Blog #2
„Wir müssen weniger alles konsumieren!“
Das transkaukasische Sommercamp, das diesen zwei Tagen vorausging, wurde vom Goethe-Institut als Möglichkeit der interkulturellen Begegnung zwischen Jugendlichen aus Ländern, deren Beziehungen untereinander, gelinde gesagt, nicht besonders freundschaftlich sind, ins Leben gerufen. (Wer sich über die Konflikte informieren möchte, befragt die Suchmaschine seines Vertrauens!) Teilnehmen an diesem seit drei Jahren stattfindenden Sommercamp (und somit auch an der Fortsetzung) dürfen die besten Deutsch-Schüler*innen der PASCH-Schulen der jeweiligen Länder. Unter dem Aspekt des Deutschlernens sollen so die Schüler*innen aus den unterschiedlichen Ländern in Kontakt kommen. Außerdem wurde ein möglichst unverfängliches Thema gewählt, mit dem sich neben dem Deutschlernen noch beschäftigt wurde. Dieses Thema ist Umweltschutz. Einer der Seminarleiter berichtet uns, dass das Maximalziel sei, dass die Schüler*innen nicht nur erkennen, dass die Vielfalt in der Natur des Kaukasus wertvoll ist, sondern dass sie den Transfer leisten und feststellen, dass das auch auf kulturelle Vielfalt zutrifft. Das Nachtreffen, beziehungsweise die Fortsetzung des Sommercamps beschäftigte sich nun tatsächlich ausschließlich (und ohne Deutschunterricht) mit der Vielfalt im Kaukasus. Die zwei Tage waren voll mit Input durch die Dozierenden und Erarbeitungsphasen der Schüler*innen. Im Laufe der Veranstaltung wurde immer wieder an einer Charta gearbeitet, was getan werden kann und muss, um die Biodiversität im Kaukasus zu schützen und zu bewahren. Es werden Wünsche und Ängste formuliert, es werden Möglichkeiten erarbeitet, wie die positiven Versionen von der Zukunft verwirklicht werden können und immer wieder fallen von Schüler*innen-Seite Sätze, wie „Ich glaube, wir müssen jetzt handeln, weil wir keine Zeit mehr haben“ oder „Wir können noch etwas tun, noch ist es nicht zu spät.“ Für mich ist es sehr spannend zu sehen, wie es möglich ist, mit Deutschlernenden solche inhaltlichen Themen zu besprechen und es machte mir großen Spaß, in den Arbeitsphasen der Schüler*innen mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen.
Neben den vielen Gruppenarbeiten mit Schüler*innen aus unterschiedlichen Schulen und Ländern, nahm auch die Vorstellung der Projekte der Schüler*innen, die diese in der Zeit zwischen dem Camp und dem Nachtreffen erarbeitet haben, einen besonderen Raum ein. Getreu dem Titel der Veranstaltung „Biodiversität nebenan – Vielfalt im Kaukasus“, hatten sich die jeweiligen Schüler*innen aus einer Region mit einem Aspekt aus ihrer näheren Umgebung beschäftigt und stellten ihre Projekte nun in einem Projektmarkt den anderen Teilnehmenden vor. So lernte ich an einem Nachmittag mit Hilfe von Plakaten, Videos und Anschauungsmaterial viel Neues über das Schwarze Meer, Heilpflanzen, Obst, Nationalparks und Bäume, Pflanzen, Fridays for Future in dieser Region, den Buchsbaum, Gas und Erdöl, das Feuer und die ewige Flamme und über Fische. Neben Projekten, die die eigene Region und ihre Besonderheiten vorstellten, waren auch Projekte dabei, bei denen bereits konkret Umweltschutz betrieben wurde und es gab auch Projekte, die den Umgang mit der Natur in der eigenen Region kritisch beleuchteten. Vor allem durch all diese Projekte ist neben der Dringlichkeit des Handelns eben auch klar geworden, wie viel Spaß Umweltschutz machen kann. Spannend zu beobachten war für mich zudem, dass viele der Schüler*innen Deutsch lernen, in der Hoffnung irgendwann einmal in Deutschland studieren zu können, gleichzeitig aber unglaublich stolz auf ihre Herkunft beziehungsweise auf die Region, in der sie leben, sind.
Alles in allem war ich sehr glücklich darüber, bei diesem Projekt als Einstieg in mein Praktikum hier in Tbilisi dabei sein zu dürfen. So konnte ich nicht nur einen guten Eindruck von der Arbeit des Goethe-Instituts gewinnen, sondern hatte außerdem die Chance die Arbeit mit DaF-Lernenden zu beobachten und zu sehen, was alles möglich sein kann. Auch die inhaltliche Komponente dieser zwei Tage hat mich beeindruckt. Die Kombination aus interkultureller Begegnung und thematischer Auseinandersetzung mit einem so wichtigen Thema wie Umweltschutz war sehr inspirierend.