Deutsche Digitale Kinderuniversität
Wissenschaft zum Anfassen an der ersten Kinderuni in Melbourne
Mehr als 115 viktorianische Primarschüler*innen nahmen am 20. November an der ersten australischen Kinderuni des Goethe-Instituts und der University of Melbourne teil. An diesem mit Aktionen vollgepackten Tag forschten Schüler*innen mit Wissenschaftlerinnen und erweiterten dabei ihre Deutschkenntnisse.
Von André Leslie
Chemische Molekülmodelle mit den eigenen Händen nachbauen, die DNS einer Banane extrahieren oder den perfekten Papierflieger entwerfen waren nur ein paar der Aktionen, die Schüler*innen an der Kinderuni des Goethe-Instituts ausprobieren konnten.
Deutschlerner*innen der Carrum Primary School und der Deutschen Schule Melbourne sowie weitere Schulkinder trafen sich für einen Tag an der Universität Melbourne um zusammen mit deutschsprachigen Wissenschaftlerinnen zu tüfteln und forschen.
„Untersuchungen zeigen, dass Kinder und Erwachsene eine Sprache besser lernen, wenn sie die Lerninhalte aus ihrer Lebenswelt kennen“, so die stellvertretende Institutsleitung des Goethe-Instituts Australien, Eva Baker, die den Tag zusammen mit ihrem Team koordinierte.
„Wenn man Sprachenlernen mit einem anderen Fachinhalt kombiniert, dann weckt dies Interesse. Die Motivation zum Sprachenlernen ist viel größer wenn die Lernenden sich gleichzeitig neues Wissen aneignen können und die Sprache dabei gleich zur Anwendung kommt und nützlich ist.“
Mit der Veranstaltung an der University of Melbourne wurde die digitale Kinderuniversität (Kinderuni) des Goethe-Instituts eingeweiht. Ab heute können Kinder in Australien sich beim kostenlosen Online Programm der digitalen Kinderuniversität anmelden und bis zu 30 verschiedene Vorlesungen in drei Fakultäten – Mensch, Natur, Technologie auf Deutsch oder Englisch entdecken.
Online oder Live
Die Idee des Kinderuni Liveevents war es, die Kinder spielerisch an die Wissenschaft heranzuführen und sie zum Fragen stellen zu motivieren. Am Anfang der interaktiven Wissenschaftsshow hatten die Schüler*innen bereits verschiedene Fragen, wie „Warum platzt ein Ballon, wenn man eine Nadel reinsticht?“ oder tiefgründige Fragen, wie „Warum existieren Menschen?“.Nach der Show mit "Frau Schlau" und „Professor Einstein“, nahmen die Kinder in kleinen Gruppen an Workshops teil, die von deutschsprachigen Akademikerinnen aus verschiedenen Forschungsinstituten geleitet wurden. Dr. Susanne Seibt von der RMIT University, Dr. Kerstin Brinkmann vom Walter and Eliza Hall Institute, Florienne Loder vom Bio 21 Institute der University of Melbourne und Dr. Nikola Baschuk vom Hudson Institute präsentieren Themen, die von Impfung bis hin zum Aufbau von Wassermolekülen reichten.
Dr. Susanne Seibt, ursprünglich aus Hof in Bayern, zeigte Schüler*innen, wie man essbare Polymere mithilfe von Chemie herstellt.
„Ich denke, dass es sehr wichtig ist, Kinder schon früh zu unterrichten und sie für Chemie und Naturwissenschaften zu begeistern“ sagt Seibt, die letztes Jahr ihr Doktorat in Melbourne abgeschlossen hat.
„Sie dazu zu bringen, Naturwissenschaften mit ihren eigenen Händen zu erleben, ist nichts anderes, als das, was wir als Chemiker*in machen. Wir stehen im Labor und führen Experimente mit unseren eigenen Händen durch. Das ist der spannende Teil unserer Arbeit.“
Eine Pause vom Klassenzimmer
Aus der Sicht von Marcus Mulcahy, Lehrer und Lernspezialist an der Carrum Primary School, hatten die Lernaktivitäten einen inspirierenden Effekt auf ihn und die Schüler*innen."Im Fach Naturwissenschaften Experimente durchzuführen, wie wir es heute hier erlebt haben, ist nicht der Weg, den wir als Schule bisher gegangen sind, aber es eröffnet neue Perspektiven für uns. Ich habe mir heute gedacht, dass ist so einfach, zugänglich und faszinierend für die Schüler*innen: Einfach großartig!“.
Die Veranstaltung endete mit einer Art Wissenschafts-Schnitzeljagd. Alle Teilnehmenden erhielten am Ende ein Zertifikat und einen Doktorhut, der dann beim traditionellen Abschlussfoto auch gleich in die Luft geworfen wurde.
Dinah, eine Schülerin der dritten Klasse der Deutschen Schule Melbourne, sagte, dass sie es genossen habe außerhalb des Klassenzimmers Naturwissenschaften zu lernen. Ein paar ihrer Schulkameraden*innen waren auch aktiv als Wissenschaftsassistenten*innen beim Programm involviert.
„Einfach mal woanders zu sein und etwas anders zu erleben – das war cool,“ meinte sie.
Der Fünftklässler Joel, ein Lego Fan der Carrum Primary School, sagte, dass ihm das Bauen von Molekülen mit Knete und Stäben Spaß gemacht habe, aber sein Highlight war das deutsche Essen, das angeboten wurde.
„Ich mochte die Brezeln, die waren lecker, aber ich habe mir nur eine genommen. Ich wollte nicht, dass es gierig aussieht.“
Eva Baker vom Goethe-Institut plant, die Kinderuni jährlich als Live-Veranstaltung anzubieten. Sie hofft auch, dass Deutsch lernen den teilnehmenden Kindern Schwung für die Zukunft verleihen wird, insbesondere denjenigen, die eine Laufbahn in der Forschung anstreben.
„Wenn ein Kind heute hier, das sich für Forschung interessiert, auf die Idee kommt in Deutschland später mal studieren zu wollen, wäre das großartig. Damit hätten wir einen kleinen Samen in ihren Kopf gepflanzt“.