03. Dezember 2024
Trotz angespannter Haushaltslage: Goethe-Institut gestaltet Zukunft

Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden politischen Polarisierung und des Erstarkens rechtsextremer Tendenzen betonte die neue Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost die Relevanz von Programmen zur Förderung demokratischer und freiheitlicher Werte. Gemeinsam mit dem Vorstand hat man die Zukunft der Institution fest im Blick. Generalsekretär Johannes Ebert wies darauf hin, dass ein wachsender Sprachkurs- und Prüfungsbetrieb und die Fortschritte in der Transformation des Goethe-Instituts trotz vielfacher Herausforderungen und einer ungewissen Haushaltslage Grund zu Optimismus böten.

Im Rahmen der diesjährigen Jahrespressekonferenz stellte Gesche Joost, neue Präsidentin des Goethe-Instituts, Kernpunkte ihrer Amtszeit dar. Sie betonte die Bedeutung von Programmen, die demokratische und freiheitliche Werte fördern, besonders angesichts der weltweit zunehmenden politischen Polarisierung und des Erstarkens rechtsextremer Tendenzen: „In einer Zeit, in der die Demokratie weltweit unter Druck gerät, ist es umso mehr unsere Aufgabe, als Goethe-Institut für unsere Vision einer offenen Gesellschaft aktiv einzutreten. Dafür setzen wir uns mit vielfältigen Programmen ein, beispielsweise zur Förderung von Medienkompetenz. Der bewusste Umgang mit Informationen und das Erkennen von Fehlmeldungen ist eine generationsübergreifende Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen.“ Joost machte deutlich, dass sie als Präsidentin zudem die Digitalisierung vorantreiben und das Goethe-Institut auf seinem Weg in die Zukunft begleiten wolle. Zudem hoffe sie, dass die nächste Bundesregierung die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik gerade in diesen Zeiten als wesentliche Säule der Außenpolitik stärke und mit den nötigen Mitteln ausstatte, damit das Goethe-Institut weiterhin weltweit, vermehrt auch in Krisenregionen, relevante Arbeit leisten könne.

Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, wies mit Blick auf die anstehenden Wahlen auf die Bedeutung einer differenzierten Migrationsdebatte und einer integrativen Willkommenskultur hin. Diese seien auch entscheidend, um Deutschland im Wettbewerb um Fachkräfte zu positionieren. Deutschland sei dringend auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, um den wachsenden Fachkräftemangel zu bewältigen. Ebert betonte, dass eine erfolgreiche Integration von Fach- und Arbeitskräften eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, die langfristiges Engagement erfordere. In diesem Zusammenhang hob Ebert die Bedeutung der Arbeit des Goethe-Instituts hervor: „Mit großen Projekten und starken Partnern zeigen wir, wie legale Migration ganzheitlich und professionell begleitet werden kann. Unsere Vorintegrationsprojekte bereiten Menschen in ihren Herkunftsländern umfassend auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vor. Mit Deutschkursen, interkulturellen Trainings und Unterstützung bereits vor der Migration erleichtern wir den Neuanfang und tragen maßgeblich dazu bei, dass Fachkräfte nicht nur nach Deutschland kommen, sondern sich hier auch wohlfühlen und gern bleiben.“

Haushalt 2025
Mit Blick auf den Haushalt 2025 erklärte Johannes Ebert, dass angesichts der Neuwahlen im kommenden Jahr zunächst unter vorläufiger Haushaltsführung gewirtschaftet werde. Man hoffe im Anschluss auf eine zügige Regierungsbildung, sodass man mit einem stabilen Haushalt weiter planen könne. Der aktuelle Regierungsentwurf sähe für 2025 eine Reduktion der institutionellen Förderung auf rund 226 Millionen Euro vor. Damit sinke die institutionelle Förderung des Goethe-Instituts weiterhin kontinuierlich. Man sei, so Ebert, etwa auf dem Niveau von 2017. Um den Kernaufgaben des Goethe-Instituts auch zukünftig gerecht werden zu können und die hohen Qualitätsstandards zu sichern und auszubauen, appellierte auch Ebert an die nächste Regierung, die Zuwendungen nicht weiter abzusenken und das Goethe-Institut angesichts der großen globalen Herausforderungen, vor denen Deutschland stehe, zu stärken.

An Innovations- und Unternehmergeist mangele es der Institution dabei nicht, so der Kaufmännische Leiter des Goethe-Instituts Rainer Pollack. Er erläuterte die bemerkenswert positive Entwicklung bei den Erlösen aus der Spracharbeit (Sprachkurse und Prüfungen) für das Jahr 2024. Weltweit erreichten diese mit rund 152 Millionen Euro ein neues Rekordniveau. Die Nachfrage nach zertifizierten Deutschprüfungen sei mit mehr als eine Million abgenommenen Prüfungen im In- und Ausland bereits im Oktober so hoch wie nie zuvor. Ein wachsendes Tätigkeitsfeld seien zudem von der EU geförderte Projekte. Trotz dieser positiven Entwicklungen gab Pollack zu bedenken: „Die gestiegenen Einnahmen aus Sprachkursen bieten nur begrenzte Erleichterung angesichts des aktuellen Haushaltsentwurfs. Das Goethe-Institut steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen: Das Sprachkursgeschäft unterliegt großen Schwankungen. Die anhaltende Inflation treibt zudem weltweit die laufenden Kosten an unseren Standorten in die Höhe – in einigen Ländern macht sich das massiv bemerkbar.“

Transformation
Aufgrund der sich ändernden globalen Rahmenbedingungen und enger finanzieller Spielräume hat das Goethe-Institut im Dialog mit dem Auswärtigen Amt und dem Deutschen Bundestag bereits 2022 einen umfassenden Transformationsprozess eingeleitet. Johannes Ebert betonte, dass die Umsetzung auf einem guten Weg sei: „Die angekündigten Schließungen von Goethe-Instituten sind weitgehend abgeschlossen. Kürzlich wurden wichtige Weichenstellungen für eine zukunftsfähige Zentrale beschlossen – sie soll noch effizienter, aber auch kostengünstiger werden. Deshalb sind auch eine Reduzierung der Personalkosten und der Abbau von 27 Stellen (7,5% aller festen Stellen) vorgesehen. Eine Verschiebung geostrategischer Schwerpunkte spiegelt sich unter anderem in den Neueröffnungen in Jerewan (Armenien) und Bischkek (Kirgisistan) Anfang kommenden Jahres. Auch Präsenzen in Chișinău (Republik Moldau) und Houston (Texas, USA) sind konkret für das Jahr 2025 in Planung.“ Man fühle sich angesichts der angespannten Haushaltslage darin bestätigt, dass die Transformation zum richtigen Zeitpunkt angestoßen worden sei. Man sei zuversichtlich, die Institution zukunftsweisend aufstellen zu können. Nur durch eine Kombination aus verlässlicher finanzieller Förderung, institutionellem Unternehmergeist und erfolgreicher Transformation könne die Institution ihre Handlungsfähigkeit sichern.

Veranstaltungshinweise für Berlin
Die Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost lädt am 30. Januar zu einer Diskussionsveranstaltung und Performance in die Sophiensæle, um mit internationalen Kulturschaffenden darüber zu sprechen, was Freiheit heute – auch im Angesicht zunehmender populistischer Tendenzen – für sie bedeutet. Mit: Luisa Fernanda Alfonso, Jens Balzer, Zasha Colah, Hajnalka Somogyi und Hito Steyerl.

Die Veranstaltungsreihe „Writing in Plurality“ im Goethe-Institut im Exil bringt je zwei von Heimatverlust betroffene Schriftsteller*innen ins Gespräch. Sie stellen zunächst Ihre Texte vor und sprechen anschließend gemeinsam über Themen wie Widerstand, Flucht, Wanderschaft und (Nicht-)Ankommen. Die nächste Ausgabe findet am 23. Januar um 19 Uhr im Kunsthaus ACUD statt.
Mehr dazu unter: www.goethe.de/exil

Die Pressemappe zur Jahrespressekonferenz ist abrufbar unter: www.goethe.de/pressemappe

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

Kontakt:

Katrin Sohns
Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 548
katrin.sohns@goethe.de

Annika Goretzki
Stellv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 565
annika.goretzki@goethe.de


 

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