10. September 2024
Terminhinweis: Archivprojekt ARchipelago: Geschichte erlebbar machen
Dreißig Jahre nach den Kriegen, die zum Zerfall Jugoslawiens führten und daraus resultierten, bieten viele engagierte Archivinitiativen einen kritischen, multiperspektivischen Blick auf die jüngste Geschichte der Region. Das vom Goethe-Institut Bosnien und Herzegowina initiierte Projekt ARchipelago bringt sie auf einer digitalen Plattform zusammen: Mithilfe einer Augmented Reality-App wird die Erforschung komplexer Geschichte zugänglich und erlebbar gemacht. Am 19. September wird ARchipelago im Rahmen des Festivals Archival Assembly #3 in Berlin präsentiert.
Archivdokumente aus den Kriegen und Nachkriegszeiten des ehemaligen Jugoslawiens werden zusammengeführt und in eine spannende Augmented Reality-Erfahrung (AR) verwandelt. Als Ergebnis einer intensiven Forschungsphase im Jahr 2023 wurden die ARchipelago-App und das Online-Archiv von April bis September 2024 in den Städten Sarajevo, Prizren, Mostar und Belgrad veröffentlicht. Am 19. September um 15 Uhr wird die Plattform im Rahmen des Festivals Archival Assembly #3, organisiert von Arsenal - Institut für Film und Videokunst, erstmals in Deutschland vorgestellt.
Der Projektpräsentation im Silent Green Berlin folgt eine Podiumsdiskussion, bei der Nafis Lokvica, Zeitzeuge und Gründer der Archivinitiative Naci & Nafis Lokvica Collection und Bengi Muzbek von der Lumbardhi Foundation – beide aus Prizren (Kosovo) - sowie die Berliner Kurator*innen Clarissa Thieme und Kaya Behkalam Möglichkeiten einer kritischen wie partizipativen Archivpraxis im Kontext umstrittener und umkämpfter geschichtspolitischer Narrative thematisieren.
Durch den Einsatz von AR-Technologie verfolgt ARchipelago einen praktischen, partizipatorischen Ansatz, der es vor allem jüngeren Nutzer*innen ermöglicht, Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und an den Orten zu sehen und zu hören, an denen sie sich abgespielt hat: von der Videodokumentation des „kulturellen Widerstands“ im belagerten Sarajevo über Reflexionen über die politisch und symbolisch aufgeladene Ruine des zerbombten Generalstabsgebäudes in Belgrad und die jubelnden Menschen bei Ankunft der KFOR-Truppen in Prizren bis hin zu den Überbleibseln der zerstörten Brücken und des Kriegsmülls im Fluss Neretva in Mostar.
Ausgehend von zahlreichen Archivinitiativen und mit Blick auf die jüngste Geschichte der postjugoslawischen Region, die mehrere Nachfolgestaaten umfasst, stehen Fragen der kulturellen Übersetzung, eines Denkens über den Nationalstaat hinaus und der Reflexion über die verschiedenen Hintergründe der Teilnehmer*innen im Mittelpunkt von ARchipelago.
ARchipelago wurde von Armina Pilav und Clarissa Thieme in Zusammenarbeit mit Kaya Behkalam und Farhan Khalid (The Augmented Archive Berlin/Istanbul) und den regionalen Partnern Library Hamdija Kreševljaković Sarajevo, Un-War Space Lab Mostar, Dokufest Prizren und CZKD - Center for Cultural Decontamination Belgrad entwickelt.
Das Projekt wurde mit Fördermitteln aus dem EUNIC-Programm European Spaces of Culture 2023 und der Exzellenzinitiative des Vorstandes des Goethe-Instituts 2023/24 umgesetzt.
www.archipelagoarchive.com
Archival Assembly #3 - Arsenal
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