13. Dezember 2022
Goethe-Institut: Neuaufstellung der Auswärtigen Kulturpolitik gemeinsam angehen
Das Jahr 2022 war für das Goethe-Institut geprägt von den Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine und der damit einhergehenden Neuausrichtung der deutschen Außenkulturpolitik. Die Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz und der Generalsekretär Johannes Ebert zeigten sich auf der Jahrespressekonferenz erleichtert über die Unterstützung von Bundestag und Auswärtigem Amt bei den Haushaltsverhandlungen für 2023. Die Lage bleibe angesichts weltweiter Kostensteigerungen und wachsender Aufgaben zwar angespannt, aber man habe nun Spielraum gewonnen, um gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt die laufende Konsolidierung des Goethe-Instituts entschieden voranzutreiben. Im Mittelpunkt der Pressekonferenz standen auch die Aktivitäten für die und mit der Ukraine, der aktuelle Stand bei den Programmen für die Fachkräfteeinwanderung sowie Schwerpunkte der Arbeit des Instituts im Jahr 2023.
„Vielfalt, Verständigung und Vertrauen: Dafür setzt sich das Goethe-Institut mit seinem weltweiten Netzwerk ein“, sagte dessen Präsidentin Carola Lentz. „Wir sind froh, dass der Deutsche Bundestag und das Auswärtigen Amt sich in den letzten Haushaltsverhandlungen klar zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bekannt haben.“ Auch die jüngst beschlossene neue Fachkräftestrategie der Bundesregierung zeige, wie wichtig die Arbeit des Goethe-Instituts im Ausland sei. Der Maßgabenbeschluss im Bundeshaushaltsgesetz gebe zudem Rückhalt für die anstehende Konsolidierung des Goethe-Instituts, die auf die neuen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen antworte. „Das Goethe-Institut ist seit jeher eine lernende Institution“, so die Präsidentin weiter. „Es hat ein stabiles Netzwerk von Auslandsinstituten, die sich eng an den jeweiligen lokalen Erfordernissen ausrichten. Es agiert multilateral und vernetzt internationale kulturelle Szenen untereinander und – etwa mit den Zentren für internationale Kulturelle Bildung – mit Partnerinnen und Partnern in Deutschland. Das Goethe-Institut hat sich in den vergangenen Jahren konsequent für eine bessere Repräsentation von Frauen in der internationalen Kulturarbeit eingesetzt, sich erfolgreich digital transformiert und seine Arbeit an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet. Damit hat es die Basis geschaffen, um auch die neuen außenpolitischen Anforderungen entschlossen anzunehmen.“ Mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine betonte Lentz: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Ukraine haben in diesem Jahr Unglaubliches geleistet. Sie alle waren und sind unmittelbar vom russischen Angriffskrieg betroffen, dennoch hat das Goethe-Institut seine Arbeit durchgehend digital fortgesetzt. Damit konnte es vielen Menschen in der Ukraine die dringend benötigte Unterstützung geben.“
Der Generalsekretär Johannes Ebert führte aus: „In den kommenden Jahren möchten wir sicherstellen, dass das Goethe-Institut ein zukunftsfähiges Netzwerk bleibt. Hierfür werden wir in strategischem Dialog mit dem Auswärtigen Amt 2023 entsprechende Konzepte erarbeiten. Das Ziel ist die Weiterentwicklung von Inhalten und Strukturen, um die globalen Herausforderungen weiterhin aktiv und erfolgreich zu bewältigen. Der Vorstand des Goethe-Instituts hat zudem in der Folge eines 2018 gestarteten digitalen Transformationsprozesses bereits letztes Jahr das umfassende Reformprogramm ,Zukunft gestalten. Goethe 2025‘ initiiert. Das Programm soll bis 2025 die Orientierung an den kultur- und bildungspolitischen Zielgruppen, die Abstimmung zwischen den Einheiten des Goethe-Instituts im In- und Ausland sowie die internen Entscheidungsprozesse effektiver gestalten.“ Ebert berichtete auch von den umfassenden Aktivitäten für die Ukraine, für die das Auswärtigen Amt 2022 Sondermittel in Höhe von knapp 12 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat: „Mit diesen zusätzlichen Mitteln haben wir viel erreicht: Wir konnten so sehr schnell Kulturinstitutionen in der Ukraine, Kulturschaffende im Exil oder auch ukrainische Willkommenslehrkräfte an deutschen Schulen unterstützen. Mit Sprachlernangeboten und Bücherpaketen haben wir sehr vielen Menschen das Ankommen in Deutschland erleichtert. Gerade der Kultur- und Bildungssektor hat für die internationale Wahrnehmung der Ukraine und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes eine hohe Bedeutung.“
Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack erläuterte die Folgen der Inflation für den Haushalt des Goethe-Instituts, die weltweit in den Jahren 2017 bis 2021 rund 18 Prozent betrug: „Da alle Ausgaben inklusive der Mieten und Personalkosten weitestgehend in Landeswährung erfolgen, steigen die Kosten – in der Region Nordamerika beispielsweise allein aufgrund des Kursverfalls um 15 bis 20 Prozent. Gleichzeitig muss das Goethe-Institut bei den Erlösen aus Sprachkursen und Prüfungen, die in der Regel ein Drittel des Institutshaushalts ausmachen, aufgrund der Corona-Krise weiterhin Einbußen verzeichnen. Die Umsatzerlöse aus der Spracharbeit im In- wie Ausland waren 2021 noch stark pandemiebedingt beeinträchtigt. Sie machen weiterhin einen substanziellen Beitrag des Budgets aus, haben aber auch 2022 noch nicht die Höhe von vor der Corona-Pandemie erreicht. Nach 137,6 Millionen Euro 2019 sind sie für 2022 mit rund 117,5 Millionen Euro prognostiziert.“
Die Aktivitäten für die Fachkräftezuwanderung bleiben ein zentrales Arbeitsfeld der Spracharbeit. Für viele Unternehmen zählt der Fachkräftemangel inzwischen zu den größten Geschäftsrisiken. „Das Goethe-Institut begrüßt die Fachkräftestrategie und das Eckpunktepapier der Bundesregierung“, so Generalsekretär Ebert. „Besonders wichtig ist es, Menschen bereits vor ihrer Einreise sprachlich, landeskundlich und interkulturell auf Deutschland vorzubereiten. Das Goethe-Institut wird künftig noch stärker gemeinsam mit allen relevanten Partnern agieren, um koordiniert und zielgruppengerecht über den Standort Deutschland zu informieren und Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Für diese große Koordinierungsaufgabe bitten wir die Politik um Unterstützung.“
Mit mehreren Veranstaltungen wird das Goethe-Institut in Deutschland die aktuellen internationalen Krisen in den Blick nehmen sowie kulturelle Impulse aus dem Ausland geben. Hervorzuheben sind zum einen das „Goethe-Institut im Exil“, das seine Arbeit in Berlin fortsetzt mit Veranstaltungen zur Ukraine und zum Iran. Am 24. März beginnt der Länderschwerpunkt „Goethe-Institut im Exil: Afghanistan“. Zum anderen findet das Kultursymposium Weimar vom 10. bis 12. Mai 2023 unter dem Titel „Eine Frage des Vertrauens“ statt.
Die Pressemappe ist zum Download verfügbar unter: www.goethe.de/pressemappe
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 158 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit.
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