Blogeintrag 5
On Tour
Schlemmen in Xi’an
Nach längerer Blog-Pause folgt nun ein kleiner Rundumschlag über die letzten reiseintensiven Wochen. Den Auftakt machte das verlängerte Wochenende zum Tag der Arbeit Anfang Mai in Xi'an, was gleichzeitig ein Goethe-Treffen in kleiner Runde war: Anna aus Hangzhou, Isabel aus Yueyang und ich fielen bei Theresa ein, die uns alle in ihrer Wohnung auf dem Schulcampus beherbergte. Vorab hatte ich mir bereits alle möglichen Menschenmassen-Horrorszenarien ausgemalt, da die Chinesen, die eher wenig Urlaub haben, jeden Feiertag zum Reisen nutzen. Und mit Xi’an hatten wir uns auch noch ein sehr touristisches Ziel ausgesucht. Ich war also auf ordentlich Gedränge eingestellt. Tatsächlich war es nur halb so schlimm – zumindest bei der Terrakotta-Armee. Großer Andrang ja, aber so gut wie keine Wartezeiten oder Schlangen. Ich vermute fast, es war eher ein „normalvoller“ Sonntag. Da wir alle nicht wirklich viel über die Armee wussten, engagierten wir (trotz einiger Skepsis vor Touriabzocke) eine der zahlreichen Touristenführer, die mit uns durch das Areal lief und uns mit Infos auf’s Ohr versorgte. Diese gar nicht so große Investition hat sich sehr gelohnt, denn wir bekamen einige interessante Details erklärt. Unter anderem, dass erst drei der 600 Felder mit Terrakotta-Figuren ausgegraben wurden und das der Grund dafür ist, dass die eigentlich bunt angemalten Tonsoldaten nach der Freilegung schnell ihre Farbe verloren hatten. Daher wird erst weitergegraben, wenn eine Möglichkeit zur Konservierung gefunden wurde. An einem Ausstellungsstück war jedoch noch etwas Farbe zu erkennen, erhalten „with technology from your country“, wie uns unsere Begleitung aufklärte. Ihr Tipp: in 15 Jahren wiederkommen, da gibt es dann wahrscheinlich schon sehr viel mehr zu sehen.
Auch wenn die Terrakotta-Armee beeindruckte: Ein mindestens ebenso großes Highlight von Xi’an ist das muslimische Viertel, durch welches man sich endlos durchfuttern kann. Wir waren an drei von vier Tagen dort essen und selbst Theresa, die bereits seit zwei Monaten die Köstlichkeiten genießen kann, konnte noch etwas Neues entdecken. Von Liangpi (kalte Nudeln) und „Chinese Hamburger“ über Eis in verrückten Geschmacksrichtungen, vegetarischem „Döner“, süßklebrigen Reismehlsnacks und herzhaften „pancakes“ – mit kulinarischen Neuheiten in der Hand durch die kleinen, bunten, mal mehr, mal weniger vollen Gassen des Viertels zu schlendern war definitiv mein persönliches Highlight! Am Sonntagnachmittag ließ sich dann doch ein Feiertagseffekt feststellen. Auf einer der Hauptstraßen des muslimischen Viertels war es so voll, dass bei uns schnell der Fluchtinstinkt einsetzte. In solchen Situationen ist es dann doch ganz nett, über 1,80m groß zu sein und die „Lufthoheit“ zu haben. Auch wenn ich mich sonst lieber 20 Zentimeter kleiner wünschen würde.
Schwitzen am Hua Shan
Am Montag ging es mit Joy, einer amerikanischen Freundin von Theresa zum Hua Shan, einem heiligen Berg nahe Xi’an. Sechste im Bunde war Caro, eine Deutsche, die Anna in Nanjing kennengelernt hatte, und die uns bei unseren „Xi’an“-Programm begleitete. Durchaus zu erwarten, aber in diesem Umfang doch nicht vorstellbar waren die Menschenmassen, die uns dort begegneten. Bereits zum Ticketkauf mussten wir fast eine Stunde anstehen. Dabei ist alles bestens organisiert und man wartet in verschiedenen Schleusen, die abwechselnd geöffnet werden, sodass man zum eigentlichen Ziel dem Ticketschalter gelangt – Massenabfertigung ist (notgedrungen) ein chinesisches Spezialgebiet. Nachdem es nicht den versprochenen Bus zum Startpunkt des Wanderweges gab, liefen wir die knapp 2km lange Strecke von der Tickethalle bis zum Berg. Auch hier – Menschen ohne Ende. Ich hoffte immer noch, dass sich das Klischee bewahrheiten und sich der Großteil in Cable Cars auf den Berg transportieren lassen würde. Danach sah es aber zunächst nicht aus, da sich die Völkerwanderung auch noch am Fuße des Berges fortsetzte. Zu unserer großen Erleichterung verdünnte sich die Menschenmasse als wir den richtigen Wanderweg (voll ausgebaut und befestigst) erreichten. Hier begann der Aufstieg (bzw. das Treppensteigen) und das große Schwitzen. Trotz der Anstrengung und der teilweise doch recht vollen Wanderwege trieb uns die Euphorie weiter, denn wir wurden mit tollen Aussichten belohnt. Während wir optisch dem deutschen Klischee a la bunte Funktionskleidung entsprachen, waren die Wanderoutfit-Interpretationen der Chinesen absolut sehenswert: Von Löcherjeans mit Plateau-Sneakern bis Tüllrock mit Riemchensandalen war alles dabei. Ebenfalls ziemlich deutsch war unsere Vorbereitung mit Lunchpaket und Wasservorrat: beides konnte man in regelmäßigen Abständen auch am Wegesrand kaufen (allerdings nicht unsere leckeren Sandwiches). Mit jeden Höhenmeter stieg allerdings auch der Wasserpreis. Nach ein paar sehr steilen Abschnitten, an denen es nur im Gänsemarsch und mit Kettengeländer weiterging und an denen es sich auch prompt staute, kamen wir am Nordgipfel an. Wir genossen unseren Wandererfolg mit vielen Fotos und der Vernichtung der letzten mitgebrachten Snacks, ehe wir uns ein Cable Car nach unten gönnten (für das wir wieder 1,5 Stunden anstehen mussten). Kaputt, aber sehr zufrieden mit dem Tag, ging es dann per Schnellzug wieder zurück nach Xi’an.
Naturwunder Teil 1: die Longsheng-Reisterrassen
Nach einem dreitägigen „Stopp" in Zhuzhou ging es bereits am Freitag weiter per Nachtzug nach Guilin. Dank Semesterzwischenprüfung für unsere Schüler*innen hatten Alina und ich insgesamt fünf Tage frei. Die Nacht war zwar kurz, aber nicht unbequem, trotz unseres „hard sleeper“-Bettes im Zug (dennoch weicher als mein Bett in Zhuzhou). Guilin selbst ist nicht das größte Highlight, bietet aber eine gute Basis für Ausflüge in verschiedene Richtungen. Unser erstes Ziel waren die Longsheng (Longji)-Reisterrassen, die man in 2,5 Stunden mit dem Bus erreichen kann. Innerhalb der Reisfelder gibt es verschiedene Täler, die unterschiedlich stark touristisch erschlossen sind, gleichzeitig aber auch noch Heimat verschiedener Minderheiten Chinas sind. Für uns ging es in die Reisfelder rund um das Dazhai Village (offiziell Jinkeng Red Yao Reisfelder). Im Dorf Tiantou hatten wir für eine Nacht ein Hotel gebucht. Der Weg zur Unterkunft entpuppte sich bereits als gut einstündige Wanderung durch die Reisfelder, beeindruckte aber auch schon mit atemberaubender Kulisse. Gerade rechtzeitig vor einem Regenschauer erreichten wir das Hotel und gingen, nachdem es wieder trocken war, noch ein wenig das Dorf erkunden. Dies war erstaunlich leer, jedoch wurde an so gut wie jeder Ecke gebaut. Laut Reiseführer wird dieser Teil der Reisfelder gerade noch touristisch erschlossen und tatsächlich konnte man an jeder Ecke sehen, dass sich auf die Massen vorbereitet wird. Mehrstöckige und weitläufige Aussichtsplattformen, neue Hotels und Restaurants. Das meiste jedoch noch recht dezent und optisch an die bestehende Architektur angelehnt (dh. meist aus Holz). Am nächsten Tag wanderten wir zu den verschiedenen Aussichtspunkten der Jinkeng Red Yao Reisfelder. Die Haupttouristenzeiten sind Ende Mai (dann sind die Reisterrassen komplett mit Wasser gefüllt und es gibt die „Spiegeleffekte“) und Oktober, wenn die Reispflanzen alles in sattes grün färben. Wir waren also etwas früh dran, konnten an vielen Stellen aber bereits die Spiegeleffekte erkennen. Den „Abstieg“ gestalteten wir bequem per Cable Car (was für Alina mit Höhenangst nicht ganz so bequem war) und es ging zurück nach Guilin. Dort drehten wir noch eine Runde um den See samt beleuchteten Pagoden und machten uns auf Nahrungssuche ehe ein Platzregen uns ins Hostel trieb. Dort gönnten wir uns am nächsten Morgen ein westliches Frühstück (Pancakes mit Ahornsirup bzw. Avocado-Brot!), mussten dann aber feststellen, dass aufgrund der durchregneten Nacht unsere Bambusboot-Tour nach Yangshuo aufgrund des erhöhten Wasserspiegels des Lijiang Flusses ausfiel.
Naturwunder Teil 2: Karstberge
Also stiegen wir wieder in einen Bus, der uns in ein regnerisches aber schönes (wenn auch unglaublich touristisches) Yangshuo brachte. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Flaniermeile und vegetarischen Dumplings (man hat sich eindeutig auf westliche Touristen eingestellt) steuerten wir unser finales Ziel Xingping an, wiederum eine 40-minütige Busfahrt entfernt. Dort konnten wir am Abend noch einen schönen Blick auf den Lijiang Fluss werfen und das beeindruckende Karst-Panorama genießen. Auch Xingping ist bereits recht touristisch, jedoch alles eine Nummer kleiner als in Yangshuo und immer noch sehr hübsch. Am nächsten Tag ging es dann auf Fahrrädern des Hostels den Fluss entlang und durch Obstplantagen. Direkt bei Xingping liegt der 20-Yuan-Blick, also das Motiv, welches auf den 20 Yuan Scheinen draufgedruckt ist. Der Fotostopp ist hier natürlich ein Muss. Leider wurde unsere Fahrradtour gegen Mittag etwas abgekürzt, denn der Fluss ließ sich nicht von den kleinen Fähren überqueren, sodass wir auf gleichem Wege zurückfuhren. Stattdessen entschieden wir uns für eine Wanderung am Nachmittag in ein kleines Fischerdorf hinter den Bergen. Bereits der Hinweg entwickelte sich irgendwann zum Abendteuer, da der Weg (ohnehin eher für die dort arbeitenden Bauern gedacht) nicht wirklich gekennzeichnet war und wir das letzte Stück durch Gestrüpp liefen, ehe wir auf der anderen Seite inmitten einer Orangenplantage mit tollem Blick wieder herauskamen. Wir liefen bis zu einem Ort, der etwas geisterhaftes an sich hatte. Nach einer riesigen öffentlichen Toilettenanlage liefen wir durch einen überwiegend leeren Ort, mit zum Teil komischen Gestalten. Eigentlich wollten wir ein Bamboo-Raft zurücknehmen, aber es gab weder einen eindeutigen Anleger, noch irgendwelche Anzeichen, dass überhaupt eine Fähre hier halten würde. Und da weder MapsMe noch Google Maps irgendeine Straße oder einen zweiten Ort kannten, machten wir kehrt und liefen zurück – auch wenn mir die Aussicht auf einen weiteren Marsch durch die Büsche nicht wirklich gefiel. Diesmal fanden wir einen Pfand der das erste Gebüsch umging – landeten dadurch aber auf einem Trampelpfad oberhalb des breiteren Weges. Nichtsdestotrotz landeten wir wieder unbeschadet (bis auf etliche Mückenstiche) im Dorf und genossen unseren letzten Abend mit einer Steinofenpizza (wie gesagt, sie haben sich auf westliche Touristen eingestellt).
Nach einer langen Rückreise nach Zhuzhou, einer Stunde zu Hause und eines hastigen Umpackens des Rucksacks ging es ins You County, wo ich zwei Tage mit den anderen ausländischen Lehrern meiner Schule an den örtlichen Schulen unterrichten sollte. Näheres dazu im nächsten Blogeintrag.
Auf in die (Provinz-)Hauptstadt
Nach einer Nacht zu Hause stand am Samstag stand Changsha auf dem Programm. Dort hatten Isabel und ich uns mit Charlotte verabredet, die wir vor zwei Wochen im Flugzeug kennengelernt hatten. Isabel wurde allerdings kurzfristig in eine Extraaufgabe ihrer Schule verwickelt, sodass nur ich von Charlotte ihre Heimatstadt gezeigt bekam. Charlotte hat vor zwei Jahren ihren Master in Leeds gemacht und kann daher super Englisch. Da die Wettervorhersage hauptsächlich Regen angekündigt hatte, war das Hunan Museum unser erster Programmpunkt. Dies wurde erst vor kurzem wiedereröffnet und wirkte wie ein sehr modernes Museum, wie man es auch in den Hauptstädten Europas finden könnte. Ich habe es sehr genossen, mal wieder in ein Museum zu gehen. Museen und Ausstellungen sucht man in Zhuzhou eher vergebens. Besonders schön war eine Lichtshow an einer Nachbildung eines Grabkammer, sowie eine „Terrakotta-Armee“ in klein und aus Holz. Das Highlight der Ausstellung war jedoch eine chinesische Mumie. Mit ihrem aufgerissenen Mund war sie durchaus gruselig. Anschließend ging es weiter in die Innenstadt für neue kulinarische Abenteuer, zusammengestellt von Charlotte. Das bedeutete für das Mittagessen: Schwarzer Stinketofu, Shaomai (gebratener Reis in einer dünnen Teighülle), frittierter Teigring und extrem süße Speisen aus Reismehl – alles hǎochī (lecker). Da ich mir hier in aller Regel die Namen der Gerichte nicht merken kann, geschweige denn sie auf Speisekarten lesen und wiederfinden könnte, ist es immer schwierig, diese nochmal wiederzufinden, es sei denn, man hat den Namen schriftlich und kann es zeigen. Da die chinesische Küche aber gefühlt endlos viele Schätze hat, entdecke ich immer viele neue leckere Gerichte. Obwohl ich schon vom Mittagessen gut gesättigt war, holten wir uns noch eine weitere „Spezialität“: Bubble-Milchtee. Das ist kalter schwarzer Tee mit Milch, Gelee-Perlen und etwas Puddingartigem. Das Ganze war so mächtig wie eine Hauptmahlzeit, sodass sowohl Charlotte als auch ich irgendwann aufgeben mussten. Noch mit Tee in der Hand ging es in ein neues Shoppingcenter, welches erst eine Woche vorher eröffnet hatte, direkt neben einem neuen Wolkenkratzer (der tatsächlich in den Wolken verschwand). Das Shoppingcenter war riesig und auch wenn das hier auf sehr viele Shoppingcenter zutrifft, gilt es hier ganz besonders. Drinnen hätte man fast vergessen können, dass man in China ist – H&M, Vero Moda, Zara, Bershka, Superdry und weitere Marken die besonders in Europa in keinem Shoppingcenter fehlen. Neben dem obligatorischen Food Court gab es eine gut besuchte Eislaufbahn. Mein Erstaunen quittierte Charlotte nur mit einem Schulterzucken. Das wäre nichts besonderes, außerdem brauche man ja auch eine Beschäftigung im Shoppingcenter (wenn man sich – wie offensichtlich gewollt – hier den ganzen Tag aufhält, wird Shoppen wahrscheinlich irgendwann langweilig). Nach einem Spaziergang entlang des Xiang-Flusses, fuhr ich zum Bahnhof um in den Zug nach Yueyang zu steigen. Dabei erlebte ich etwas Erstaunliches: Der Schnellzug hatte Verspätung! Fast eine ganze Stunde. Das hatte ich hier noch nie erlebt und selbst Charlotte glaubte mir anfangs nicht und riet mir, nochmal das Personal zu fragen. Nachdem ich ihr ein Foto von dem Aushang geschickt hatte, musste sie auch feststellen, dass der Zug einfach zu spät war. Verrückt! Schnellzüge sind hier eigentlich immer auf die Minute pünktlich.
Besuch bei Isabel in Yueyang
Mit Verspätung, aber bei schönster Abendsonne kam ich in Yueyang an und erkundete mit Isabel erstmal ihre direkte Nachbarschaft um die Schule. Hier fehlt es an nichts: viele Restaurants, Kioske, kleine Läden (u.a. ein cooler Schreibwarenladen), ein Bäcker mit Espresso-Maschine – alles direkt vor der Tür. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zur Junshan Island, eine Insel im großen Dongting-See, an dessen Ufer Yueyang liegt. Wir wollten unbedingt die Fähre nehmen, auch wenn Isabell erzählte, dass sie für diesen Plan im Lehrerzimmer komische Blicke erntete. Tatsächlich fanden wir die Fähre, die allerdings zum einen recht teuer und zum anderen superklein war und eher an einen Privatkutter mit Plüschsitzen erinnerte, als an eine richtige Fähre. Trotzdem wurden wir damit schnell zum Junshan Island gebracht, wo noch einmal Eintritt fällig wurde. Danach spazierten wir drauf los und erkundeten die Insel. Wie fast überall in China gibt es zu den Hauptsehenswürdigkeiten meist eine Geschichte. Hier drehte sich fast alles um zwei Kaiserinnen, die hier ihrem verstorbenen Mann nachweinten, weshalb es auf dieser Insel gefleckten Bambus gibt (der soll ihre Tränen symbolisieren). Nach Rundgängen durch zwei Tempel, einen Rosengarten und anderen schön angelegten Gärten, fuhren wir zurück nach Yueyang und schlemmten uns durch eine kleine Snackstraße an der Promenade. Bevor ich zum Bahnhof fuhr, machte ich in der Abendsonne noch einen Abstecher zum South Lake – tatsächlich noch ein anderer See in Yueyang (aber auch mit dem Dongting See verbunden). Diese Stadt hat soviel Wasser und noch dazu schöne Promenaden, das habe ich bisher eher selten gesehen.
Naturwunder Teil 3: Avatarberge von Zhangjiajie
Der Trip nach Zhangjiajie stellt den Abschluss der Reiserei dar – zumindest vorläufig. Auch bekannt als „Avatar“-Gebirge beeindruckt der Nationalpark (der eigentlich Wulingyuan heißt) durch seine säulenartigen Sandsteinberge. Am Freitagabend stießen Darja und ich zu Alina und Dennis, die bereits am Vormittag nach Zhangjiajie gereist waren. Am Samstag ging es dann in den Park, welcher nach allen Regeln des Massentourismus (was hier in China eigentlich jede Form von Tourismus beschreibt) ausgebaut ist, inklusive Touristenbahn, Cable Cars und Fahrstuhl nach oben (muss alles extra bezahlt werden), sowie McDonald's und KFC auf zwei verschiedenen Gipfeln im Park. Die Deutsche Neigung zu Lunchpaketen wurde auch hier wiedermal untergraben, da in regelmäßigen Abständen Snackstände und Kioske alles anbieten, was man so braucht. Nachdem ich dachte, ich hätte am Hua Shan schon so viel geschwitzt wie in meinem ganzen Leben noch nicht, wurde ich an diesem Wochenende schnell eines besseren belehrt. Wir ließen alle Aufzüge und Cable Cars links liegen und nahmen die unzähligen Stufen zu Fuß in Angriff. Bereits nach wenigen Stufen stand uns allen der Schweiß auf der Stirn, nach 20 Minuten waren unsere gesamten Klamotten klitschnass – 28 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit sei Dank. Beruhigend war, dass wir auch bei einigen Chinesen ein paar Schweißperlen entdeckten. Das will dann schon was heißen, denn denen scheint die Hitze sonst wenig auszumachen. Das merke ich auch in der Schule: Während ich morgens zur Schule schleiche, extra den Fahrstuhl für die drei Stockwerke zum Lehrerzimmer nehme und trotzdem schweißgebadet ankomme, entdecke ich auf den Gesichtern der Lehrer keinerlei Anzeichen für große Hitze. In Zhangjiajie entschieden sich aber die wenigsten für den Fußweg, sondern wählten die bewegungsärmeren Varianten.
Trotz der schweißtreibenden Aufstiege, den zum Teil überfüllten Aussichtpunkten inklusive Beschallung durch die Megafone der chinesische Tourguides und eines Affenangriffs, bei dem mir eine Banane geraubt wurde, war die Aussicht das alles wert! Während wir am Samstag durch die Abendsonne eine tolle Sicht hatten, ließen die durchziehenden Wolken am Sonntag „echte“ Avatarberge entstehen. Auf dem Weg zurück ins Tal waren mir die Makaken nicht mehr so geheuer, vor allem, weil sie bei jeder Sichtung eines Rucksacks in Sprungstellung gingen. Trotz diverser Schilder, die das Füttern und Ärgern der Affen untersagten, taten die meisten Chinesen genau das. Einer streichelte sogar ein Affenbaby was den Rest der Affengruppe natürlich in helle Aufruhr versetzte, was wiederum einen überraschten und verängstigten Affenstreichler zur Folge hatte, was wiederum bei uns nur Kopfschütteln auslöste. Sobald man sich aber von den Knotenpunkten entfernte (Shuttlebus- und Cable-Car-Stationen), ließen Menschen- und Affenherden deutlich nach und wir konnten die einmalige Natur genießen. Auf dem Weg zurück nach Zhuzhou fühlte es sich fast etwas komisch an, noch keine Pläne für das nächste Wochenende zu haben. Aber das wird dann (ganz chinesisch) spontan geplant.