7. Mai 2017
Des Menschen Wesen aber ist es, sich zu erkennen in einem andern

Rede des Präsidenten des Goethe-Instituts Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann bei der Verleihung der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft in Potsdam
 

Anrede
 
Als Präsident des Goethe-Instituts stehe ich heute vor Ihnen und werde ausgezeichnet mit der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft. Ich bin zutiefst dankbar für diese Auszeichnung. Sie bedeutet nicht nur eine große Wertschätzung meiner Arbeit, sondern stellt durch meinen beruflichen Werdegang eine Beziehung zwischen Johann Wolfgang von Goethe sowie Wilhelm und Alexander von Humboldt her, die in dieser Konstellation von mir nicht geplant war, auch nicht geplant werden konnte,  sich aber aus den Arbeits- und Berufsfeldern ergeben hat.

 Ich habe bewusst das Zitat von Wilhelm von Humboldt „Des Menschen Wesen aber ist es, sich zu erkennen in einem andern“ als Titel gewählt. Es ist eine Auffassung, die fast identisch auch von Goethe formuliert wurde: „Wir sind eines Geschlechtes, mit der Einsicht über das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann – nämlich das Erkennen seiner selbst und dadurch das Erkennen des anderen. Die Existenz fremder Menschen sind die besten Spiegel, worin wir die unsrige erkennen können.“ Alexander von Humboldt sagt es kurz und bündig: „Alles ist Wechselwirkung.“

Es ist vielleicht nicht überraschend, dass ich als Präsident des Goethe-Instituts gerade diese Zitate gewählt habe, die alle mit der Erfahrung der Anderen zu tun haben. Es geht um das Wechselspiel des Erlebens, der Erfahrung und der Reflexion, es geht um Verstehen und Verständigen durch Begegnung und Austausch. Wie antworten Andere auf die gleichen Grundfragen des Lebens, wie bewerten sie unsere Antworten, welche Fragen versäumen wir, welche die Anderen, welche kommen überhaupt nicht vor, weder bei uns noch bei den Anderen.

Wir leben in einer global vernetzten Welt, die moderne Weltgesellschaft hat kein Außen mehr, aber das Innere ist umso komplizierter geworden. Die Kommunikationsmöglichkeiten eröffnen eine gleichzeitige und wechselseitige Sichtbarkeit und sie machen das Eigene und das Andere unmittelbar erfahrbar. Trotzdem sind wir in Europa noch immer gewohnt, von einem festen Zentrum her die Welt zu betrachten. Levi-Strauss hat einmal vom „wilden Denken“ gesprochen, das notwendig wäre, das hierarchische Denken zu überwinden und die Kulturen vergleichend und nicht vermessend und bewertend nebeneinander zu sehen. Diese Einstellung vertritt das Humboldt-Forum mit der Auffassung von der Gleichwertigkeit der Kulturen, der Wertschätzung von Vielfalt, aber auch mit der interkulturellen Kompetenz seiner Akteure. Den Besuchern sollte die Gelegenheit gegeben werden, sich ein eigenes Bild von der Welt zu machen, zu verstehen, was uns verbindet und was uns trennt. Nicht wissenschaftliche Korrektheit allein, sondern die Vielfalt möglicher Deutungen dem Publikum zu eröffnen, das sollte der Umgang mit dem Ort spannend und interaktiv machen.

Spricht man über das Humboldt-Forum so denkt man sofort an Alexander von Humboldt, den großen Naturforscher, Weltreisenden und Schriftsteller, dem die ganze Welt, unter allen Himmelsrichtungen, als Lebensraum und Untersuchungsgegenstand diente. Sicher zu Recht, denn es sind gerade die außereuropäischen Weltregionen, die uns dann befähigen, die Welt insgesamt zu denken.

Nur kann man nicht über Alexander reden ohne den Bezug zu Wilhelm von Humboldt herzustellen. Bei aller Verschiedenheit der beiden Charaktere, waren sie doch aufeinander bezogen. Während  Wilhelm sich stärker auf sich selbst bezog, der innere Mensch das Zentrum bildete, war Alexander dem Leben in seiner Vielfalt auf der Spur und sah in der Wechselwirkung des Menschen mit der physischen Natur einen starken Einfluss.

Diese jeweiligen Welt- und Menschenbilder sind aber bei aller angelegten Verschiedenheit nicht gegensätzlich sondern  eher komplementär zu verstehen. So war Wilhelm überzeugt, Alexander könne die ihm unbekannten Einflüsse des Äußeren aufklären und umgekehrt, interessierte sich Alexander für die innere Entwicklung der menschlichen Kräfte zur Persönlichkeitsbildung.

Zu dem Beziehungsgeflecht in Berlin gehört unbedingt auch das von Weimar. Berlin und Weimar, was für ein glückliche Fügung und was für eine wirkungsvolle Begegnung. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt setzten eine einzigartige geistige Kraft frei, kulturgeschichtlich als deutsche Klassik bezeichnet, beeinflusst von Kant, Herder und Lichtenberg, die trotz aller Spezialisierung des Wissens die Ansicht vertraten, dass sich die Teile der gesamten Naturlehre zu einem Ganzen zusammenfügen. Manfred Geier nennt in seiner Biografie „Die Brüder Humboldt“ die vier die „Gruppe 94“, denn alle waren von1794 in Weimar zusammen. Diese Idee des “Großen und Ganzen“ war eine prägende Orientierung für die Brüder Humboldt. Bei Alexander bezog sie sich auf seine Arbeit als Naturforscher, bei Wilhelm auf die Geistes- und Sprachwissenschaften. Das Opus magnum von Wilhelm von Humboldt „Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung“ beruht genau auf dieser Programmatik. Bei Alexander von Humboldt ist es die Publikation des Kosmos, auf der Grundlage seiner Kosmos-Vorlesungen  in der Singakademie, die diesen Geist atmet. Auch wenn er das ganze Universum abhandelt, so steht doch der Mensch mit seinen geistigen Schöpfungen im Mittelpunkt. Dabei ist für mich ein Aspekt interessant, den er aus Sprachuntersuchungen seines Bruders ableitet und dem er Bedeutung für seine Auffassung von der Gleichwertigkeit der Menschen beimisst: „Die Sprache als Naturanlage des menschlichen Geistes lässt uns die Einheit des Menschengeschlechts erkennen, die jeder unerfreulichen Annahme von höheren und niederen Menschenrassen widerstreitet.“

Mein Weg zum Humboldt-Forum als inhaltlicher Idee führte über Wilhelm von Humboldt. Er war als Begründer der Berliner Universität und als Leiter der Königlichen Museumskommission der inspirierende Fürsprecher  von Schinkels Entwurf des Museumsbaus am Lustgarten.  Schinkels Museumstempel war ganz der Weimarer Klassik verpflichtet, ein Bildungstempel, der für die geistige Emanzipation des Bürgertums stand und dem Grundsatz folgte: Erst erfreuen, dann belehren. Am Geburtstag Friedrich Wilhelm III., am 3. August 1830 wurde das Museum feierlich eröffnet. Mit seinem römischen Pantheon ist es wie eine erste Befreiungshalle im 19. Jahrhundert zu sehen. Schiller ist mit seiner ästhetischen Erziehung ebenfalls sehr nahe mit seiner Auffassung, dass der Anblick der Kunst zum humanen Wesen führe. Es war ein Jahrhundert der Kunstreligion. Tilmann Buddensieg drückte es so aus: „Das Museum ist Schinkels kühnster Versuch, die griechische Antike in ihren geistigen Prinzipien festzuhalten und zugleich auf die Bedeutungen einer neuen Weltepoche zu erweitern.“ Das Konzept der Museumsgründung, aus der sich dann die gesamte Museumsinsel entwickelte, war ein Gedanke der Aufklärung, ein Ansatz von Wilhelm von Humboldt, der damit nicht nur Kunst und Wissenschaft in einen unmittelbaren Zusammenhang brachte, sondern auch Bildung, Wissen und Sprache als unverzichtbare Komponenten einer entwicklungsfähigen Gesellschaft postulierte. Die Nähe von Universität und Museum war nicht nur real, sie war auch symbolisch zu verstehen. Da kommen wiederum die Denkweisen der Gruppe 94 zum Tragen, Freistätte für Kunst und Wissenschaft, ästhetische Erziehung, Persönlichkeitsbildung, Weltbürger.
Der Versuch von Wilhelm von Humboldt, seinen Bruder Alexander als Generaldirektor der Berliner Museen in die neu geschaffenen Strukturen einzubinden, scheiterte. Die Nachricht erreichte ihn auf seiner russisch-sibirischen Reise und er lehnte in ungemein scharfen Worten ab. Er war schon höchst ungern auf königliche Order hin 1827 von Paris nach Berlin zurückgekehrt, und wollte sich seine intellektuelle Freiheit nicht beschneiden lassen. Er war aber durchaus an der Wissenschaftsförderung interessiert und schon bald begann er mit seinen bereits erwähnten Kosmos-Vorträgen, die ein breites Publikum begeisterten. Er vermochte Wissenschaft zu öffentlichem Wissen zu machen. Er selbst hatte seine Wohnung hinter dem Schinkelschen Museum.

Auch wenn Alexander von Humboldt sich der institutionellen Einbindung verweigerte, so blieb er der Museumsidee doch sehr verbunden. Und er konnte für die Berliner Museen eine weit ausgreifende Perspektive formulieren. 1841 war er der entscheidende Mitautor der Kabinettsorder des neuen preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. für die Bebauung der sogenannten Museumsinsel als Tempelstadt der Künste. Damit war der entscheidende Schritt zu einem Universalmuseum getan, das in jeweils eigenen Gebäuden, erbaut von den besten Architekten ihrer Zeit, die Epochen der Menschheit in einem umfassenden Sammelauftrag dokumentieren sollte.  100 Jahre sollte es dauern, bis die fünf Gebäude vollendet waren: das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das Bode Museum und das Pergamon Museum. Für mich war es eine der faszinierendsten Aufgaben, die Rekonstruktion, Renovierung und Neueinrichtung des größten Teils der Museumsinsel als Präsident der Stiftung zusammen mit Peter-Klaus Schuster als Generaldirektor betreuen zu können.

Während der ursprüngliche Ansatz der Museumsinsel noch einen Zusammenhang  zur konstitutiven Begründung des nationalen Bewusstseins herstellte, haben wir uns bei der Wiederherstellung der Museumsinsel  ab 1999 - nach dem Mauerfall von 1989 - von der Überzeugung leiten lassen, nicht die Vergangenheit zu glorifizieren sondern uns mit den großartigen Sammlungen der Welt zu öffnen, kein Monument zu schaffen sondern einen lebendigen Ort, der in seiner Zugänglichkeit auch auf heutige Fragen Antworten geben kann, der die historische Komponente mit der Zeitgenossenschaft verbindet.
Diese Denkweise lässt sich an der Art und Weise, wie wir beispielsweise das Neue Museum restauriert haben, sehr gut belegen. Das Neue Museum, um 1850 von Stüler, einem Schüler von Schinkel errichtet, war eine Ruine seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Heute ist es wieder der Ort von Nofretete und der ägyptischen Sammlung und eines der spannendsten Museen. Die Rekonstruktion lag in den Händen des Architekten David Chipperfield, einem wunderbaren Partner, von hoher Kennerschaft und großer Sensibilität. Was haben wir getan? Unser Grundsatz war: wir bauen ehrlich. Das, was vom Gebäude erhalten war, wurde aufwändig restauriert, das, was verloren war, wurde in einer modernen Architektursprache ausgeführt, ohne Bruch sondern in harmonischem Übergang. Das war in der öffentlichen Akzeptanz zunächst nicht einfach zu vermitteln, viele wollten das 19. Jahrhundert zurück. Aber nach der Fertigstellung begriff man sehr schnell, welcher Gewinn in diesem Ansatz lag, mit dem ein  verloren gewesenes Gebäude für unsere Zeit zurück gewonnen wurde. Die Besucher aus aller Welt bestätigen jeden Tag mit ihrem positiven Staunen und Innehalten diese Entscheidung. Karl Friedrich Schinkel und Friedrich August Stüler hätte es gefallen, denn beide schufen auf einem kenntnisreichen Fundament etwas Gewagtes und Neues, um einen wichtigen Beitrag zu einer sich wandelnden Gesellschaft zu leisten. Das haben wir ebenfalls angestrebt.

Das Konzept des Universalmuseums war aber nicht nur gemeint als ein Ort aller Künste sondern auch als ein Ort zur Einbeziehung der nicht europäischen Kulturen. Das 1855 eröffnete Neue Museum von Stüler folgte erstmals der Idee von Alexander von Humboldt  von der Gleichwertigkeit der Kulturen. Die Idee vom „Großen und Ganzen“ hatte sich durchgesetzt, auch wenn es erst ein Anfang für den Weltort der Kunst war. Aber der Platz der Museumsinsel war aufgrund des raschen Anwachsens der Sammlungen begrenzt und so entschied sich Wilhelm von Bode zu Anfang des 20. Jahrhunderts für die Verlagerung der außereuropäischen Sammlungen nach Dahlem, an die Peripherie Berlins.

Mit der Diskussion um die Nutzung des Schlossplatzes, der nach der Sprengung der Schlossruine 1950 durch Walter Ulbricht und durch den Abriss des Palastes der Republik nach 1990 ein wüster, leerer Platz war, ergab sich eine zweite Chance für einen Weltort für Kunst und Kultur in der Mitte Berlins, der die außereuropäischen Kulturen einschloss,  eine Meistererzählung des 21. Jahrhundert, die die Welt zum Teilhaber der Berliner Mitte macht. Die beste Adresse im Land sollte wieder mit der besten Idee verbunden sein. Die Brache des Schlossplatzes wird gleichsam zur natürlichen Erweiterungsfläche der Museumsinsel, der direkte Dialog zwischen europäischen und außereuropäischen Kulturen setzt als klares Bekenntnis die Gleichwertigkeit der Kulturen.

Das war die Idee, die ich am 3. Mai 2000 öffentlich machte. Wir könnten sinngemäß Tilmann Buddensiegs Zitat abwandeln, zugegeben etwas pathetisch: „Wir halten an den geistigen Prinzipien der Brüder Humboldt fest und erweitern zugleich auf die Bedeutungen einer neuen Weltepoche.“

Das Konzept war kein Strohfeuer. Es veränderte die Auffassung in der Politik und in der Öffentlichkeit nachhaltig. Und so kam es zum Ende des Jahres 2000 zur Gründung der Internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“. Das Humboldt-Forum wurde als verbindende Idee eindeutig favorisiert. Das war der Durchbruch. Trotzdem wurde es fast eine unendliche Geschichte. Es gab ab 2002 mehrere Bundestagsbeschlüsse mit überwältigenden Voten, es gab aber auch ein Moratorium von zwei Jahren, es gab schwierige Wettbewerbssituationen. Erst im November 2007 konnte ich in einer Pressekonferenz – gemeinsam mit dem damaligen Bauminister Tiefensee – den Auslobungstext für das Humboldt-Forum im Schloss bekannt geben. Die Weichen waren gestellt! Im Februar 2008 ging meine Zeit als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu Ende und ich übergab die weiteren Schritte in die Hände von Hermann Parzinger, meinem Nachfolger.

 2015 konnte Richtfest gefeiert werden, 2019 wird die Eröffnung sein. Schon heute lassen die hohen und lichten Galerien, die abwechslungsreichen Raumfolgen und die großzügigen Flächen erkennen, dass die Ausstellungen, Veranstaltungen und Begegnungen abwechslungsreiche Gestaltungsmöglichkeiten bieten.  Das Humboldt-Forum wird vieles sein: Ein Ort für Kunstliebhaber und kulturhistorisch Interessierte, ein Ort der Unterhaltung, ein Bildungsort, ein sozialer Mikrokosmos der Gesellschaft, ein Ort für Flaneure und vieles mehr. In jedem Fall wird es auch ein Ort für die Berliner und Brandenburger selbst sein.
Durch die lange Dauer des Werdens hat sich viel Gedankenschutt angehäuft, viele Interpretationsversuche haben das Bild und das Ziel verunklart. Es ist für die öffentliche Wahrnehmung sehr wichtig, dass eine präzise, an den Fakten orientierte Darstellung die Idee wieder klar leuchten lässt. Dieser Weltort für Kunst und Kultur ist ein republikanisches Versprechen,  eine Expedition in die Moderne, mit der künstlerische Erkenntnisse und Präsentationen in einer breiten Interpretation zugänglich gemacht werden.  Welches Land reserviert schon den vornehmsten und geschichtsträchtigsten Platz seiner Hauptstadt für Kunst, Kultur und Wissenschaft, welches Land macht die Welt zum Teilhaber eines solchen Ortes? Es soll eine Einrichtung werden, die Kompetenz in Weltverständnis vermittelt, keine Instanz, kein Nationaldenkmal. Den Reichtum der Sammlungen in anschauliche Geschichten zu übertragen – in enger Zusammenarbeit mit Experten und Kuratoren aus allen Weltregionen, das ist die Aufgabe.

Ich selbst bin dem Vermächtnis von Alexander von Humboldt treu geblieben, indem ich übergangslos vom Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zum Präsidenten des weltweiten Goethe-Instituts wurde mit seinen 160 Instituten in fast 100 Ländern, eines der schönsten Ehrenämter. Wie Alexander von Humboldt mache ich mir mein Bild von der Welt selbst, neugierig, offen und von der Überzeugung getragen, dass kulturelle Vielfalt ein Wert ist. Persönliche Begegnungen sind dafür ein essentielles Element. So wie die Brüder Humboldt sich in einer beeindruckenden Brief-Korrespondenz weltweit mit Gelehrten vernetzten, so nutze ich gleichermaßen unsere zeitgemäßen Netzwerke zum Austausch mit Künstlern, Kulturakteuren und Wissenschaftlern – weniger mühsam,  sehr effizient und ergiebig. Die Methoden sind geblieben, die Instrumente sind andere.

Welchen Einfluss hat  Goethe bei dieser Meistererzählung des 21. Jahrhunderts? Gibt es sie noch, die Überzeugungen der Gruppe 94?

Lassen wir Goethe nochmals selbst zu Wort kommen: „Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.“ Dieses Element eines Dialogs des praktischen Handelns, der auch Antworten gibt,  muss ein unverzichtbarer Bestandteil des Humboldt-Forums sein, wenn es sich glaubwürdig für shared heritage und gegen einseitige Deutungshoheit ausspricht. Das Humboldt-Forum sollte deshalb aus zwei Komponenten bestehen: dem Humboldt-Forum im Berliner Schloss und einem engen internationalen Netzwerk aus Partnern, die für den Austausch von Wissen, Erfahrung und Kenntnis aktueller Veränderungen  und damit für eine verlässliche zeitgenossenschaftliche Verankerung sorgen.

Das Goethe-Institut mit seinem weltweiten Netz  kann im Goetheschen Geist dieses Netz des Humboldt-Forums darstellen. Es verfügt über die engen Kontakte vor Ort, es ist vertraut mit den verschiedenen Altersgruppen, gesellschaftlichen Gruppen und Kulturen, es betreibt Koproduktionen, Austausch und Residenzen. Dieses Gesamtprogramm kann dem Humboldt-Forum direkte Zugänge anbieten, das Expertennetz aktualisieren und pflegen und Ideen identifizieren und das Außen durch Veranstaltungen und Residenzprogramme innen verfügbar machen -  ein Fenster zur Welt. So hätte das Zusammenwirken der Gruppe 94 in unserer globalisierten Welt wieder eine erstaunlich lebendige Rolle. Und bei aller Spezialisierung der Wissenschaft ist es lohnend die Idee des „Großen und Ganzen“  nicht aufzugeben sondern im Gegenteil zu befeuern.

Es gilt das gesprochene Wort.

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