Italien, Belarus, Albanien und Deutschland
Ausstellung „Unseen / Ungesehen. Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen“

Porträt einer Witwe in Polesien. | Foto: Andrei Liankevich
Porträt einer Witwe in Polesien. | Foto: Andrei Liankevich

Während europäische Großstädte wie Berlin oder Paris immer weiter wachsen, gibt es Regionen in Europa, die von Perspektivlosigkeit geprägt sind. Doch wie leben Menschen in diesen aus dem Blickfeld geratenen Gegenden? Was bewegt sie? Vier Fotografinnen und Fotografen haben sich auf die Reise nach Albanien, Deutschland, Italien und Belarus begeben, um verschiedene Lebenswelten und Familiengeschichten zu beleuchten. Ihre Eindrücke werden nun in der Ausstellung „Unseen / Ungesehen. Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen“ vom 31. Januar bis 28. Februar 2019 in Mailand präsentiert. Danach zieht die Ausstellung weiter nach Rom, Minsk, Tirana und Halle.
 
Mailand, Minsk, Tirana und Halle
31. Januar 2019 bis 28. Februar 2020

Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Neben boomenden Großstädten gibt es viele Regionen, die bis vor kurzem produktiv und konkurrenzfähig waren, jedoch aufgrund wirtschaftlicher Einbrüche abgehängt wurden. In diesen meist ländlich gelegenen Orten herrscht oftmals Aussichtslosigkeit. Gerade für die jüngere Generation gibt es kaum Zukunftsperspektiven. Wie wirken sich diese Prozesse auf Familien oder Gemeinschaften aus, die in den wirtschaftlich und sozial schwächsten und vergessenen Gegenden Europas leben? Wie gestaltet sich ihr Alltag und welche Gedanken begleiten sie?

Aus dem Blickfeld der Gesellschaft

Für die Ausstellung „Unseen / Ungesehen. Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen“ reisten die vier Fotografinnen und Fotografen Jutta Benzenberg, Mila Teshaieva, Andrei Liankevich und Livio Senigalliesi im Auftrag des Goethe-Instituts durch Italien, Albanien, Deutschland und Belarus, um diesen Fragen nachzugehen. Die dabei entstandenen Arbeiten konzentrieren sich auf Regionen, die von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit geprägt sind, sowie auf Gebiete, die aus dem Blickfeld der Gesellschaft geraten sind. Dazu gehören die ländlichen Regionen und kleinen Wohngebiete in Albanien, die weitreichende Moorlandschaft Polesiens in Belarus, das ehemalige Industrierevier in Sachsen-Anhalt im Osten Deutschlands und die sich im Abbau befindende Kohlebergbauregion Sulcis in Sardinien.
 
Jeder Fotograf und jede Fotografin reiste durch sein eigenes Land sowie in eines der drei anderen Länder, was einen Perspektivwechsel erlaubte. So waren Livio Senigalliesi und Andrei Liankevich in Sardinien und in Polesien unterwegs, während Mila Teshaieva und Jutta Benzenberg Albanien und Sachsen-Anhalt bereist haben. Bei ihren Recherchen wurden sie von Experten oder Journalistinnen aus den einzelnen Regionen begleitet, die den Kontakt und den Dialog zur lokalen Bevölkerung unter Berücksichtigung der jeweiligen Umgangsformen und Bräuche erleichterten.

Fernab einer durchtechnologisierten Moderne

So gibt die albanische Fotografin Jutta Benzenberg beispielsweise Einblicke in ihre langjährige Forschungsarbeit, in der sie Menschen im sozialen Abseits eine Stimme geben möchte. Zum anderen ist die Künstlerin in die ehemalige DDR in Bitterfeld-Wolfen gereist, um den Alltag von Frauen in ostdeutschen Randregionen festzuhalten. Andrej Liankevich hat in seiner Heimat Belarus Porträts von Fischern und verlassenen Frauen im Sumpfgebiet Polesiens aufgenommen. In Sardinien wiederum traf er Menschen, deren Leben von der Arbeit im Bergwerk geprägt ist.
 
Ebenfalls in Sardinien und Belarus war der italienische Fotograf Livio Senigalliesi unterwegs. Seine Fotos erzählen von Lebensrhythmen fernab einer durchtechnologisierten Moderne und von Menschen, die sich selbst überlassen sind. Zudem widmet er sich fortbestehenden Traditionen und Ritualen, wie der Prozession der heiligen Barbara. Die deutsche Fotografin Mila Teshaieva schließlich hat in Albanien und Deutschland Gebiete untersucht, die das Gefühl des Abgeschnittenseins von Wachstum und Fortschritt vereint. Ihre Bilder zeigen Momente des Zusammenlebens und zeugen von Solidarität und Willenskraft.
 
In der Ausstellung „Unseen / Ungesehen. Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen“ – kuratiert von Gabi Scardi – werden die Arbeiten nun zusammengeführt. Den Auftakt macht die Ausstellung vom 31. Januar bis 28. Februar 2019 im Mailänder Zentrum für zeitgenössische Fotografie MiCamera. Danach zieht sie vom 21. März bis 26. Mai 2019 weiter in das Museo di Roma in Rom sowie vom 1. bis 29. September 2019 nach Minsk. Anlässlich des Monats der Deutschen Kultur macht sie im Oktober 2019 in Tirana Station. Vom 18. Januar bis zum 28. Februar 2020 ist sie schließlich in Halle in der Galerie der Kunststiftung Sachsen-Anhalts zu sehen. Darüber hinaus gibt die Website goethe.de/italia/nellombra mit Bildern, Kommentaren und persönlichen Erzählungen der Fotografinnen und Fotografen vielfältige Einblicke in das Projekt.
 
Die Ausstellung „Unseen / Ungesehen. Blicke auf Europa. Vier Fotografen auf Reisen“ ist Teil des Projekts „Im Schatten – Familien in Europa“ des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit MiCamera Milano, Museo di Roma, Rom, Monat der Fotografie Minsk, Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Werkleitz-Gesellschaft, Agentur Ostkreuz, Italienische Botschaft in Minsk, Deutsche Botschaft in Tirana, Honorarkonsul Belarus in Sardinien, Leiter des Archivs Sardiniens Carbosulcis, Gewerkschaft CGIL Cagliari e Sulcis-Iglesiente, IGEA SpA, Kommune Buggerru, Verein der Ex-Bergarbeiter, die Frauenbeauftragte der Kommune und die Museen der Comune Bitterfeld-Wolfen und lokalen Journalistinnen und Begleitern.

Kontakt

Dr. Jessica Kraatz Magri
Bereichsleitung Kommunikation und Pressesprecherin
Goethe-Institut e.V.
Tel.: +49 89 15921249
jessica.kraatzmagri@goethe.de
 
Katrin Ostwald-Richter
Institutsleiterin
Goethe-Institut Mailand
Tel. +39 02 7769171
katrin.ostwald-richter@goethe.de

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