Europa
Erzähle mir von Europa
Für ein tiefes europäisches Verständnis sind Kommunikation und Austausch ausschlaggebend – zwischen den Ländern und Regionen genauso wie zwischen den Generationen. Mit „Erzähle mir von Europa“ startet das Goethe-Institut anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine Veranstaltungsreihe, die die Erfahrungen bekannter Europäer*innen wachruft und im Kontext aktueller Perspektiven über Europa beleuchtet. 13 Veranstaltungen in 13 europäischen Ländern laden ab September zum generationsübergreifenden Zuhören und Debattieren über Europa ein. Am 9. September startet die Reihe am Goethe-Institut Prag. Ein digitales Programm begleitet die Veranstaltungen.
London, Stockholm, Tiflis, Sarajevo, Prag u. v. m.
Ab 9. September 2020
Die Idee eines vereinigten Europas ist aus zerrüttenden Kriegs- und Krisenerfahrungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Jahrzehntelang galt die europäische Idee als Garant für Frieden, Wohlstand und offene Grenzen. Zuletzt allerdings ist dieses vielversprechende Modell in die Krise geraten – durch das Erstarken von Rechtspopulismus und Nationalismus, sowie durch die aktuellen Abschottungen im Zuge der Corona-Pandemie.
Auf welchen Werten ist Europa aufgebaut? Was sind die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen der Idee von vereinigten europäischen Ländern? Und wie kann Europa sich für eine gemeinsame Zukunft stärken? Diesen Fragen spürt das Goethe-Institut mit der Veranstaltungsreihe „Erzähle mir von Europa“ nach – einem von insgesamt fünf Projekten des Goethe-Instituts, die Teil des offiziellen Kulturprogramms der Bundesregierung im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sind.
Stimmen aus verschiedenen Generationen und Ländern
Von September bis November 2020 finden sowohl physische als auch digitale Veranstaltungen in den Hauptstädten von Großbritannien, Schweden, Georgien, Russland, Tschechien, Frankreich, Italien, Bosnien und Herzegowina, Albanien, Kroatien, Finnland, Norwegen und Luxemburg statt. In unterschiedlichen diskursiven Formaten werden Themen aus Interviews aufgegriffen, die für das Projekt „Europäisches Archiv der Stimmen“ mit Zeitzeug*innen geführt wurden, die vor 1945 in Europa geboren wurden. Das Projekt wurde 2019 vom Verein „Arbeit an Europa“ initiiert und wird schlussendlich 50 Interviews umfassen. Befragt wurden die Zeitzeug*innen von jungen Menschen aus ihren jeweiligen Herkunftsländern zu ihrem persönlichen Lebensweg vor dem Hintergrund der europäischen Idee.Eine Auswahl dieser Gespräche wurde nun unter der kuratorischen Leitung von Edouard Barthen und Leona Lynen für „Erzähle mir von Europa“ aufbereitet. Es wurden sieben übergreifende Themen aus den Interviews extrahiert, die im Rahmen der Veranstaltungen verhandelt werden: „Identitätssuche zwischen Werten und Kulturen“, „In Vielfalt geeint? Europa der Nationen“, „Dialog zwischen Ost und West“, „Europäische Öffentlichkeit“, „Europa der Generationen“, „Wanderungen und Einwanderungen“ und „Gelebtes Europa“.
Am jeweiligen Veranstaltungsort in den dreizehn teilnehmenden Ländern treffen die jungen Interviewer*innen des „Europäischen Archivs der Stimmen“ auf lokale Expert*innen oder Menschen des öffentlichen Lebens, um Visionen für Europa zu diskutieren. Das Ziel ist es, einen generationsübergreifenden Austausch zu fördern, die Verbundenheit von Ost und West in Europa zu stärken und die europäische Idee als gesamtgesellschaftliches Projekt zu präsentieren.
Europäische Lebenserfahrungen zur Gestaltung von Europas Zukunft
So startet die erste Diskussionsrunde am 9. September im Goethe-Institut in Prag mit der Autorin und Soziologin Alena Wagnerová (*1936), die aus ihren Lebenserinnerungen erzählt. Sie definiert sich weder als Tschechin noch als Deutsche, sondern als eine in Deutschland lebende Tschechin. Durch die Heirat mit einem Deutschen lebt sie zwischen verschiedenen Nationen, Kulturen, Werten und Sprachen. Im Laufe ihres Lebens setzte sie sich kritisch mit der vorherigen Generation und der Rolle der Frau in der Gesellschaft, besonders den unterschiedlichen Frauenbildern in Ost und West, auseinander. Begleitet wird die Diskussion durch eine Themenausstellung in den Räumen des Goethe-Instituts in Prag.Am 15. September treffen in Helsinki verschiedene Generationen in der Stadtbibliothek Oodi aufeinander, um die übergreifenden Fragestellungen aus finnischer Perspektive zu diskutieren. Dabei werden unter anderem die Gleichberechtigung in der Bildung, die Rolle der Jugend in Europa und die Internationalisierungsphase Finnlands nach dem Krieg in den Blick genommen. In Zagreb geben am 1. Oktober im Kulturzentrum Urania die kroatische Zeitzeugin und Übersetzerin Truda Stamać (*1942), ihre Interviewpartnerin Aida Alagić sowie die Journalistin Nora Sefa und der Geschichtsprofessor Tvrtko Jakovina Einblicke in ihre Europa-Erzählungen und diskutieren anschließend mit der Moderatorin Ivana Dragičević. Im Oktober, November und Dezember finden weitere Veranstaltungen an den beteiligten Standorten unter coronabedingten Hygienemaßnahmen und Auflagen statt.
Begleitet wird das Projekt „Erzähle mir von Europa“ von digitalen und auditiven Formaten. Der Komponist Michael Langemann arbeitet beispielsweise an einem Chorstück für Laienchöre, das sich der Zukunft von Europa widmet. Der Künstler Marc Matter greift zudem in einer Klangcollage Passagen aus den geführten Interviews auf und macht sie an den verschiedenen Stationen erlebbar. Darüber hinaus werden alle Begegnungen und Diskussionen an den verschiedenen Standorten digital zur Verfügung gestellt. Interessierte können bei virtuellen Rundgängen, Interviews mit Zeitzeug*innen und Expert*innen oder Videozusammenschnitten auf der Webseite das Projekt verfolgen.
„Erzähle mir von Europa“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert mit Sondermitteln des Auswärtigen Amts zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020, und umgesetzt in Zusammenarbeit mit dem Verein „Arbeit an Europa“.
Kontakt
Katrin SohnsProjektleitung „Erzähle mir von Europa“
Leiterin Programmarbeit Nordwesteuropa
Goethe-Institut London
Tel.: +44 7741 850813
katrin.sohns@goethe.de
Hannah Cuvalo
Pressereferentin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 481
hannah.cuvalo@goethe.de