Johannes Ebert am 29. Juli 2016
5. Internationale Deutscholympiade in Berlin
Rede von Johannes Ebert anlässlich der Preisverleihung der „5. Internationalen Deutscholympiade“ in Berlin
Sehr geehrter Herr Reiffenstuel,
liebe Frau Jarzabek,
liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 5. Internationalen Deutscholympiade,
liebe Lehrerinnen und Lehrer,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,
ich freue mich sehr, Sie zur Preisverleihung der Internationalen Deutscholympiade, dem größten internationalen Wettbewerb zur deutschen Sprache, begrüßen zu dürfen. In diesem Jahr sind 125 Schülerinnen und Schüler aus 64 Ländern sowie 58 Lehrerinnen und Lehrer nach Berlin gereist. An der IDO 2016 nehmen 15 Länder mehr teil als 2014. Ganz neu dabei sind zum Beispiel Israel und auch Großbritannien. Nach dem Brexit freut uns diese „IDO-Entry“ ganz besonders.
Die IDO ist so erfolgreich, weil sie Schülerinnen und Schüler auch motiviert, sich auf nationaler Ebene, und in einem weiteren Schritt dann auf internationaler Ebene, mit anderen zu messen. In diesem Jahr sind die Gewinner der nationalen Vorrunden der Niveaustufen A2, B1 und B2 bei der IDO vertreten. Die meisten IDO-Teilnehmer haben Deutsch in der Schule gelernt. Das ist nicht so erstaunlich, denn mehr als 13 Millionen Schülerinnen und Schüler lernen weltweit Deutsch. Eine beachtliche Zahl. Aber es gibt auch andere Lernerbiografien bei dieser IDO: Damjan aus Kroatien und Filip aus der Tschechischen Republik haben durch Kinderprogramme im Fernsehen ihr Interesse für Deutsch entdeckt. Filips Vater wollte eigentlich deutsche Sportprogramme sehen und konnte dann nur deutsches Kinderfernsehen empfangen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der IDO haben uns geschrieben, dass sie in Deutschland studieren wollen. Florent aus Benin träumt davon, Botschafter seines Landes in Deutschland zu werden Silvio aus Estland möchte außerdem mit dem Skateboard durch Deutschland fahren.
Besonders freut mich, dass 2015 erneut auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer von PASCH-Schulen dabei sind. Die vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ vernetzt heute weltweit über 1800 Schulen, an denen Deutsch als Fremdsprache einen besonders hohen Stellenwert hat. Deren aus der Türkei hat seine deutschen Freunde in einem Pasch-Camp kennen gelernt.
Die IDO dauert zwei Wochen, weil wir vor der eigentlichen Wettbewerbsphase die Teilnehmenden auch auf die Formate des Wettbewerbs vorbereiten: Denn es geht uns um das Handeln in der deutschen Sprache, nicht nur um Grammatik und Wortschatz. In den drei Teilen des Wettbewerbs Wandzeitung, Präsentation (das können auch Theaterstücke, Songs oder Talkshows sein) und Quiz ist Kreativität gefragt und wird ebenfalls bewertet.
Während des zweiwöchigen Aufenthalts in Berlin haben die Teilnehmenden an der IDO durch persönliche Begegnungen neue Erfahrungen mit der deutschen Kultur und Sprache gemacht. Bei unserer kleinen Umfrage vorher waren fast alle IDO-Gäste von der deutschen Pünktlichkeit und Ordentlichkeit überzeugt und nun sind wir neugierig, ob das so geblieben ist.
Die Teilnehmenden interessierten sich für unterschiedliche Themen in Deutschland: Selina aus Südkorea interessierte sich besonders für die Geschichte der Berliner Mauer, weil sie Parallelen zu ihrem Land sah. Für Elysha aus Neuseeland war die Architektur faszinierend und sie findet es „cool, wie historische und moderne Gebäude perfekt zusammenpassen.“
Doch bei dieser Olympiade geht es nicht nur um die deutsche Sprache oder die deutsche Kultur: Es geht auch und vor allem um die Zusammenarbeit in Teams, um das Erreichen eines gemeinsamen Ziels. Daher hat die internationale Jury sowohl die Einzelleistungen als auch die Team-Ergebnisse bewertet. Bei der IDO steht die Verständigung von Teilnehmenden aus unterschiedlichen Kulturen im Mittelpunkt, wobei die deutsche Sprache die Verständigung untereinander ermöglicht.
Pratham aus Indien sieht das ähnlich und hatte uns vor der IDO geschrieben: Deutsch ist nicht nur eine Sprache, sondern eine Verbindung, die Leute mit unterschiedlichen Hintergründen vereinigt. Freundschaften wurden schon vorher über Facebook geknüpft und dauern über den Wettbewerb hinaus an. „Dabei sein ist alles“ ist auch bei der IDO das olympische Motto. In einer Zeit, in der sich durch Ab- und Ausgrenzung die Menschen wieder voneinander entfernen, wollen wir mit der IDO ein Zeichen setzen. Die IDO transportiert den Gedanken des fairen Miteinanders. Die Welt braucht junge und neue innovative Ideen, mehr Toleranz zwischen den Religionen und Kulturen für ein friedliches Zusammenleben.
Wir wollten während der IDO aber auch die Bürgerinnen und Bürger in Berlin erreichen und haben im Deutschen Technikmuseum den Jahrmarkt der Kulturen veranstaltet, auf dem die Jugendlichen interessierten Besuchern ihre Länder präsentierten, um den Reichtum der verschiedenen Kulturen in der Welt deutlich zu machen.
Der Erfolg vieler Schülerinnen und Schüler hängt nicht zuletzt auch vom Unterricht und motivierten Lehrerinnen und Lehrern ab. Daher danke ich Ihnen, liebe Lehrerinnen und Lehrer und hoffe, dass Sie durch die angebotenen Seminare Inspirationen und neue Ideen für Ihren Unterricht mit nach Hause nehmen und sich auch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen vernetzt haben.
Die Siegerinnen und Sieger der Internationalen Deutscholympiade werden im nächsten Jahr wieder nach Deutschland kommen und haben die Möglichkeit, während eines Praktikums Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln und ihr Deutsch konkret im Berufsalltag anzuwenden oder bei einem Sprachkurs an einem Goethe-Institut in Deutschland Deutschland noch besser kennen zu lernen.
Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer können gewinnen, aber alle können stolz sein. Ihr seid die besten Deutschlernerinnen und Deutschlerner Eures Landes und habt es unter die Weltbesten geschafft. Vielleicht führt die weitere Beschäftigung mit der deutschen Sprache, die längere Bekanntschaft mit Deutschland, seiner Geschichte, Kultur und seinen Menschen ja auch tatsächlich manche von Euch zu einem noch etwas längerem Aufenthalt, nämlich zu einem Studium in Deutschland oder einer beruflichen Tätigkeit hier bei uns. Ein Beispiel ist Brigitte Blanka Horváthová. Sie kommt aus der Slowakei, hat 2012 an der IDO teilgenommen, war unter den Gewinnern und studiert in Frankfurt am Main Politikwissenschaften. Im August muss sie ihre Bachelor-Arbeit abgeben, sonst wäre Sie zur Preisverleihung gekommen.
Wichtig ist uns auch der Fairness-Preis, den wir an Teilnehmende verleihen, die sich während des Wettbewerbs besonders teamfähig zeigen und über ausgeprägte soziale Kompetenzen verfügen. Eine Gewinnerin des Fainess-Preises aus der letzten IDO, Anahita Hosseini aus dem Iran, wirbt seit ihrer Teilnahme an der IDO unermüdlich für die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern an der nationalen Runde. Das freut uns sehr und vielleicht motiviert euch das auch, zu Hause von euren Erfahrungen zu berichten.
Wir danken dem Auswärtigen Amt, dass wir heute hier im „Weltsaal“ sein dürfen, dessen Name hervorragend zur IDO passt. Mein Dank gilt darüber hinaus allen engagierten Partnern, die durch ihre hervorragende Arbeit zum Gelingen der Internationalen Deutscholympiade beigetragen haben. Hier möchte ich insbesondere den Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverband und die vielen Goethe-Institute im Ausland sowie die zahlreichen nationalen Deutschlehrerverbände nennen, die durch die Organisation der nationalen Olympiaden die Vorauswahl getroffen haben. Darüber hinaus geht unser Dank für ihre Unterstützung an die die Klett-Langenscheidt GmbH, den Dudenverlag, und die Reederei Riedel, die uns 3 Praktikumsplätze und Buch- und Sachpreise zur Verfügung stellen. Außerdem danke ich den Verlagen Cornelsen und Hueber, die uns unterstützen. Weiterhin wird die IDO unterstützt vom Spotlight Verlag (Deutsch perfekt), dem Deutschen Technikmuseum, der Jugendherberge Berlin Ostkreuz, dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf Berlin, dem Verlag Random House und unserem Medienpartner Inforadio rbb.
2018 geht es weiter. Ich werde auch weiterhin mit Freude die Internationale Deutscholympiade auf ihrem Erfolgskurs begleiten und unterstützen.
Ich wünsche allen Teilnehmern weiterhin viel Spaß beim Deutschlernen und würde mich freuen, wenn Deutsch in ihrem zukünftigen Leben einen Pluspunkt darstellt und sie mit Deutschland in Verbindung bleiben.
(es gilt das gesprochene Wort)
Gehalten am 29. Juli 2016 in Berlin.