Auslandssemester
Freiburg
Freiburger Aussichten
Eins Lee aus Auckland hält seinen Auslandsaufenthalt in Freiburg in Bilder fest
Im Rahmen meines kombinierten Psychologie- und Musikstudiums an der University of Auckland nehme ich sechs Monate lang in Freiburg an einem sechsmonatigen Austauschprogramm teil. Ich bin gebürtiger Neuseeländer, aufgewachsen bin ich aber vor allem in Südkorea. Ich fand es sehr spannend, mich für diesen Austausch zu bewerben, und insgesamt ist das Ganze bis jetzt eine tolle und ereignisreiche Erfahrung. Mein Ziel war es, Deutsch zu lernen und gleichzeitig in meinen Studienfächern Psychologie und Musik weiter voranzukommen … und natürlich die Musikkultur Europas zu erleben. Am meisten habe ich mich auf das Land und die Begegnung mit den Menschen gefreut. Was ich in den ersten drei Monaten als Student in Freiburg so alles erlebt habe, möchte ich hier gerne genauer erzählen.
Als ich am frühen Abend in Freiburg ankam, war ich von der Reise sehr müde. Trotzdem habe ich sofort das Wahrzeichen der Stadt gesehen: Das Münster. Auf dem Vorplatz wehte ein kühler Wind, und ich hörte im Vorbeilaufen, wie die Leute sich unterhielten. Der Gedanke, dass diese Stadt nun sechs Monate lang meine Heimat sein würde, kam mir sehr surreal vor.
In unserem Deutschkurs haben wir von Anfang an Unternehmungen und Ausflüge gemacht, die vom Sprachinstitut organisiert wurde. Oben sieht man den tollen Ausblick vom Biergarten des Schlossbergs. Mittwochs gibt’s hier immer zwei Bier zum Preis von einem. Hier habe ich sogleich mit meinen neuen Freunden aus Italien, Spanien, Frankreich, Ungarn und England einen super Abend verbracht.
Zwei Tage später habe ich einen Ausflug zum berühmten Berg Schauinsland im nahen Schwarzwald gemacht. Die 20-minütige Auffahrt in der Seilbahn war wirklich toll: Hier bekommt man einen wunderbaren ersten Eindruck der Gegend, den ein einziges Foto leider nicht einfangen kann.
An meinem ersten Wochenende habe ich mit Florian, einem neuen Freund aus Maastricht, im „Kaufland“ Supermarkt eingekauft. Wir konnten es gar nicht fassen, dass es gleich neben unserer Unterkunft ein solches Lebensmittelparadies gibt, und packten munter unseren Einkaufswagen voll. Links das Freiburger Frühstück im Uni Café, damit man mal einen Eindruck bekommt, was ein hungriger Student alles zum Frühstück vertragen kann.
Was das Essen betrifft, habe ich hier mein Debüt als Florians Beikoch gehabt. Das Beste bei unseren Kochaktionen ist immer, wenn der Franzose in ihm durchkommt und es Käse und Wein gibt. Wenn wir mal nicht kochen, gehen wir oft mit Freunden zu einem Italiener in der Nähe oder irgendwohin, wo es Flammkuchen gibt; eine regionale Spezialität, die der Pizza sehr ähnlich ist.
Links sehen wir den wunderschönen Gewerbekanal. Ich habe ein, zwei Wochen gebraucht, bis ich mich in der Stadt auskannte, aber jetzt weiß ich, dass man von hier nur ein Stück weiter geradeaus gehen muss, um zum „Feierling“ zu gelangen, der Brauerei mit dem besten selbstgebrauten Bier. Rechts sieht man die Straßenbahnhaltestelle Okenstraße, eine von zwei Stationen, von der aus man in die Stadt gelangt.
In der heißen Wahlkampfphase gab es auch in Freiburg Kampagnen der großen Parteien. Dabei statteten auch Kanzlerin Angela Merkel und der Vorsitzenden der Sozialdemokraten Martin Schultz der Stadt einen Besuch ab. Unsere Dozenten erlaubten uns freundlicherweise, das Seminar zu verlassen und uns stattdessen die Reden anzuhören – eine tolle Gelegenheit, gesprochenes Deutsch im aktuellen Kontext zu erleben. Und die grünen Bäume im Hintergrund waren auch sehr beeindruckend!
Am spannendsten waren die Kurse im Bereich Stadtgeschichte, wo wir viel über die Vergangenheit der Stadt gelernt haben. Wir hatten tolle Lehrer, die uns die wichtigsten Teile der Stadt gezeigt haben, etwa das Uni-Museum, das Münster, das Rathaus, den Vorort Rieselfeld oder das Augustiner Museum, das man links sieht. Auf der rechten Seite sieht man uns beim Biertrinken im „Martin’s Bräu“.
Am letzten Samstag unseres Septemberkurses sind wir zu den Todtnau Wasserfällen gefahren, einem der höchsten Wasserfälle in Deutschland. Er war zwar nicht ganz so riesig, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, aber die Gegend bietet viele reizvolle Szenerien, die man nicht jeden Tag sieht. Darum war es uns auch überhaupt nicht peinlich, ständig Selfies von uns zu machen.
Auch für mich als leidenschaftlichen Konzertbesucher ist Freiburg sehr interessant: Oben sieht man das Theater Freiburg, daneben die gleichnamige Bushaltestelle gleich neben der Uni-Bibliothek. Das andere Bild entstand in dem nahegelegenen Konzerthaus, wo ich ein bisschen deutsches Bildungsbürgertum geschnuppert habe.
Unsere Mensa: Das Essen ist mir hier alles in allem entweder zu salzig oder zu süß; dafür bekommt man schon für rund drei Euro eine komplette Mahlzeit inklusive Salat. Und im Herbst war es auch noch nicht so kalt, so dass man den Rasen vor dem Gebäude ideal für die Mittagspause oder einen Plausch mit Freunden nutzen konnte.
Zu Beginn des Wintersemesters habe ich beim Akademischen Orchester Freiburg Geige gespielt. Es war ein tolles Gefühl, zahlreiche meiner Austausch-Freunde im Publikum zu entdecken. Bei diesem zweiwöchigen Musikprojekt habe ich unter den Musikern auch viele neue Freunde gefunden … dafür musste ich aber auch die fast ausschließlich auf Deutsch stattfindenden Proben durchstehen.
Im Händelwohnheim habe ich viele neue Freundschaften geknüpft. An einem Wochenende haben wir auf Vorschlag meiner Freunde Anders (rechts) und Thomas (Mitte) auf dem Rasen zwischen den beiden Wohngebäuden, quasi unserem „Garten“, einen Brunch veranstaltet. Es war allerdings fast schon zu kalt, um sich draußen aufzuhalten.
Hier war ich zum ersten Mal in einer Postbank und habe ein Paket mit Lehrbüchern abgeholt, die ich online bestellt hatte. Durch solche kleinen Dinge wächst langsam die Selbständigkeit und man ist richtig stolz, dass man auf Deutsch schon gut zurechtkommt. Deutsche Texte zu lesen, ist aber immer noch eine ziemliche Herausforderung!
Was mich in Freiburg immer wieder auf eine harte Probe stellt, sind die unheimlich langwierigen Verwaltungsabläufe und das akribische Sicherheitssystem der Universitätsbibliothek. Außerdem muss ich in meinen Spanisch- und Französischkursen öfter nachfragen, wenn ich die Anweisungen auf Deutsch nicht ganz verstehe. Aber das gehört wohl alles dazu, und nicht zuletzt durch den Austausch mit meinem Kommilitonen Flynn (oben), wie ich ein Kiwi, komme ich ganz gut klar.
Zurück im Herzen von Freiburg am berühmten Bertoldsbrunnen. Hier ist der Hauptknotenpunkt der Straßenbahn. Ganz wie die Baustelle hinten im Bild befinden sich meine Kenntnisse der deutschen Sprache und Grammatik immer noch im Aufbau. Es ist aber wirklich toll, dass ich hier so viele Leute aus allen möglichen Bereichen kennenlerne.