Filmveranstaltung
Christoph Schlingensief Retrospektive

Wenn etwas selbstverständlich scheint, sei skeptisch!

Der Multikünstler Christoph Schlingensief, bekannt durch seine Filme und Fernsehauftritte, gilt als Kultregisseur des Avantgarde-Theater, Opernregisseur und Action-Künstler. Seine künstlerischen Aktivitäten voller Humor und provokativem Extremismus schafften es in die Schlagzeilen der Welt. Starke Reaktionen provozierten vor allem Projekte, die der Gesellschaft einen Spiegel vorhielten und ihre innersten Widersprüche und unterbewussten Ungleichheiten widerspiegelten. Schlingensief ist neben Joseph Beuys und Rainer Werner Fassbinder das bekannteste deutsche Enfant terrible der Avantgarde-Kunstszene. Leider verstarb Christoph Schlingensief bevor sein unvergleichliches Werk in Japan bekannt wurde.
Im Rahmen dieser Veranstaltung werden zum ersten Mal in Westjapan fünf bedeutende Werke Schlingensiefs vorgestellt.

Christoph Schlingensief (1960-2010)
Profil

Christoph Schlingensief
Als Sohn eines Apothekers und einer Krankenschwester wurde Schlingensief 1960 in Oberhausen geboren. Geprägt durch seine Kindheit in einer Familie frommer Katholiken diente er unter anderem als Ministrant in der Kirche. Erste Experimente mit 8mm Filmen machte er bereits im Alter von 8 Jahren. 1984 produzierte er seinen ersten Film in Spielfilmlänge. 1989 - '92 – stand er plötzlich im Rampenlicht mit seiner provozierenden Reihe der "Deutschlandtrilogie": "100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker", " Das deutsche Kettensägenmassaker" und "Terror 2000".
Sein Debüt als Theaterregisseur gab er 1993 mit der Inszenierung des Stücks „100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen“ an der Berliner Volksbühne.
Durch seine unkonventionelle Art, mit dem Medien Theater und Film umzugehen, wurde er in den deutschsprachigen Ländern bekannt. Bemerkenswert ist seine ungewöhnliche Wahl von Schauspielern von Laien bis hin zu Menschen mit geistigen Behinderungen. Trotz seiner provokativen und schwer zu verstehenden Kunst machten seine charmanten und humorvollen TV-Auftritte ihn gleichzeitig zu einer beliebten Fernsehpersönlichkeit.
Seine Operninszenierung des "Parsifal" für die Bayreuther Festspiele im Jahr 2004 erntete großes Lob, war aber zugleich sehr umstritten.
Im Jahr 2008 wurde bei Schlingensief Lungenkrebs diagnostiziert und in Folge dessen der linke Lungenflügel entfernt. Allerdings inspirierte ihn seine Krankheit  zu neuen Projekten wie dem „Operndorf Afrika“ und „Mea Culpa“.
Am 21. August 2010 verstarb Schlingensief im Alter von 49 Jahren.
2011 wurde er postum auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag ausgezeichnet.
Eine erste Retrospektive fand 2014 im Museum of Modern Art in New York statt. Noch heute bedauern viele Menschen weltweit seinen frühen Tod.
 

Mea Culpa
Videoaufzeichnung einer Operninszenierung
2009 / Österreich / 120 min / Deutsch (japanische Untertitel)

Mea Culpa
„Mea Culpa“ gilt als Höhepunkt der Bühnenwerke Schlingensiefs. In ihm setzte er sich auf optimistische Weise mit seiner Krebserkrankung auseinander und brach damit das Schweigen über Sterben und Tod. Diese ReadyMadeOper ist kein Requiem, sondern eine Auferstehungsfeier - heiter, zusammengesetzt aus Versatzstücken aus Film, Text und Musik, inszeniert mit mehr als 100 Schauspielern, Freunden und Familienmitgliedern. Auch nach seinem Tod wurde Mea Culpa mehrere Male, unter anderem in Wien, München, Hamburg und Amsterdam aufgeführt und erhielt begeisterte Kritiken.
Die japanische Übersetzung wurde angefertigt von Sachiko Hara, die selbst unter Schlingensiefs Regie eine Rolle in dieser Inszenierung innehat.
Di, 11. August ab 16:30Uhr

Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso
2012/106 Minuten / Deutsch und Französisch (japanische Untertitel)
Regie: Sybille, Dahrendorf Vertrieb: Filmgalerie 451

Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso
Schlingensief verfolgte bereits seit Jahren das Motto „von Afrika lernen“, als er das Projekt „Operndorf Afrika“ ins Leben rief. Er plante dafür Schulen, Krankenhäuser, Theater und vieles mehr.  Diese Dokumentation begleitete Schlingensief und sein Projekt von der Suche nach einem geeigneten Ort 2009 bis zur Schuleröffnung im Oktober 2011. Hautnah erleben wir, wie Schlingensief für seine Vision kämpft und andere Menschen mit seinem Traum ansteckt. Im August 2010 stirbt Christoph Schlingensief, aber sein Traum lebt noch immer weiter.
Di, 11. August ab 20:20Uhr
 
Scheitern als Chance
1999/94 Minuten / Deutsch (japanische Untertitel)
Regie: Alexander Grasseck, Stefan Corinth Vertrieb: Ahoi Medien

Scheitern als Chance
Im Februar 1998 begann in Berlin ein Kunstprojekt des Film- und Theaterregisseurs Christoph Schlingensief. Er inszenierte einen Wahlkampfzirkus parallel zur Bundestagswahl, gründete die Partei "Chance 2000", karikierte gewöhnliche Politik und formulierte ernstzunehmende Ziele. Als Medienereignis im deutschen Alltag sorgte Chance 2000 für Irritation, Nachdenklichkeit und einer Reihe absurder Momente. Der Film begleitet Chance 2000 und das aus Schauspielern, Behinderten und Arbeitslosen bestehende Ensemble quer durch Deutschland bis zur Wahlparty am Abend der Bundestagswahl.
Mi, 12. August ab 16.40Uhr

Ausländer Raus! Schlingensiefs Container
2001 / Österreich / 90 min / Deutsch (japanische Untertiteln)
Regie: Paul Poet Vertrieb: Filmgalerie 451

Ausländer Raus! Schlingensiefs Container
Im Rahmen der Wiener Festwochen ließ Christoph Schlingensief einen Wohncontainer mit 12 Asylanten direkt vor die Oper stellen. Unter dem Motto "Ausländer raus!" konnte täglich per Zuschauerabstimmung im Internet ein Bewohner "abgeschoben" werden. In Form der damals vieldiskutierten medialen Perversion eines Überwachungs-Containers im Stile von "Big Brother" sollte die Weltöffentlichkeit mit der global verstärkt auftauchenden neuen Rechtslastigkeit konfrontiert werden. Tausende Passanten erregten sich vor Ort und wurden so zu Mitspielern in Schlingensiefs Inszenierung. Ein Scheinstück, das "das neue Europa" aufwiegelte und das "schwarze EU-Schaf" Österreich im Besonderen.
Mi, 12. August ab 18:35Uhr

Freund! Freund! Freund!
1997 / 73 min / Deutsch (japanische Untertitel)
Regie: Alexander Grasseck, Stefan Corinth Vertrieb: Ahoi Medien

Freund! Freund! Freund!
Christoph Schlingensiefs Theateraktion fand im Oktober 1997 im und um das Schauspielhaus Hamburg statt.
"Sieben Tage" harrte Schlingensief aus in seiner Bahnhofsmission in der Ex-Polizeiwache 11 in St. Georg, verteilte Suppe und bot ein Mikrophon. Er ging raus auf die Straße, in die Kirche, in die Peepshow, um mit jedem öffentlichen Auftritt mehr Beglückte und Verwirrte zurückzulassen.
Der Film bietet Einblicke in ein Projekt,
das gewohnte Theatererfahrungen sprengte.
Mi, 12. August ab 21:00Uhr

<Rahmenprogramm zur Filmreihe>
① Di, 11.08. ab 19.00 Uhr
Film & Vortrag mit Sachiko Hara
Sachiko Hara, die über 10 Jahre lang mit Schlingensief zusammen gearbeitet hat interviewte im Anschluss an seinen Tod Kollegen und Freunde über ihre Zusammenarbeit und verarbeitete das Material unter dem Titel „Christoph und ich“. Sachiko Hara persönlich wird diesen Film nun vorstellen und über ihre eigenen Erfahrungen berichten.
 
② Mi, 12.08. ab 20.05
Diskussionsrunde mit Sachiko Hara und Ulrike Krautheim
Mit ihrem Event „Twisting the knife - Christoph Schlingensief’s art of social perturbation”  war Ulrike Krautheim die Erste, die Schlingensief im vergangenen Jahr in Japan bekannt machte. Sie und Sachiko Hara werden über ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Christoph Schlingensief sprechen und ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Publikum teilen.

Details

Preis: Vorverkauf ¥1200 (für einen Film)
Tageskarte ¥1500 (für alle Veranstaltungen) / )
¥1.200 (Studenten) / ¥1.100 (Rentner)
¥1.000 (Mitglieder und Schüler des Goethe-Institutes)

Tel: +81 6-6582-1416 info@cinenouveau.com

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