Im Jahr 2013 hat der Deutsche Museumsbund einen Leitfaden zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museumssammlungen herausgegeben, in dem ein neues Konzept eingeführt wird. So soll sich der kuratorische Ethikansatz bei der Bewertung der Umstände, unter denen Museumssammlungen erworben wurden, vom Konzept des Unrechtskontextes leiten lassen. Dabei sollte nicht nur der Kontext in der Vergangenheit berücksichtigt werden, sondern auch, ob ein bestimmtes Unrecht „in der Gegenwart weiterwirkt“.
Ein Jahrzehnt später steht diese Frage nach dem unvollendeten Charakter bestimmter „Unrechtskontexte“ im Zentrum euro-amerikanischen Debatten über das fortdauernde imperiale Erbe, „wissenschaftlichen Rassismus“ und Theorien kultureller Überlegenheit. Der Vortrag zieht eine Bilanz der jüngsten Ereignisse in Europa und Nordamerika – von der Entfernung von Statuen über die Umbenennung von Gebäuden bis hin zur Rückgabe von Objekten aus Kolonialmuseen. Darüber hinaus wird die 'anhaltend gewaltsame Präsentation' im British Museum beleuchtet, die jetzt im Berliner Humboldt Forum wieder neu debattiert wird.
In der diesjährigen Goethe Annual Lecture fragt Dan Hicks: Wie sollen wir uns den „Unrechtskontexten“ des kolonialen Erbes heute annähern? Nach den Maßstäben der damaligen Zeit oder nach den Werten, die wir heute hochhalten? Und wie kann dieses Erbe heute sinnvoll eliminiert werden?
Verweise
Deutscher Museumsbund 2013. Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen.