14. November 2024
„Destination: Tashkent“ – Fortsetzung des Film- und Diskursfestivals in Berlin

Nach dem Auftakt des Film-und Diskursfestivals Ende September im Goethe-Institut in Taschkent, startet der zweite Teil in Berlin im Haus der Kulturen der Welt (HKW) und im SİNEMA TRANSTOPIA. „Destination: Tashkent“ bringt vom 27. November bis 1. Dezember 2024 die filmische und historische Bedeutung des Taschkent-Festivals nach Berlin. Ausgangspunkte sind Konzept und Geschichte des „Tashkent Festival for Asian, African and Latin American Cinema“, das von 1968 bis 1988 in Usbekistan stattfand und zu Sowjetzeiten ein einzigartiger Ort der Begegnung und des kreativen Austauschs für Filmschaffende war – häufig jenseits der Kontrolle Moskaus und gleichzeitig als Form politischer „Soft Power“. „Destination: Tashkent“ bietet heute eine Plattform, um die Vision des cineastischen Internationalismus zu erkunden, die einst Filmschaffende aus Asien, Afrika und Lateinamerika in Taschkent zusammenbrachte.

An der ersten Ausgabe des Taschkent-Festivals waren über 240 Filmschaffende, Schauspieler*innen, Kritiker*innen und Politiker*innen aus 49 asiatischen und afrikanischen Ländern beteiligt; insgesamt wurden 115 Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt. Von 1976 an nahmen auch Filmschaffende aus Lateinamerika teil. Die Heimatländer vieler Beteiligter hatten strategische Bündnisse mit der Sowjetunion gegen Kolonialismus, Kapitalismus und westlichen Imperialismus geschlossen, doch ihre Rolle in Taschkent beschränkte sich keineswegs auf die nationale Repräsentanz. Das Kino der sogenannten Dritten Welt wurde aktiv einbezogen, und so entstand ein Raum zum direkten Süd-Süd-Austausch, auch zwischen solchen Ländern, die blockfrei oder sowjet-kritisch eingestellt waren. Ausschlaggebend hierfür waren die zahlreichen Diskussionsrunden, Empfänge und Exkursionen, die fester Bestandteil des Festivals waren. Heute erforscht „Destination: Tashkent“ dieses Erbe unter einem dekolonialen Blickwinkel und hinterfragt die aktuellen Herausforderungen und Potenziale der Filmbranche in Zentralasien.

Ende September fand der erste Teil von „Destination: Tashkent“, organisiert vom  , organisiert vom Goethe-Institut in Usbekistan, an zahlreichen bedeutenden Orten in der usbekischen Metropole statt. Im Programm wurden historische und zeitgenössische Filme aus Ländern wie Japan, Senegal, Indien, Usbekistan und Kirgistan gezeigt. Neben Filmvorführungen gab es eine Ausstellung mit Originalmaterialien, darunter Einladungsschreiben, Archivfotos, Preise und private Sammlerstücke. Diskussionsrunden mit zentralasiatischen Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen der Filmbranche reflektierten die Festivalgeschichte und thematisierten aktuelle Herausforderungen für die Filmindustrie in Zentralasien, insbesondere Usbekistan.

Ein Beitrag von Willie Schumann für 3sat Kulturzeit zeigt die Auseinandersetzung des Taschkent-Festivals mit den kulturellen und politischen Veränderungen, die die Filmindustrie in Zentralasien prägen Filmfestival „Destination Tashkent“ - 3satMediath

Der zweite Teil des Festivals setzt diesen Austausch in Berlin an den Spielstätten Haus der Kulturen der Welt (HKW) und SİNEMA TRANSTOPIA fort und bietet historische Einblicke in das frühere Taschkent-Festival. Ziel ist es, die Gedanken der Solidarität in gegenwärtige und zukünftige Filmpraktiken zu integrieren. Präsentationen zentralasiatischer Filmfestivals wie „Cinemalove“ (Usbekistan) und „Qyzqaras“ (Kasachstan) geben Einblicke in die heutige Filmkultur und in Themen der Region. Neben historischen Produktionen, die die Vielfalt des ursprünglichen Programms widerspiegeln, zeigt „Destination: Tashkent“ auch aktuelle Filme aus Zentralasien und der in Berlin ansässigen Diaspora aus drei Kontinenten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Praxis der Live-Übersetzung, die im ursprünglichen Festival in Taschkent von großer Bedeutung war und nun in Berlin wieder aufgegriffen wird.

Ein Höhepunkt des Berliner Programms ist die Buchpräsentation „Destination: Tashkent“ am Sonntag, 1. Dezember um 13 Uhr. Hier werden Valeriya Kim, Gründerin des Festivals „Cinemalove“, und Elyor Neymat, Kurator der Archivausstellung in Taschkent, im Gespräch mit Eric Otieno Sumba (HKW) ihre Perspektiven auf die Bedeutung des Festivals für die heutige Kulturarbeit teilen.

Programm für den Eröffnungsabend am 27. November im HKW
Der Eröffnungsabend am 27. November beginnt mit einer Begrüßung durch Bonaventure Ndikung (HKW), Johannes Ebert (Goethe-Institut), Maren Niemeyer (Goethe-Institut Usbekistan) und Can Sungu (HKW) im Miriam-Makeba-Auditorium (19 Uhr, Einlass 18 Uhr). Der Eröffnungsfilm „EMITAI“ von Ousmane Sembène wird mit Live-Übersetzung gezeigt (19.30 Uhr). Den Abschluss des Abends bildet ein DJ-Set in der Hirschfeld Bar (21.30 Uhr).

Das ausführliche Programm gibt es hier: Destination: Tashkent | HKW Haus der Kulturen der Welt

„Destination: Tashkent“ ist ein Festival des Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Usbekistan.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

Kontakt:

Annika Goretzki
Stellv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 565
annika.goretzki@goethe.de
 

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