Blog #4
Ein bisschen Erde im Schuh

Ein Schüler erwähnte im Unterricht eine der vielen symbolträchtigen Geschichten Georgiens: Man sagt, dass die georgische Exilregierung, die sich nach der Annexion Georgiens durch Sowjetrussland in Paris ansiedelte, ein Stück ihrer Heimat Georgien mit sich nehmen wollte, weshalb sie ein bisschen Erde in ihren Schuhen mit sich trugen.

Meine Zeit in diesem wundervollen, widersprüchlichen und damit so spannenden Land neigt sich langsam dem Ende zu. Die Georgier haben ein Händchen für Symbolik und das Bild von ein bisschen Erde im Schuh scheint mir passend für meinen Abschied. Denn wenn ich nach Deutschland zurückkehre, wird mich ein ganz neuer Lebensabschnitt erwarten, aber ein bisschen Georgien trage ich jetzt trotzdem in meinem Schuh.
 
Die letzten Wochen waren noch einmal eine sehr ereignisreiche Zeit, in der ich die Schüler*innen von einer ganz anderen Seite kennenlernte als im Schulunterricht. Beim Theaterworkshop in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts waren die beteiligten Schüler motiviert und mit Spaß dabei, was den Tag für mich zu einem vollen Erfolg machte. Von fast allen Eltern der Workshopteilnehmer erhielt Dali am nächsten Tag Anrufe, da ihre Kinder so begeistert vom Workshop erzählt hatten. Die Schüler*innen sagten mir, dass es das erste Mal für sie gewesen sei, sich auf diese Art und Weise auszuprobieren und dem Theater näherzukommen. Aus dieser Erfahrung heraus hätte ich hier sehr gern noch in weiteren Theaterprojekten gearbeitet.

  • Beim Theaterworkshop © Zarah Hain

    Beim Theaterworkshop

  • Beim Theaterworkshop © Zarah Hain

    Beim Theaterworkshop


Meine letzte Schulwoche im Anschluss an den Theaterworkshop war geprägt von Abschiedsmelancholie, denn bei 16 Klassen dauert es eine Weile sich von jedem zu verabschieden. Eine wunderschöne Überraschung organisierte eine 8. Klasse für mich in meiner letzten Unterrichtsstunde. Als ich zum Unterricht in ihr Klassenzimmer kam, wurde ich mit Luftballons, einem Saxofon-Solo eines Schülers und einem Abschiedsgruß an der Tafel begrüßt. Die Schüler*innen hatten diese Überraschung ganz allein organisiert, was mich sehr rührte. Auch Mayas Klasse empfing mich mit Luftballons und Limonade.
Mit diesen schönen letzten Erfahrungen im Gepäck fällt mir nun der Abschied ein wenig schwer, aber ich bin sicher, dass ich noch einmal zurückkehren werde.
 
Auf Wiedersehen, Georgien!
Auf Wiedersehen, Georgien! | © Zarah Hain
Auf Wiedersehen,
 
Chemi Sakartvelo -  ჩემი საქართველო
 

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