12. Februar 2016
"Berlinale-Frühstück" des Goethe-Instituts
Begrüßung durch Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Partner des Goethe-Instituts,
ich freue mich, Sie in diesem Jahr wieder zu unserem traditionellen Goethe-Frühstück anlässlich der Berlinale begrüßen zu dürfen.
Auch heute wieder kann das Goethe-Institut auf ein erfolgreiches Jahr der Filmarbeit des Goethe-Instituts in 98 Ländern der Welt zurückschauen. Mit Freude können wir uns als einen der wichtigsten Botschafter des deutschen Films im Ausland sehen.
Dazu haben erneut viele von Ihnen in beträchtlichem Maße beigetragen. Dafür möchte ich mich im Namen der ganzen Institution herzlich bedanken.
In keinem anderen Bereich werden durch die Arbeit der Goethe-Institute im Ausland mehr Veranstaltungen durchgeführt und mehr Menschen aus aller Welt erreicht als im Filmbereich, mit jährlich um die 5 Millionen Besucher unserer Filmveranstaltungen, den Besuchern von Veranstaltungen unserer Partner, die unsere Medien ausleihen, wie z.B. Filmclubs und Filmhochschulen, sowie auch Festivalbeteiligungen. Damit erreichen wir weltweit ein breites und junges Publikum. Das bietet ein großes Potenzial, Gastländer auf aktuelle Entwicklungen, Diskurse und Realitäten in Deutschland aufmerksam zu machen.
Wie erreicht der Filmbereich des Goethe-Instituts sein Ziel, deutsche Filme in aller Welt leicht zugänglich zu machen? Die beiden wichtigsten Medien dafür sind derzeit Blu-ray Discs und DVD. Die Distribution der Filme läuft für Festivalbeteiligungen über eine zentrale Disposition, und für die übrige Filmarbeit im DVD-Format über unsere 40 Filmarchive in aller Welt, wobei die Zahl der Interessenten steigt. Mit sämtlichen unserer DVDs beliefern wir außerdem die 190 Bibliotheken und Lesesäle des Goethe-Instituts für die private Ausleihe, außerdem liefern wir eine Auswahl der DVDs an 400 DAAD-Lektorate und ausgewählte Auslandsvertretungen.
Eine große, aktuelle Herausforderung besteht in der Nutzung der Streaming-Technologie und einer neuen Dimension für die Bereitstellung von deutschen Filmen als Video-on-Demand. Gerne nenne ich Ihnen unser Pilotprojekt „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk“, das gerade eben – sozusagen passend zur Berlinale - an den Start gegangen ist. Der Film von Oskar Röhler steht ab sofort online für die weltweite Programm- und Bibliotheksarbeit zur Verfügung.
Über das Portal alleskino.de wird die digitale Distribution des Films an ausgewählten Goethe-Instituten getestet sowie parallel dazu ein Streaming-Angebot für Bibliotheksnutzer an den Goethe-Instituten. Einen herzlichen Dank an den Produzenten des Films, Stefan Arndt von X-Filme, der dem Goethe-Institut für dieses Experiment die Rechte zur Verfügung gestellt hat.
2015 hat uns vor allem das Thema Flucht sehr beschäftigt. Erstmalig haben wir ein Angebot für die kulturelle Arbeit in Deutschland zusammengestellt: Mit dem Filmkoffer „CINEMANYA“ stellt das Goethe-Institut ab sofort deutsche Filme mit arabischen Untertiteln oder in Synchronfassung für die medienpädagogische Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. In den Koffern befinden sich 18 Langfilme mit arabischen und deutschen Untertiteln oder Sprachfassungen sowie 2 Animations- und Kurzfilmprogramme mit nonverbalen Filmen. Begleitend dazu gibt es ein pädagogisch aufbereitetes Filmhandbuch. Die Auswahl wurde von Michael Harbauer, dem Leiter des Internationalen Filmfestivals für Kinder und junges Publikum „Schlingel“, kuratiert. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Japan Art Association für die großzügige Spende, ohne die das Filmpaket nicht realisierbar gewesen wäre.
Als Partner für die Filmvorführungen hat der Filmbereich den Bundesverband Jugend und Film gewonnen, der mit rund 1.000 Mitgliedern die größte Organisation der kulturellen Kinder- und Jugendfilmarbeit in Deutschland darstellt. Diese Kofferpatinnen und -paten wurden vor kurzem in einem ersten Seminar in der Zentrale des Goethe-Instituts in München geschult bzw. mit den Begleitmaterialien vertraut gemacht.
Außerdem fand gestern hier in Berlin mit unserem Kooperationspartner des Prix Jeunesse (Bayrischer Rundfunk) und dem Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehens (IZI) ein Vernetzungsworkshop für Medienschaffende und MultiplikatorInnen der Flüchtlingsarbeit statt. In der Landesvertretung des Saarlandes wurden die Darstellung der Flüchtlingssituation im deutschen Kinderfernsehen sowie Möglichkeiten und Aufgaben der Medien diskutiert.
Neben dem Aufgreifen aktueller Themen steht bei unserer Arbeit aber auch die Filmgeschichte im Mittelpunkt:
Wir haben fast 1000 aktive Lizenzen zu Filmen aus 120 Jahren deutscher Filmgeschichte im Repertoire, ca. die Hälfte davon sind Dokumentarfilme. Ein Schwerpunkt des Jahres 2015 war das neue Konzept der mit Stiftungen abgeschlossenen Mantelverträge, die den Erwerb von Einzellizenzen überflüssig machen und größere Bereiche des filmischen Erbes erschließen. Mit der DEFA Stiftung, der Wim Wenders Stiftung und Christoph Schlingensief wurden Verträge geschlossen, ein weiterer Vertrag mit der Harun Farocki Gbr. ist ausgehandelt. Vereinbarungen mit Werner Herzog und der Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung sind in Verhandlung.
2015 haben wir zudem ein Fritz-Bauer-Filmpaket für die Filmarbeit im Ausland zusammengestellt, in 2016 werden wir uns verstärkt Filmangeboten von Kinder- und Jugendfilmen widmen.
Darüber hinaus kooperiert der Fachbereich mit den wichtigsten Partnern der deutschen Filmszene: German Films, Berlinale, Internationale Filmtage in Hof, DOK Leipzig, Filmfestival für Kinder und junges Publikum SCHLINGEL, Filmförderanstalten, Kinematheken, Edition Filmmuseum sowie mit Archiven und Hochschulen, um nur einige zu nennen.
Zentral ist für uns auch die Zusammenarbeit mit und Organisation von Filmfestivals. Wir beteiligen uns derzeit an rund 150 internationalen Filmfestivals, für die das GI oft die deutsche Beteiligung vermittelt. Und wir stellen eigene deutsche und europäische Filmfestivals im Ausland auf die Beine, oft in Zusammenarbeit mit der Filmwirtschaft.
Ein besonders herausragendes Beispiel ist das Filmfestival „Berlin and Beyond“ in San Francisco, das jedes Jahr tausende Zuschauer anzieht und für den deutschsprachigen Film begeistert. Im Januar 2016 feierte das Festival sein 20jähriges Bestehen, mit einem Großaufgebot an Gästen aus Deutschland und der Schweiz. Sehr viele Größen des deutschen Films wurden dort im Laufe der Jahre mit Auszeichnungen geehrt: Mario Adorf, Hannelore Elsner, Doris Dörrie oder Bruno Ganz, um nur einige zu nennen.
In diesem Jahr waren es unter anderem Tom Schilling („Who Am I - Kein System ist sicher”, „Oh Boy“), der mit dem Spotlight Award geehrt wurde, sowie Anke Engelke, die als Ehrengäste eingeladen waren. Einen herzlichen Glückwunsch nach San Francisco – mögen den erfolgreichen ersten 20 Jahren noch viele weitere folgen!
Die Berlinale ist einer der wichtigsten Kooperationspartner des Goethe-Instituts, über den World Cinema Fund, die Berlinale Talents, unsere Fortbildungs-Seminare, das Besucherprogramm, und das Festival selbst. Jedes Jahr akkreditieren sich ca. 80 Kolleginnen und Kollegen in Berlin, und über das ganze Jahr verteilt kooperieren viele Goethe-Institute rund um den Globus mit verschiedenen Personen und Sektionen der Berlinale. Diese Dichte von Partnern und Goetheanern macht das Goethe-Frühstück auch so spannend und unterhaltsam – und letztlich auch ertragreich.
Beispiele der Zusammenarbeit:
Die Berlinale ist seit vielen Jahren mit speziell kuratierten Programmen bei Filmfestivals weltweit präsent. Schon in der Vergangenheit haben Berlinale und Goethe-Institut bei der Präsentation dieser . Ab 2016 wird diese Zusammenarbeit intensiviert, die speziell für den Einsatz im Ausland konzipierten Filmprogramme firmieren als Kooperation unter der Marke Berlinale Spotlight, mit dem Ziel, eine Auswahl des Berlinale-Filmprogramms sowie der vom World Cinema Fund unterstützten Filmproduktionen vorzustellen.
- Berlinale Talents: Seit Jahren werden junge Filmjournalistinnen und Filmkritiker zu einem Workshop im Rahmen der Berlinale eingeladen. Dieses Jahr kommen sie aus Nigeria, Mexiko, Kenia, Belgien, Ägypten, Serbien, Deutschland, China und den USA.
- Berlinale Blogger 2016: Das Goethe-Institut hat Bloggerinnen und Filmjournalisten aus Ägypten, Belgien, Brasilien, China, Dänemark, Griechenland, Indonesien, Italien, Kenia, Spanien, Deutschland und Kanada nach Berlin eingeladen, um über das Festival zu berichten.
1. 15. Deutsche Filmwoche
Im Rahmen der 15. Deutschen Filmwoche, die jährlich zwischen 20 und 30.000 Zuschauer hat, wird anlässlich des Deutschlandjahrs eine größere Auswahl deutscher Spiel-, Dokumentar,- und Kinderfilme gezeigt als bisher. Erstmals wird auch ein Kurzfilmprogramm gezeigt – als Berlinale-Shorts-Spotlight. Zudem enthält das Programm eine Fassbinder-Retrospektive.
2. 50 Jahre – 50 Filme
Im Rahmen des Deutschlandjahrs und des 50jährigen Jubiläums des Goethe-Instituts haben wir außerdem eine Reihe „50 Jahre – 50 Filme“ aus dem Bestand des Filmarchivs zusammengestellt (ein Film aus jedem Jahr), die das ganze Jahr über im Institut sowie an verschiedenen anderen Spielstätten im Land gezeigt wird (in Monterrey, Guadalajara und evtl. weiteren Cineclubs).
3. Filmfenster bei Festivals
Die wichtigsten Filmfestivals in Mexiko bieten „deutsche Filmfenster“ an mit einem größeren Programm aktueller Filme. In diesem Rahmen wäre auch ein „Berlinale Spotlight“ denkbar.
Nun wünsche ich Ihnen allen viel Vergnügen, jetzt beim Goethe-Frühstück, aber vor allem in den nächsten Tagen beim Filmeschauen, damit Sie neue Impulse mit in die Goethe-Welt hinausnehmen können.
Es gilt das gesprochene Wort.