Kamerun
Themenwoche „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“

9. bis 16. November 2019: „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“ | Foto: Goethe-Institut Kamerun
9. bis 16. November 2019: „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“ | Foto: Goethe-Institut Kamerun

Die Auseinandersetzung mit der Rolle Deutschlands als ehemalige Kolonialmacht wird in den einzelnen afrikanischen Ländern ganz unterschiedlich geführt. Doch bislang fehlt es an einer Plattform, die die verschiedenen Stimmen zusammenführt und in einen Austausch bringt. Dem will „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“ entgegenwirken. Über 100 Künstler*innen aus sechs afrikanischen Ländern kommen vom 9. bis 16. November in Yaoundé zusammen, um ihre Sichtweisen auf die Auswirkungen der früheren deutschen Kolonialherrschaft zu reflektieren.
 
Yaoundé
9. bis 16. November 2019

Die Diskussion über Deutschlands Verantwortung als ehemalige Kolonialmacht ist so dringlich wie nie zuvor. Das zeigt sich vor allem an den jüngsten Auseinandersetzungen über ungelöste Fragen zum Umgang mit Kulturgütern. Für eine aufrichtige Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte sind afrikanische Perspektiven jedoch unerlässlich: Dort ist die deutsche Präsenz und Herrschaft selbst schon lange integraler Bestandteil des Geschichtsdiskurses, der in den verschiedenen Ländern aber ganz unterschiedlich geführt wird: In Togo oder Kamerun herrscht in der breiten Bevölkerung beispielsweise ein überraschend positives Bild, während in Namibia oder Ostafrika eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet.
 
Bislang gibt es keine afrikanische Plattform, die diese unterschiedlichen Herangehensweisen im Umgang mit der kolonialen Vergangenheit zusammenführt und den afrikanischen Akteur*innen die Möglichkeit bietet, sich untereinander auszutauschen und so neue, transafrikanische Positionen zu entwickeln. Deshalb hat das Goethe-Institut das Projekt „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“ initiiert. Über 100 afrikanische Künstler*innen aus Namibia, Kamerun, Burundi, Ruanda, Tansania und Togo kommen vom 9. bis 16. November in Yaoundé zusammen, um den Spuren nachzugehen, die Deutschlands Kolonialherrschaft in ihren Ländern hinterlassen hat. 

Ein starkes Kuratorinnen-Team 

Kuratiert wird „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa” von drei afrikanischen Expertinnen für postkoloniale Diskurse, die hier erstmals zusammenarbeiten: Nontobeko Ntombela aus Südafrika, Rose Jepkorir Kiptum aus Kenia sowie Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell aus Kamerun. Sie ist die Urenkelin des bedeutenden Widerstandskämpfers gegen die deutsche Kolonialherrschaft Rudolf Manga Bell, der 1914 von den Deutschen hingerichtet wurde. 

Afrikanische Netzwerke schaffen

Der Titel der Themenwoche basiert auf dem Buch „The Burden of Memory, The Muse of Forgiveness“ des nigerianischen Autors und Nobelpreisträgers Wole Soyinka. Kunst, sagt er darin, könne im Umgang mit den verheerenden Unterdrückungsgeschichten ein „Keim der Versöhnung" sein, der die Last der Erinnerung und die Hoffnung auf Vergebung zusammenhalte.
 
Das einwöchige Programm zeigt deshalb eine Bandbreite künstlerischer Formate - Film, Performances, Theateraufführungen, Musik sowie Ausstellungen - die erkennen lässt, wie unterschiedlich die gesellschaftlichen Diskurse über koloniale Vergangenheit, Geschichtsverständnis und nationale Identität in den einzelnen Ländern geführt werden.
 
So nimmt die namibische Tänzerin und Choreographin Trixie Munyama in „The Mourning Citizen“ die Zuschauenden auf einen multimedialen Trauermarsch mit, der den Schmerz des Verlusts tausender namibischer Vorfahren begreifbar macht. 

Reinigungsrituale und koloniale Gegenwart  

Der Künstler Christian Etongo zeigt in Yaoundé mit „After Tears“ eine Performance, die auf dem Tsô-Ritual aus Kamerun basiert. Dabei geht es darum, einen Menschen von einer schlechten Tat reinzuwaschen. Im politisch-historischen Kontext zielt das Ritual auf die Anerkennung kolonialer Verbrechen und das Verzeihen zwischen den Nationen. Die Videoinstallation „Café Togo“ von Musquiqui Chihying und Gregor Kasper nimmt dagegen die deutsche Gegenwart in den Fokus und befasst sich mit dem Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding. Hier sind noch immer Straßen und Plätze nach sogenannten Kolonialherren wie Adolf Lüderitz oder Gustav Nachtigal benannt. Der Streit um eine Umbenennung dauert weiterhin an.
 
Der Film „Waterberg to Waterberg“ von Andrew Botelle erzählt die Geschichte der Migration der Hereros durch das südliche Afrika vor über 100 Jahren. Samuel Maharero und die Seinen verloren zwar die meisten ihrer Besitztümer im Krieg, doch ihre Kultur verteidigten und lebten sie weiter. Drei Ausstellungen, Poetry Slams sowie musikalische Beiträge runden das Programm ab, das sich auf fünf Veranstaltungsorte verteilt.
 
Die Themenwoche „The Burden of Memory: Considering German Colonial History in Africa“ ist ein Projekt der Goethe-Institute der Region Subsahara-Afrika mit Unterstützung des Ministeriums für Kunst und Kultur in Kamerun. Ein Projekt kuratiert von Nontobeko Ntombela, Rose Jepkorir Kiptum und Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell.

Kontakt

Hannah Cuvalo
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
hannah.cuvalo@goethe.de
 
Fabian Mühlthaler
Institutsleiter
Goethe-Institut Yaoundé
fabian.muehlthaler@goethe.de

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