Gaming in Burkina Faso
Evelia Gadegbeku ist Vorsitzende von ENTER AFRICA in Burkina Faso, einer Organisation, die in 16 afrikanischen Ländern tätig ist. Seit ihrer Gründung beschäftigt sich die Organisation mit dem Sektor Gaming. In Verbindung mit diesem Arbeitsfeld wurde das Projekt "Goethe Game Station" initiiert, das seit Mai 2022 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Burkina Faso läuft. Evelia Gadegbeku spricht in diesem Interview mit unserer Redaktion über die Ziele des Projekts und die Herausforderungen des Gaming in Burkina Faso.
noocultures.info: Auf einer Konferenz vor zwei Jahren haben Sie behauptet, dass es in Burkina Faso kein Gaming gibt. Hat sich die Situation inzwischen geändert?
Evelia Gadegbeku: Ich habe tatsächlich gesagt, dass das Ökosystem des Gaming in Burkina Faso nicht existiert, nicht weil es keine Akteure gibt, sondern weil, wenn man von einem Ökosystem spricht, die Akteure ein gewisses Niveau haben müssen, damit man sie "mappen" kann, wie es in unserem Jargon heißt. Covid-19 hatte sowohl negative als auch positive Auswirkungen auf unseren Sektor. Negativ aufgrund der Tatsache, dass wir Schwierigkeiten hatten, finanzielle Unterstützung für die verschiedenen Gaming-Projekte zu erhalten, und positiv aufgrund der Auswirkungen auf die Senkung der Kosten im Zusammenhang mit dem Internet.
Um über Burkina Faso zu sprechen: Heute haben wir Akteure, die sich abheben, und wir sehen eine Konvergenz von Aktivitäten rund um den eSport, aber leider nicht auf professionelle Weise. Die Hervorhebung des "Cash Prize", des Preisgeldes, das die Spieler verdienen, ermöglicht es nicht, professionelle Spieler aufzubauen oder sie in einer Rangliste auf nationaler oder sogar internationaler Ebene zu positionieren. Sinnvoller wäre es, Ligen zu gründen, in denen Spieler nach Kategorien gelistet werden und international wettbewerbsfähig sein können.
Wir bauen Spieler*innen auf, indem wir etablierte Ligen gründen, sie mit Zielen kartographieren, die es ihnen ermöglichen, auf internationaler Ebene gelistet zu werden und Einladungen in alle Ecken der Welt zu erhalten. Jacob KONFE von CJEO (Compétition des Jeux Electroniques de Ouagadougou, Anm. d. Red.) ist gerade offiziell in die IESF (International eSport Federation, Anm. d. Red.) aufgenommen worden, was für die kommenden Jahre einen Wendepunkt im burkinischen eSport darstellen wird. Der nächste Schritt, an dem bereits gearbeitet wird, ist die Einrichtung eines internationalen eSport-Verbands in Burkina Faso mit verschiedenen Akteuren, die dort vertreten sind. Was die Orte der Spiele betrifft, so verfügen nur sehr wenige über die technischen Aspekte, die Games Center benötigen, um internationale Wettkämpfe auszurichten. In Burkina Faso mit den verschiedenen Workshops, die wir organisieren, verstehen sie nun die Notwendigkeit, sich zu regulieren und den Mindeststandard zu haben, damit Burkina Faso vertreten ist, wenn es eine Gelegenheit gibt, die international genutzt werden kann.
Was die Spielestudios angeht, haben wir in Burkina mehr Animationsstudios als Videospielentwicklungsstudios. Aber ich denke, das ist ein erster Schritt. Burkina Faso hat "Kumankan studio", ein Videospielstudio, das 3 bis 4 Spieleprototypen in seinem Repertoire hat. Heutzutage entstehen auf dem Kontinent immer mehr Koproduktionsprojekte, wodurch interne Kompetenzen auf Länderebene aufgebaut werden können. Wir hoffen, in fünf Jahren ein okoniomisches System zu haben, nicht nur auf kontinentaler Ebene, sondern auch auf der Ebene Burkina Fasos.
noocultures.info: Ist das vor einigen Wochen gestartete Projekt "Goethe Game Station" also Teil dieser Vision?
Evelia Gadegbeku: Ja, absolut. Die Goethe Game Station ist eine Spielekarawane, die wir in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut Burkina Faso initiiert haben. Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die sich auf Wissen und Fähigkeiten rund um Videospiele/Virtual Reality (VR) konzentriert. Wir schaffen Möglichkeiten für Beziehungen mit der Spielegemeinschaft, fördern das Engagement junger Menschen, etablieren eine Plattform für kreatives Arbeiten und bieten natürlich auch einen angenehmen Zeitvertreib für junge Menschen in Burkina Faso. Die Karawane soll sich über sieben Monate erstrecken, in denen wir verschiedenste Standorten besuchen werden. Besonders solche, die normalerweise nicht vom Gaming berührt werden. Es handelt sich um Viertel, in denen die Karawane an jedem ersten Wochenende des Monats vorbeikommen wird, um die verschiedenen Programme, die wir vorbereitet haben, vorzustellen, d. h. virtuelle Realität, Gesellschaftsspiele, Videospiele, und um die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen jungen Kreativen und Game-Designern besprechen zu können.
noocultures.info: Zwei Etappen dieser Karawane fanden Anfang Mai und Anfang Juni statt. Welche Bilanz ziehen Sie daraus?
Evelia Gadegbeku: Wir waren angenehm überrascht von der Begeisterung, die wir erfahren haben, sei es bei den Kulturschaffenden, den Medien oder auch bei den Jugendlichen aus den verschiedenen Stadtvierteln, die das Programm, das wir für sie vorbereitet haben, mit Freude entdeckt haben. Man muss wissen, dass ENTER AFRICA in Burkina Faso bereits seit mehr als vier Jahren aktiv ist, sei es bei der Entwicklung von Videospielen, Designprogrammen für Spielkonsolen oder eSport-Wettbewerben. Was uns dazu bewogen hat, uns für dieses Projekt zu engagieren, war die Tatsache, dass wir uns bei jeder Veranstaltung in unserer kleinen Gemeinschaft wiederfanden. Um jedoch eine vernetzte Struktur zu entwickeln, muss man sich der Welt öffnen, sich für junge Menschen öffnen und eine Sprache sprechen, die sie verstehen. Also hatten wir Spaß daran, ein Projekt zu beginnen, das es uns ermöglicht, die verschiedenen kreativen Gemeinschaften zu vereinen. Im Mai starteten wir die Karawane mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Hindernisse für die Entstehung von Videospielen in Burkina Faso".
Anschließend konnten die Zuschauer die verschiedenen programmierten Spiele und Aktivitäten ausprobieren. Etwa 70-80% der Anwesenden hatten noch nie Virtual-Reality-Headsets getestet; wir gingen mit zwei Modi: dem PICO, der zeigt, was man alles mit 360°-Kameras machen kann und welche Möglichkeiten sich vor allem für Content-Entwickler*innen bieten, die in Burkina immer mehr auftauchen; und dem OCCULUS-Headset, das sich anhand bestimmter, recht verschiedener Spiele den VR-Angeboten widmet, die es ermöglichen, an den Kern unseres Tätigkeitsbereichs zu erinnern: Jedermann Freude zu bereiten. © Enter Africa
noocultures.info: Wie wird es nach der siebenmonatigen Umsetzungsphase mit diesem Projekt weiter gehen?
Evelia Gadegbeku: Dieses Projekt ist sehr inklusiv. Wir wir wollten zunächst die Barrieren durchbrechen und die Sprache, die wir in diesem Sektor haben, zugänglich machen. Wir haben vor, in den nächsten Jahren einen größen Bekanntheitsgrad zu erreichen, da wir uns auf die Stadt Ouagadougou konzentriert haben. Wir werden einen Zeitplan haben, vielleicht nicht für sieben Monate, aber einen strukturierteren Zeitplan, der es den Jugendlichen ermöglicht, selbst Inhalte zu erstellen, damit wir die Karawane beleben können, und wir hoffen, dass wir das erste Gaming-Festival in Burkina haben werden.
Unsere Rolle besteht darin, die verschiedenen Akteure zu vereinen. Wir haben nicht den Anspruch, uns an die Stelle dessen zu setzen, was sie tun; wir verwalten, wir stellen Projekte auf die Beine, die es ihnen ermöglichen, zusammenzuarbeiten, oder wir arbeiten mit ihnen an Projekten zusammen, die die Entwicklung ihres Netzwerkes ermöglichen. Der Slogan lautet "Your gateway to african creators", d. h. wir sind die Brücke zwischen allem, was ein kreatives Netzwerk auf dem Kontinent ist; wir fungieren als Brücke zwischen Europa, den USA, Asien und Afrika. Wir haben viele Möglichkeiten, die wir erhalten, aber um diese Brücke bauen zu können, müssen die Akteure, die auf dem Kontinent präsent sind, auch die Dynamik und die Wirtschaft hinter dieser Industrie verstehen, um sich integrieren zu können.
Das Gespräch führte Hortense ATIFUFU ©www.noocultures.info