01. Juli 2024
Afghanistan Cultural Fund: Weltweite Förderung afghanischer Kultur

Angesichts der beispiellosen Herausforderungen, die die afghanische Kulturszene seit der Machtübernahme durch die Taliban im Jahr 2021 bewältigen muss, wurde der Afghanistan Cultural Fund (ACF) ins Leben gerufen. Dieser neue Kulturfonds zielt darauf ab, afghanische Kulturschaffende, insbesondere Frauen, sowohl innerhalb des Landes als auch in der Diaspora zu unterstützen.

Die Machtübernahme der Taliban 2021 zwang den Kulturbetrieb in Afghanistan zum Stillstand und verwehrte Frauen jegliche gesellschaftliche Beteiligung. Zahlreiche Kulturschaffende sahen sich in der Folge dazu gezwungen, ins Exil zu gehen. So entstand eine große Lücke in der kulturellen Landschaft des Landes. Das Ziel des ACF ist es, eine nachhaltige Struktur unter afghanischer Leitung zu etablieren, um der Kulturszene weltweit finanzielle Unterstützung zu bieten und Kapazitätsaufbau, Vernetzung und Community Building zu erleichtern. Mit einem besonderen Fokus auf der Förderung afghanischer Künstlerinnen sollen die Antragsteller*innen Hilfe erhalten, um trotz der widrigen Umstände ihre kreative Arbeit fortsetzen, das kulturelle Erbe schützen und künstlerische Ausdrucksformen bewahren zu können.

Vision und Aufgaben des Afghanistan Cultural Fund
Der ACF sieht afghanische Kulturschaffende nicht nur als Hüter*innen der Traditionen, sondern auch als Akteur*innen des Wandels. Diese tragen maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Fortschritt bei. Kunst dient dabei nicht nur als kreativer Ausdruck, sondern auch als Medium, das nach über 40 Jahren Krieg einen kollektiven Friedens- und Aussöhnungsprozess anstoßen und begleiten kann. Durch den Aufbau von Netzwerken und Fördermöglichkeiten soll ein kulturelles Ökosystem geschaffen werden, in dem Kreativität florieren kann. Der Fonds stellt sicher, dass die Finanzmittel transparent und nachhaltig verwaltet werden, um die Bedürfnisse der Kulturschaffenden optimal zu berücksichtigen.

Ziele des Afghanistan Cultural Fund

  1. Förderung von Projekten, die auf die Bedürfnisse afghanischer, insbesondere weiblicher Kulturschaffender ausgerichtet sind.
  2. Unterstützung junger und aufstrebender Künstler*innen, sowie Schaffung von Räumen für kritische Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit Ausschlüssen innerhalb der afghanischen Kunstszene.
  3. Förderung innovativer Projekte zum Schutz und Erhalt des kulturellen Erbes Afghanistans.
  4. Stärkung der Zusammenarbeit und Vernetzung innerhalb der afghanischen Kunst- und Kulturszene und mit internationalen Partner*innen.
  5. Unterstützung von Projekten, die die Rolle afghanischer Kulturschaffender als Akteur*innen des kulturellen und sozialen Wandels stärken.

Der Afghanistan Cultural Fund wird gegenwärtig mit Hilfe eines Startkapitals der Open Society Foundations aufgebaut. Ein engagiertes Projektteam am Goethe-Institut gestaltet diese erste Phase und verwaltet die Finanzmittel, um die erfolgreiche Einrichtung des ACF als unabhängige, nachhaltig agierende Förderstruktur sicherzustellen. Ein Beirat, bestehend aus afghanischen Expert*innen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Medien, befindet sich im Aufbau und wird zeitnah auf der Webseite des ACF bekannt gegeben. Dieser Beratungsausschuss wird strategische und operative Leitlinien für die Aufbauphase erarbeiten.

Die Einrichtung des ACF basiert auf einer von den Open Society Foundations in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019, die wichtige Einblicke in die afghanische Kunstszene gibt und Handlungsfelder aufzeigt. Angesichts der aktuellen Veränderungen in der afghanischen Kulturlandschaft holten die Initiator*innen des ACF 2023 und 2024 im Rahmen von internationalen Fokustreffen und Konsultationen (unter anderem in Deutschland, Frankreich Großbritannien, Indien, Pakistan, den USA und Kanada) Einschätzungen aus der afghanischen Diaspora ein.

Förderanträge und erste Ausschreibungen
Der ACF lädt afghanische Kunst- und Kulturschaffende ein, Förderanträge einzureichen. Die aktuelle Ausschreibungsrunde hat begonnen und fokussiert sich auf die zwei Schwerpunktthemen Musik und Storytelling. So sollen der große Reichtum der afghanischen Musiklandschaft sowie die besonderen Erzählweisen gewürdigt werden: von traditionellen Gesängen bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen, von Lyrik bis zu fotografischen Essays, die persönliche Erfahrungen im Exil widerspiegeln. Die Antragsfrist läuft bis zum 15. August 2024. Vorgeschlagene Projekte können Musikproduktionen, Kompositionen, Literatur, Theaterstücke und vieles mehr umfassen.

Weitere Informationen zum Afghanistan Cultural Fund oder zur Einreichung von Förderanträgen finden Sie unter: www.afghanistanculturalfund.org

Über den Afghanistan Cultural Fund
Der Afghanistan Cultural Fund (ACF) wurde 2024 gegründet, um afghanische Kulturschaffende zu unterstützen, das kulturelle Erbe Afghanistans zu bewahren und die afghanische Kultur zu würdigen. Der Fonds wird derzeit vom Goethe-Institut mit Unterstützung der Open Society Foundations verwaltet und zielt darauf ab, eine nachhaltige und transparente Finanzierung sowie Kapazitätsaufbau für die afghanische Kulturszene zu gewährleisten.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

Kontakt:

Annika Goretzki
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel. +49 89 15921 894
annika.goretzki@goethe.de

 

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