02.03.2020: Klaus-Dieter Lehmann überreicht Studie zur Vorintegration ausländischer Fachkräfte an Bundeskanzlerin
Integrationsgipfel

Angebote zur sprachlichen, landeskundlichen und interkulturellen Vorbereitung von Menschen, die nach Deutschland kommen wollen, sollen im Ausland weiter ausgebaut werden. Das ist eine der zentralen Forderungen des Nationalen Aktionsplan Integration, der heute auf dem Integrationsgipfel der Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgestellt wird. Diese Forderung stützt auch eine Studie des Goethe-Instituts, die erstmals den Bedarf von Erwerbsmigrant*innen in der Vorintegrationsphase untersucht hat. Demnach erleichtern Angebote zur Vorbereitung auf das Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland das Ankommen erheblich, der Umfang solcher Programme ist jedoch noch ausbaufähig. Auf dem Integrationsgipfel überreicht der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann die Studie an die Bundeskanzlerin.

Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, führte auf dem Integrationsgipfel aus: „Die Ergebnisse unserer Studie bekräftigen die hohe Bedeutung einer qualifizierten sprachlichen, landeskundlichen und interkulturellen Vorbereitung von ausländischen Fachkräften. Denn diese bedingt den Erfolg auf dem deutschen Arbeitsmarkt und das Ankommen in der Gesellschaft. Als Sprach- und Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland bietet das Goethe-Institut bereits seit über zehn Jahren als einziger Anbieter ein Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm für Fachkräfte in den jeweiligen Herkunftsländern an. Dazu gehört etwa das Webangebot ,Mein Weg nach Deutschland‘, das jährlich mittlerweile 800.000 Zugriffe zählt. Doch angesichts der zu erwartenden wachsenden Nachfrage muss dieses Engagement nachhaltig ausgebaut werden. Wir müssen die Angebote zur Orientierung in Deutschland nicht nur erweitern, sondern auch hohe Qualitätsstandards sicherstellen. Die Ausbildung von Lehrkräften für das Ausland bleibt weiterhin eine große Aufgabe. Wir freuen uns, dass wir mit unserer langjährigen Expertise an der Entstehung des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung mitwirken konnten, mit dem nun auch die politischen Weichen gestellt sind, um vorintegrative Angebote zu erweitern und noch besser an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen.“

Hintergrund und zentrale Ergebnisse der Studie des Goethe-Instituts:
Die Studie zur Vorintegration von Erwerbsmigrant*innen wurde im Rahmen des Projekts „Vorintegration in den Regionen Südostasien und Südosteuropa“ des Goethe-Instituts durchgeführt – ein Programm, das sich gezielt an Zuwandernde richtet, die aus beruflichen Gründen oder im Rahmen des Ehegatt*innennachzugs nach Deutschland migrieren möchten. Die Zielgruppen stammen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Indonesien, Kambodscha, dem Kosovo, Myanmar, Nordmazedonien, den Philippinen, Serbien, Sri Lanka, Thailand, der Türkei und Vietnam. Die Studie umfasste eine Online-Befragung mit knapp 1000 Teilnehmenden, die zu Erwerbszwecken nach Deutschland migriert sind. Ergänzt wurde der gesamte Erhebungsprozess um Interviews mit elf Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis, die je nach Informationsbedarf zurate gezogen wurden sowie mehreren Fokusgruppen mit der Zielgruppe selbst und mit Praktiker*innen, die im Ausland direkt mit der Zielgruppe arbeiten. Laut übereinstimmender Angaben aller Befragten erleichtern vorintegrative Angebote das Ankommen in Deutschland erheblich. Dabei haben neben interkulturellen und landeskundlichen Angeboten insbesondere Sprachkurse weiterhin eine zentrale Funktion, um Erwerbsmigrant*innen im Ausland zu erreichen. Denn erfahrungsgemäß ist es die Sprachkompetenz, die letztlich über das Gelingen der gesellschaftlichen Integration in Deutschland entscheidet. Die Befragung zeigt auch, dass bei vielen Migrant*innen vor Beginn der Zuwanderung ein geringes Bewusstsein für die Bedeutung der Vorbereitung vorherrscht. Erst im Rückblick erkennen sie den großen Nutzen von Angeboten zur Vorbereitung auf das Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland. Die Analyse zeigt auch, dass Bedarf und Nutzen an vorintegrativen Angeboten größer sind, je größer die kulturellen Unterschiede zwischen Herkunftsland und Deutschland sind. Die urbane oder ländliche Herkunft der Teilnehmenden sollte demnach in den Angeboten berücksichtigt werden. Ein integraler Bestandteil ist es außerdem, den Teilnehmenden schon vor ihrer Ankunft in Deutschland ein realistisches Bild der zu erwartenden Situation zu vermitteln. Die Analyse verdeutlicht weiterhin, dass eine engere Zusammenarbeit aller deutschen Akteure notwendig ist und eine enge Einbeziehung der Partner in den Herkunftsländern. Die Studie wurde ermöglicht durch Mittel des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie finden Sie online unter:
www.goethe.de/analysevorintegration

Ende Mai werden die Inhalte der Studie zusätzlich auf einer Veranstaltung des Goethe-Instituts mit Expert*innen und Vertreter*innen aus der Politik in Berlin diskutiert.

Vorintegrationsangebote des Goethe-Instituts:
Das Goethe-Institut engagiert sich bereits seit 2007 im Bereich der Vorintegration: Die Angebote richteten sich zunächst an nachziehende Ehegatt*innen aus Drittstaaten und schließlich seit 2013 auch an Pflegekräfte sowie Akademiker*innen mit medizinischem oder technischem Profil. Das Goethe-Institut kann mit seinen zahlreichen Standorten (157 weltweit, davon 12 in Deutschland) und mit verschiedenen Kooperationspartnern die Fachkräfte über den gesamten Einwanderungs- und Integrationsprozess begleiten. Das Webportal „Mein Weg nach Deutschland“ bietet darüber hinaus hilfreiche Informationen zum Leben und Arbeiten in Deutschland. Es steht derzeit in 28 Sprachen zur Verfügung und hat jährlich mehr als 800.000 Zugriffe. Zusätzlich werden deutschlandweit 50 Informationssäulen in öffentlichen Einrichtungen aufgestellt.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.goethe.de/vorintegration
www.goethe.de/meinwegnachdeutschland

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit.

Kontakt:

Dr. Jessica Kraatz Magri
Pressesprecherin und
Bereichsleiterin Kommunikation
Goethe-Institut e.V.
Tel.: +49 89 15921 249
Jessica.kraatzmagri@goethe.de

Viola Noll
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de

 

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