückt. Auch ohne in einem geteilten Deutschland aufgewachsen zu sein, denke ich teilweise in den Kategorien Ost und West. Das ist mir vielleicht gar nicht mal großartig vorzuwerfen, ist es doch im Grunde ähnlich der Rede von politischen rechts und links immer noch gewissermaßen Status Quo.
 
Beide haben jedoch gewiss eines gemeinsam: Sie sind nicht mehr zeitgemäß. Es gibt keinen Ostblock und Polen ist auch nur aus unserer deutschen Sicht in Osteuropa. Blickt man aus der Vogelperspektive auf Europa, so sieht man, dass sich Polen ziemlich genau in der Mitte befindet.
 
Das klingt vielleicht alles ziemlich banal, aber solche Relativierungen sind es, die einen Auslandsaufenthalt zu etwas ganz Kostbaren in der Vermittlung von Toleranz und gegenseitigem Verstehen machen. Zu dieser Erkenntnis verhalf mir SCHULWÄRTS! und ich hoffe, sie auch in fruchtbarere Weise in meinen Beruf hineintragen zu können. Aber werden wir noch einmal etwas konkreter.
 
Dass mich die polnische Geschichte zutiefst beeindruckt hat und der Besuch im Museum POLIN über die Geschichte der Juden in Polen einer der nachhaltigsten Erlebnisse des gesamten Praktikums war, habe ich ja bereits deutlich gemacht. (Kann man aber nicht oft genug sagen.) Das beste Beispiel, das ich für die beschriebenen Relativierungen, die sich auch wieder auf das vorherige Thema der Gegensätze beziehen lassen, habe, ist jedoch wenig überraschend die Schule.
 
So habe ich in meinen Hospitationen durchaus teilweise steilere Hierarchien beobachtet und insbesondere die Rolle der Schulleitung ist eine ganz andere als in Deutschland. Ich sprach ja bereits von den sogenannten Schulleiterstunden. Hinzu kommt, dass die Schulleitung insgesamt viel stärker als Leitung auftritt denn als bloße Verwaltung. Dies zeigt sich im Leitbild, in der Kontrolle des Unterrichts und in der Verfügung über finanzielle Mittel.
 
Spannend ist nun aber, dass sich das auch auf der Makroebene insofern auswirkt, dass es einen regelrechten Wettbewerb zwischen den Schulen gibt, die eine professionalisierte Profilbildung notwendig macht. Diese gegenseitige Bedingtheit hat nun aber augenscheinlich etwas stark Marktwirtschaftliches. Polen ist hier m.E. systemisch näher an den USA als es andere „westliche“ Länder sind, Deutschland inklusive. Es ist also nicht immer alles so, wie es scheint.
 
Ich habe hier für mich besonders mitgenommen, noch wacher zu sein. Wacher für meine eigenen Vorurteile, für festgefahrene Denkmuster und besonders für Chancen der Begegnung und des Lernens aus dem Detail.
 
Ein großer Dank geht daher besonders an die tollen Schüler:innen aus Grodzisk Mazowiecki, die mich durch ihr großes Interesse an der deutschen Sprache und Kultur inspiriert haben. Vielen Dank SCHULWÄRTS!, dass ich hier sein durfte. Und vielen Dank Monika. Współpraca z Państwem była wielką przyjemnością!

Timo Hartmann © © Timo Hartmann Timo Hartmann © Timo Hartmann

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