Museum für Comic und Sprachkunst
Entenhausen liegt an der Saale
Seit 2015 bietet das Museum für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach Informationen und Ausstellungen rund um die Comickunst. Vor allem aber würdigt es die langjährige deutsche Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte: Erika Fuchs.
Von Romy König
„Willkommen in Entenhausen“ grüßt das Museum für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach an der Saale auf seiner Webseite – und der Slogan ist Programm. Die Dauerausstellung des Museums bietet auf 600 Quadratmetern einen Rundgang, der die allgemeine Geschichte des Comics beleuchtet und in die Welt von Micky Maus einlädt: In einem begehbaren Entenhausen können die Besucher*innen etwa dem Erfinder Daniel Düsentrieb über die Schulter sehen oder es Dagobert Duck nachtun und im Geldtresor ein Bad inmitten von Münzen nehmen. In Interviewfilmen erzählen Comicexpert*innen über die wissenschaftliche Forschung über Entenhausen.
In einem begehbaren Entenhausen können Kinder nicht nur Daniel Düsentrieb in seiner Werkstatt über die Schulter schauen, sondern auch Dagobert Ducks Talerbad oder den Klettertunnel hinter Oma Ducks Scheune ausprobieren.
| Foto: © picture alliance / Nicolas Armer / dpa
„Ächz! Seufz! Stöhn!“
Gewidmet ist das Museum Erika Fuchs, die ab 1951 als Chefredakteurin des neu gegründeten deutschen Micky-Maus-Magazins fungierte und noch bis 1988 die Geschichten aus Entenhausen übersetzte. Fuchs hat einen großen Teil ihres Lebens in Schwarzenbach verbracht. Hier ist die studierte Kunsthistorikerin, die 2005 in München im Alter von 98 Jahren verstorben ist, auch beigesetzt. Ihr Leben wird in der Dauerausstellung als biografischer Comic abgebildet. Ein großer Bereich ist dabei ihrer Sprachkunst gewidmet: Interaktive Stationen laden dazu ein, Sprache und rhetorische Figuren wie etwa Lautmalerei oder Stabreime spielerisch zu erkunden. Fuchs etablierte unter anderem den Gebrauch des Inflektivs in der deutschen Comicwelt, weshalb dieser heute auch oft als „Erikativ“ bezeichnet wird: Statt die Infinitive der Verben zu benutzen, verkürzte sie diese oft auf ihren Stamm („ächz“, „stöhn“ statt „ächzen“ und „stöhnen“). Fuchs gab, so heißt es im Museum, jeder Ente einen eigenen Sprachstil: „Man könnte sagen, Erika Fuchs lehrte Donald das Quaken.“
Erika Fuchs, erste Chefredakteurin des Micky-Maus-Magazins, im Gespräch mit Carl Barks, dem Erfinder der Comicfigur Donald Duck, 1994 in München.
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Der Horizont endet nicht in Entenhausen
Die Sonderausstellungen des Hauses tragen auch aktuellen Entwicklungen im Comicsektor Rechnung. So präsentierte das Museum bisher regelmäßig die Preisträger*innen des Max-und-Moritz-Preises, der alle zwei Jahre die besten deutschsprachigen Comic-Künstler*innen auszeichnet. Die Schau Animate Europe zeigte Anfang 2020 die besten Comics des gleichnamigen Wettbewerbs, bei dem Comiczeichner*innen ihre Gedanken über Europa verarbeiten. Andere Ausstellungen wenden sich einzelnen Künstler*innen oder Werken zu, so etwa 2018 dem autobiographischen Buch Drei Steine von Nils Oskamp, der in den 1980er-Jahren Opfer rechtsextremer Gewalt wurde und seine Erlebnisse im Comic verarbeitet hat.
Das Leben von Erika Fuchs wird im Museum – wie sollte es anders sein – als Comic erzählt.
| Foto (Detail): © picture alliance / Nicolas Armer / dpa
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