Bildungsakademie NANO
Was zeichnet moderne Führungsarbeit aus?

Ein Gruppenbild der dreitägigen Evaluierungsveranstaltung durfte nicht fehlen.
@Goethe-Institut Kairo / Kathrin Sombold

Mit einer dreitägigen Evaluierungsveranstaltung endete im September 2017 die jüngste Fortbildungsreihe zur Qualifizierung von Führungskräften im ägyptischen Bildungssystem, ein Gemeinschaftsprojekt von Ägyptens Ministerium für Bildung und Erziehung und dem Goethe-Institut in Kairo. Ziel des intensiven und auf langfristige Ergebnisse ausgelegten Trainingsprogramms war es, leitende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ministeriums in verschiedensten Bereichen weiterzubilden und damit Multiplikatoreneffekte zu befördern.

Was zeichnet ein modernes Bildungssystem und moderne Führungsfähigkeiten eigentlich aus? Vor welchen Herausforderungen steht Ägyptens Schulwesen und wie kann man diese am besten anpacken? All diese Fragen waren zentrale Themen eines modularen Weiterbildungsprogramms für Führungskräfte des ägyptischen Ministeriums für Bildung und Erziehung, das vom 25. bis zum 27. September 2017 mit einem Evaluierungsworkshop in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts in Kairo seinen vorläufigen Abschluss fand.
 
25 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Oberägypten, dem Großraum Kairo, dem Nildelta und der Suezkanalzone nahmen dafür seit 2016 einmal pro Monat an einer dreitägigen Lehrveranstaltung in Kairo teil, die vom Goethe Institut in Kooperation mit dem Fortbildungszentrum für Führungskräfte im Erziehungswesen unter Leitung von Dr. Ahmed Hasheesh organisiert und im Rahmen des Programms Dialog und Wandel vom Auswärtigen Amt in Berlin finanziert wurde.
 
„Alle Teilnehmenden des Programms sind Führungskräfte des ägyptischen Bildungsministeriums. Es ging um Management, Personalführung, Konfliktmanagement, aber auch um Kommunikation und Motivation – ein reines Führungskräftetraining also“, erklärt André Koll, Projektkoordinator der Bildungskooperation Deutsch am Goethe-Institut in Kairo. Zweck des Projektes sei es gewesen, moderne Arbeits- und Führungsmethoden zu erlernen und die Teilnehmenden in die Lage zu versetzen, diese Methoden anschließend in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen zu erproben und in Form eigenständig durchgeführter Weiterbildungen für Angestellte ihrer Abteilungen weiterzugeben – ganz im Sinne einer klassischen Ausbildung von Multiplikatoren. Die Inhalte des Programms entstammen weitgehend einem Curriculum, das die bayerische Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen a. d. Donau als einer Kooperationspartner in das Projekt eingebracht hat.

Unmittelbare Evaluation als zentrales Trainingswerkzeug

Das Programm ist Teil eines modularen Weiterbildungsprojektes, das bereits seit rund vier Jahren läuft. „Angefangen haben wir mit einer ähnlichen Weiterbildung für Schulleiter und Leiterinnen aus ägyptischen staatlichen Schulen“, erzählt Koll. „Auch hier ging es darum inhaltlich zu erfahren, was moderne Schule und moderne Führungsarbeit bedeuten kann – und das hat das Interesse von Führungskräften im Ministerium geweckt, die schließlich angeregt haben ein ähnliches Projekt auch für das Personal der Verwaltungsebene durchzuführen.“
 
يأتي د.إيمنجر منذ عام 2012 بصفه منتظمه إلي مصر في إطار مشروع الأكاديمية التربوية في شمال أفريقيا والشرق الأوسط © @Goethe-Institut Kairo / Kathrin Sombold يأتي د.إيمنجر منذ عام 2012 بصفه منتظمه إلي مصر في إطار مشروع الأكاديمية التربوية في شمال أفريقيا والشرق الأوسط @Goethe-Institut Kairo / Kathrin Sombold
Dieses Projekt ist nach nunmehr insgesamt 13 Modulen abgeschlossen – zumindest vorerst. Sowohl Koll als auch Seminarleiter Dr. Felix E. Emminger zeigten sich beeindruckt von der Motivation der Teilnehmenden und der guten Arbeitsatmosphäre. „Die lange Zusammenarbeit hat natürlich dazu geführt, dass man sich besser kennenlernt. Das war für mich ein wichtiger Schritt, um mehr über Ägypten und seine Gesellschaft zu lernen und zu sehen, ob und wie man bestimmte Instrumente auch hier nutzen kann“, sagt Emminger, der in München das Beratungsunternehmen Pro3-Coaching leitet und als Trainer im Bildungsbereich arbeitet.
 
Zufrieden zeigten sich auch die Teilnehmenden der Workshopreihe. „Die Vorbereitungen und die Trainings waren fachlich alle sehr professionell, entsprechend motiviert bin ich an weiteren Projekten dieser Art teilzunehmen“, meint Dr. Hafez Hefny, leitender Angestellter an der Lehrerakademie in Ismailia und verantwortlich für das Erstellen der Curricula. Besonders wichtig war für Dr. Hefny die akribische Vorbereitung, in dessen Rahmen das Projekt auf die Bedürfnisse von Führungskräften im Ministerium zugeschnitten wurde. Auch die Begleitung durch Dr. Emminger in der dritten Projektphase – also der Phase, in der die Teilnehmenden zuvor erlernte Trainings und Trainingsmethoden erstmals eigenständig in ihren Behörden durchgeführt haben – war für ihn eine große Unterstützung, erzählt er. Diese von Multiplikatoren wie Dr. Hefny durchgeführten Fortbildungen fanden in einer ersten Erprobungsphase landesweit statt und standen in fünf ausgewählten Provinzen – in Ismailia, Qena, Kairo, Sharqiyya und Damietta – unter Aufsicht von Dr. Emminger, der den Multiplikatoren somit ein direktes und detailliertes Feedback geben konnte.

Gute Aussichten für weiterführende Kooperation

Ob die durch das Programm anvisierten Multiplikatoreneffekte tatsächlich eintreten werden, bleibt jedoch offen. Schließlich werde die Übertragung erworbener Kompetenzen ins tägliche Leben oft durch Rahmenbedingungen erschwert, die kaum zu beeinflussen sind, meint Emminger. Er schlägt vor, für eventuelle zukünftige Projekte nicht nur die Multiplikatoren zu evaluieren, sondern auch den Transfer der Kompetenzen von Führungskräften in die konkrete Führungspraxis. Auch Hefny glaubt, die Messung der Ergebnisse in der Wirklichkeit könne eine Bereicherung für zukünftige Projekte dieser Art sein und wünscht sich zudem eine verstärkte Einbindung jüngerer Angestellter oder jener, die zwar noch keine Führungspositionen inne haben, aber bereits eine entsprechende Karriere eingeschlagen haben.
 
Derweil hofft Koll darauf, das Projekt in ähnlicher Form fortsetzen und weiterentwickeln zu können. Die Evaluierung und Auswertung der Erfahrungen der Teilnehmenden im Rahmen der Abschlussveranstaltung sei bereits ein erster Schritt in diese Richtung, glaubt er. Schließlich habe man sich auch mit der Frage beschäftigt, wie das Bildungsministerium und das Goethe-Institut mit den Ergebnissen des Projektes umzugehen gedenken. Es gäbe Interesse beider Seiten den Trainingszyklus weiterzuführen und in den kommenden Jahren weitere ähnliche Fortbildungen zu organisieren, versichert er.
 

Top