2022 haben das Goethe-Institut Niederlande, das Centrum Beeldende Kunst Rotterdam und das Kulturamt der Stadt Dresden erstmals ein Forschungsstipendium zum politischen Kontext von Kunstwerken und Denkmälern im öffentlichen Raum ausgeschrieben. Der Schwerpunkt dieses neuen Angebots für Künstler*innen aus den Bereichen bildende und darstellende Künste, aber auch aus angrenzenden Fachgebieten, liegt dabei auf der postkolonialen Erinnerungskultur.
Im Rahmen ihres Rechercheprojektes Between us wird Lavinia Xausa aus Rotterdam während ihrer Residenz in Dresden eine Gruppenidentität filmisch und fotografisch untersuchen.
Eine vor Ort noch näher zu definierende Gruppe von Personen soll eingeladen werden, über die Geschichte der kolonialen Denkmäler in Dresden nachzudenken und den Einfluss der kolonialen Geschichte auf das eigene Leben zu reflektieren.
Ausgangspunkt dabei ist die Annahme der Künstlerin, dass Postkolonialismus in Europa kein gesetztes historisches Phänomen ist, sondern ein laufender und komplizierter Prozess, der mit offenem Diskurs und der künstlerischen Verknüpfung von Geschichte und Fiktion stimuliert und analysiert werden kann. Lavinia Xausa ist der Überzeugung, dass neben der historischen und soziologischen Forschung auch die Kunst eine tiefere Annäherung an die Vergangenheit ermöglichen kann, indem sie verschwiegene oder vergessene Geschichten wiederentdeckt und bislang nicht dargestellten Personen eine Stimme gibt. Wenn uns aufgrund fehlender Dokumentation ein Bezugsrahmen fehlt, kann ein fiktionaler Ansatz Emotionen an die Oberfläche bringen, um uns wieder mit der Vergangenheit zu verbinden und unsere Gegenwart zu verstehen. In ihrer partizipatorischen Kunstpraxis bezieht sie Gruppen von Menschen in die Selbstanalyse und Selbsterkenntnis ihrer eigenen Rolle in der Geschichte ein.
Lavinia Xausa (geb. 1992 in Bassano del Grappa, Italien)
studierte Visuelle Kultur und Medienwissenschaften in Bologna und Fotografie an der AKV St Joost (NL). Im Jahr 2021 gewann sie den RTM Film Pitch des International Film Festival Rotterdam (IFFR) für ihr Projekt Truly, Madly, Deeply über die Identität von Feyenoord-Anhängern. Im Jahr 2019 erhielt sie das Stipendium für junge Künstler*innen des Mondriaan-Fond. Ihre Arbeiten wurden auf dem Noorderlicht International Photography Festival (Groningen, NL), Organ Vida (Zagreb, HR) und beim IFFR sowie bei TENT und LantarenVenster (Rotterdam, NL) gezeigt.