Neues Projekt
Kreativität im Zeitalter von KI
Künstliche Intelligenz verändert die Art und Weise, wie wir kommunizieren, schöpferisch tätig sind und die Welt um uns erleben und erklären. Im Rahmen von Kulturtechniken 4.0: Creating in the Age of AI, einem Projekt des Goethe-Instituts Australien, erkunden Künstler*innen und Denker*innen aus aller Welt, wie KI menschliche Kreativität verändert.
Von Barbara Gruber
Seit Jahrzehnten greifen Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Filmemacher*innen zu digitalen Tools, um Kunst zu schaffen, und beflügeln unsere Phantasievorstellungen einer Zukunft, in der künstliche Intelligenz (KI) die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschiebt. Doch die rasante Entwicklung von leistungsfähigen Algorithmen und neuronalen Netzwerken, die mit Terabytes von Bildern, Tönen und Worten arbeiten, eröffnet ganz neue Möglichkeiten und wirft grundlegende Fragen auf: Was macht KI mit unseren kreativen menschlichen Fähigkeiten?
Kulturtechniken wie Schreiben, Komponieren, Filme-Machen oder Malen ermöglichen kulturelle und soziale Teilhabe und helfen, entscheidende menschliche Probleme zu bewältigen.
Kulturtechniken 4.0: Creating in the Age of AI ist ein Projekt, das vom Goethe-Institut Australien initiiert und entwickelt wurde. Es lädt Künstler*innen und Experten*innen aus aller Welt ein, die Wechselwirkung zwischen KI und traditionellen Kulturtechniken unter die Lupe zu nehmen und die Neugier wie die Bedenken zu untersuchen, mit denen wir auf eine zunehmend von Algorithmen geprägte Zukunft blicken.
"Wir sind wahrscheinlich die letzte Generation, die weiß, wie man eine Landkarte liest, weil wir diese Aufgabe immer mehr an Maschinen abgeben. Keine Karten mehr zu lesen, sich nicht mehr an Dinge zu erinnern und sich einfach auf Geräte zu verlassen, das wird uns zweifellos verändern", sagt der Autor und renommierte KI-Forscher Toby Walsh.
Im Zeitalter von “Deepfakes" stellt künstliche Intelligenz den Menschen, seine Medienkompetenz und künstlerischen Fähigkeiten vor große Herausforderungen. "Es stellt sich die Frage: Trainiert die Maschine uns Menschen? Oder trainieren wir sie?”, meint die Künstlerin und Choreografin Amrita Hepi.
Ist künstliche Intelligenz nur eine weitere Technologie, mit der sich die Menschheit entwickelt, wie das Rad oder der Verbrennungsmotor, oder etwas anderes, weit größeres? Wird KI unsere Kulturtechniken stärken, oder besteht die Gefahr, dass wir Menschen alle dümmer und Maschinen immer intelligenter werden?
Kulturtechniken 4.0 untersucht zusammen mit Bestsellerautor Thomas Ramge, ob unsere Lese- und Schreibfähigkeit - und damit auch unser kritisches Denken - schwindet, wenn automatisierte KI-Werkzeuge unser Schreiben und Übersetzen übernehmen. Wir machen einen Rundgang durch die Kunst- und KI-Geschichte mit Kurator Hans Ulrich Obrist und sprechen mit Künstlern wie Mario Klingemann, der sagt: "Die Geschichte lehrt uns, dass Technologie eher wie ein Katalysator als ein Zerstörer wirkt.”
Da künstliche Intelligenz schon heute alle Aspekte unseres Lebens, online und offline, durchdringt, befasst sich Kulturtechniken 4.0 auch mit den sozialen und ethischen Implikationen von KI. Wir fragen, wie Künstlerinnen wie Caroline Sinders und Joy Buolamwini den Kampf gegen diskriminierende Algorithmen aufnehmen, und diskutieren mit führenden Denkern, unter welchen Rahmenbedingungen wir zukünftig kommunizieren und schöpferisch arbeiten wollen.
„Wir brauchen die Kreativität von Künstler*innen, Dichter*innen, Musiker*innen und Philosoph*innen auf der ganzen Welt, um diese neuen Tools zu untersuchen“, stellt Kuratorin Marnie Benney fest. "Wir brauchen queere, schwule, lesbische, transsexuelle, heterosexuelle Menschen, die darüber nachdenken.