Johannes Ebert am 18. Januar 2020
Ausstellungseröffnung “Ungesehen – Blicke auf Europa. Vier Fotografen unterwegs.” in Halle

Grußwort von Johannes Ebert zur Ausstellungseröffnung “Ungesehen – Blicke auf Europa. Vier Fotografen unterwegs.” in Halle

Sehr geehrter Herr Staatsminister und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, Herr Robra, sehr geehrte Frau Bursian, verehrte Künstlerinnen und Künstler, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste.

Wenn wir von Europa sprechen, erwähnen wir gerne das visafreie Reisen ohne Passkontrollen, die einheitliche Währung, Erasmus-Programme und die vielen Netzwerke, die zwischen Universitäten, Forschungs- und Kultureinrichtungen entstanden sind. Europas Metropolen boomen, das urbane Leben gibt den Takt vor. Doch es gibt Regionen, die noch bis vor kurzem produktiv und konkurrenzfähig waren, jedoch nun aufgrund von Wirtschaftskrisen von der gesellschaftlichen Entwicklung abgeschnitten scheinen. Wir sehen, dass sich hier zwischen Stadt und Land ein Graben auftut, der sich auch gesellschaftspolitisch widerspiegelt.

Diese Problematik beschäftigt das Goethe-Institut auf vielfältige Weise. In diesem Projekt haben wir vier Fotografinnen und Fotografen eingeladen, in Gegenden zu reisen, die aus unserem Blickwinkel viel zu schnell verschwunden sind und zu Menschen, die wir oft nicht sehen. Jutta Benzensberg, Mila Teshaieva, Andrej Liankevich und Livio Senigalliesi waren sofort bereit, sich in dieses Abenteuer zu stürzen. Drei von ihnen sowie die Kuratorin der Ausstellung, Gabi Scardi, sind heute anwesend. Danke, dass Sie bei uns sind und herzlich willkommen!

Ausgewählt wurden nicht nur zwei Kernländer Europas – Italien und Deutschland, sondern auch ein Beitrittskandidat, Albanien, und ein Land, das so bald keine Chance für einen EU-Beitritt bekommen wird, Belarus. Die Fotografinnen und Fotografen haben sich für ihre Arbeit in die ländlichen Regionen und kleinen Wohngebiete in Albanien, die weitreichende Moorlandschaft Polesiens in Belarus, das ehemalige Industrierevier in Sachsen-Anhalt im Osten Deutschlands und die sich im Abbau befindende Kohlenbergbauregion Sulcis in Sardinien begeben. Jeder Fotograf und jede Fotografin hat eine oder mehrere Reisen an diese Orte unternommen, sowohl im eigenen Land als auch in einem der anderen drei Länder. Während ihrer Recherchen wurden sie von Expertinnen und Experten sowie Journalistinnen und Journalisten aus den Regionen begleitet, die den Kontakt zur lokalen Bevölkerung ermöglichten und direkte Gespräche erleichterten.

Entstanden sind nicht nur die Fotoarbeiten, die Sie heute sehen können, sondern sie brachten auch zahlreiche Geschichten mit, die im Video und im Begleitheft dokumentiert sind. Nach den Etappen in Mailand, Rom und Tirana ist die Ausstellung nun in Halle an ihrer vorläufig letzten Station angekommen.

Ganz besonders herzlich möchte ich mich an dieser Stelle bei der Leiterin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Manon Bursian, bedanken, die ihr Haus für uns öffnet und die Ausstellung beherbergt. Außerdem gilt mein Dank den Künstlerinnen und Künstlern, deren Werke wir heute bewundern dürfen. Und natürlich danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen vom Goethe-Institut, die diese Ausstellung mit ihrem Einsatz erst möglich gemacht haben. Die sehr hohen Besucherzahlen bei den bisherigen Etappen bestärken uns, auch weiterhin diese Art von Projekten zu wagen. Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaften in Europa und darüber hinaus ist es wichtig, dass wir uns sehen, uns wahrnehmen.

In diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung nicht nur viele Besucherinnen und Besucher, sondern dass sie die Neugier fördert, sich gegenseitig zu sehen. Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.
 

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