16. Juni 2022
Kongress „Beyond the Lone Offender – Dynamiken der globalen Rechten“ startet in Hamburg

Anlässlich des 30. Jahrestages der rassistischen Anschläge von Mölln und Rostock-Lichtenhagen widmen sich vom 23. bis zum 26. Juni 2022 das Goethe-Institut Hamburg (Zentrum für internationale Kulturelle Bildung) und Kampnagel zusammen mit Aktivist*innen, Betroffenen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Künstler*innen den neuen Systemen rechter Bewegungen und Netzwerke. Das Programm beinhaltet lokale Perspektiven und bundesweit organisierte Initiativen sowie zahlreiche internationale Beiträge aus dem weltweit agierenden Netzwerk der Goethe-Institute im Ausland. Der Kongress findet in Hamburg auf Kampnagel statt.
 

Neben einem Performance-Walk im öffentlichen Raum mit dem indischen Choreografen Mandeep Raikhy und der Installation „Wir sind hier“ von Talya Feldman im Kampnagel Foyer liegt ein Schwerpunkt des Kongresses auf dem 30. Jahrestag der rassistischen Anschläge von Mölln und Rostock-Lichtenhagen. Zum Auftakt des viertägigen Themenschwerpunktes lädt das Forschungsprojekt „Rechte Räume“ am 18. und 19. Juni zu kritischen Stadtrundgängen durch Hamburg ein, um dabei zu zeigen, wie sich antisemitisches, (kolonial-)rassistisches und nationalsozialistisches Gedankengut im Stadtraum verankert hat. Im Rahmen der Konferenz wird Ijeoma Oluo, Autorin des Buches „Schwarz sein in einer rassistischen Welt“ ("So you want to talk about race" im Original), vor Ort sein und zum ersten Mal auf Kampnagel auftreten.

Rassistische Anschläge, rechte Chatgruppen, Verleumdungskampagnen in Social Media, Memes mit brauner Botschaft, Lifestyle-Faschismus, rechter Genderkult und internationaler Kriegstourismus. Die Netzwerke, Strategien und Dynamiken eines Neo-Faschismus 2.0 werden raffinierter und bedienen sich leicht konsumierbaren Ästhetiken. Rechte Bewegungen haben ihre Gestalt verändert und greifen auf ein System zurück, das inzwischen auch global agiert. Der Kongress „Beyond the Lone Offender – Dynamiken der globalen Rechten“ soll dazu beitragen, die Debatten über rechte Strukturen und deren Bekämpfung durch die Justiz um globale Ansätze und Perspektiven zu erweitern, aber auch weltweite Verstrickungen der neuen extremen Rechten zu erkunden.

2022 jährt sich sowohl der Brandanschlag auf das Haus der Familie Arslan in Mölln, als auch das größte und fast vergessene rassistische Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte in Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal. Das dokumentarische Stück MÖLLN 92/22 vom Regisseur Nuran David Calis widmet sich mittels Gesprächen und Interviews der Geschichte der Familien Arslan und Yılmaz. Das bundesrepublikanische Deutschland wird aus der Perspektive der Eingewanderten und von Rassismus Betroffenen erzählt – eine Perspektive, die in der deutschen aktiven Geschichtsschreibung bislang kaum vorkommt.
Mit „Sonnenblumenhaus“ verarbeitet Dan Thy Nguyen in einer Hörspielpräsentation die Sicht der Überlebenden des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen und dokumentiert die schwerwiegenden und folgenreichen Ereignisse.

Zwei Jahre nach dem rassistischen und rechtsextremistischen Anschlag in Hanau engagiert sich die Bildungsinitiative Ferhat Unvar mit antirassistischer Bildungsarbeit. Familie und Freund*innen von Ferhat Unvar haben sich entschlossen, einen Gedenk- und Erinnerungsraum zu gestalten. Alles was sie erinnern und nicht erinnern, sprechen und nicht sprechen, ist ein kollektiver Versuch zu gedenken. Sie teilen ihre Erinnerungen und Gedanken, ihre Wut, ihren Schmerz und auch ihre Kraft. Sie sprechen über Ferhat und mit Ferhat und in Gedenken an Ferhat. Mit der Performance: „Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst“ wird dieser Gedenk- und Erinnerungsraum nun vorgestellt.
Über rechtsextreme Chatgruppen und rassistische Polizeigewalt gegen Minderheiten und deren gesellschaftliche Auswirkungen in Deutschland und Europa sprechen Mohamed Amjahid, Sihame Assbague und Heike Kleffner. Moderiert wird das Gespräch von Zuher Jazmati.

Das Goethe-Institut Hamburg ist einer von fünf Standorten, an denen seit September 2021 Zentren für internationale Kulturelle Bildung aufgebaut werden. Die Zentren vermitteln internationale Perspektiven der Kulturellen Bildung im Inland, unterstützen den Kampf gegen Rassismus und Rechtsradikalismus, fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland und tragen zu vielfältigen Debatten und Lernprozessen bei.
Langfristig soll so eine Plattform entstehen, auf der sich Organisationen der Kulturellen Bildung austauschen können, um gemeinsam Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu bekämpfen. Die Zentren arbeiten eng mit Partnerorganisationen zusammen, die sich bundesweit oder regional bereits in diesem Bereich engagieren.

Bis auf die Tickets für das Dokumentartheater MÖLLN 92/22 von Nuran David Callis/Schauspiel Köln, sind alle Veranstaltungen kostenlos. Der Großteil der Konferenzbeiträge ist über Livestream auch online zu verfolgen.

Weitere Informationen finden Sie unter:
Goethe-Institut Hamburg, Zentrum für internationale Kulturelle Bildung www.goethe.de/ins/de/de/kub/ham.html   

Die Pressemappe mit einer vollständigen Programmübersicht zum
Kongress „Beyond the Lone Offender – Dynamiken der globalen Rechten“ steht unter folgendem Link zum Download bereit:
www.goethe.de/pressemappe 

Die Zentren für internationale Kulturelle Bildung wirken an Goethe-Instituten in Deutschland als Brücke zur Welt. Sie machen internationale Perspektiven der Kulturellen Bildung im Inland zugänglich und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einem diversen Deutschland. So soll langfristig eine Plattform für einen strategischen Erfahrungsaustausch zwischen Institutionen der Kulturellen Bildung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus entstehen.

Kontakt:

Viola Noll
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de  

Schayan Riaz
Projektleiter Kulturelle Bildung
Tel.: +49 40 23854341
schayan.riaz@goethe.de 

 

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